„Krone“-Reporter Robert Fröwein flaniert durch die Stadt und spricht mit den Menschen in Wien über ihre Erlebnisse, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Ängste. Alltägliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.
Der aus dem Griechischen stammende Begriff Hundstage wird eigentlich für die überheißen Sommertage zwischen 23. Juli und 23. August verwendet, doch wer Teil der derzeit grassierenden Hitzewelle ist, weiß, dass man die Daten dafür längst ausdehnen müsste. Vor allem im Osten Österreichs sengt die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Wenn dann auch noch das rettende Lüftchen Wind fehlt, wird es teilweise unerträglich. „Österreich ist nicht für 37 Grad gemacht“, erzählt mir Milan unlängst an einem solchen Tag. Er chauffiert mich spätabends vom Flughafen nach Hause. Ich komme gerade aus Amsterdam. 23 Grad, viel Wind, ein leichtes Frühlingsjackerl war notwendig - und das untertags. In Wien lande ich um 23 Uhr und es hat noch immer 29 Grad.
In seinem „Büro“, einem blitzblanken, dunkelblauen Opel Insignia, herrscht eine Raumtemperatur von 20 Grad. Wenn man direkt vom aufgeheizten Betondschungel in Schwechat bei ihm ins Auto hüpft, fröstelt es einen erst einmal kurz, bevor sich eine wohlige Entspannung einstellt. Wie passend, dass Asia auf Radio Wien tatsächlich gerade „Heat Of The Moment“ spielen. Milan trägt ein luftiges T-Shirt und wirkt von den Außentemperaturen unbeeindruckt. Doch diese Annahme täuscht ein bisschen. „Du hast schon recht mit dem ,Büro‘“, lacht er und fährt in lautem Ton fort, „aber wenn man dauernd im klimatisierten Taxi sitzt, dann fällt das Aussteigen noch viel schlimmer aus. Etwa beim Gepäck verladen, oder wenn ich mal eine rauchen gehe. Da ist es dann fast unerträglich.“
In seiner Zunft sind die Dienstzeiten rigoros. Wenn sich dann, wie in meinem Fall, auch noch ein Flug erheblich verspätet, endet der Arbeitstag nicht um 23 Uhr, sondern eine geschlagene Stunde später. Milans Wecker läutet um 3.30 Uhr. Unerbittlich. „Die erste Fahrt geht von Ottakring nach Schwechat. Wegen all der Baustellen muss man sogar um die Zeit schon früh genug dran sein.“ Wer die ganze Woche so eingespannt ist, der muss seinen Schlaf auch tagsüber finden. Nicht so einfach, wenn unentwegt die 30-Grad-Marke überschritten wird. „Man gewöhnt sich aber an alles“, gibt sich Milan pragmatisch, „die ersten zwei Wochen habe ich von der Umstellung von Hitze auf Klima Kopfschmerzen und bin meist verkühlt, aber dann weiß der Körper Bescheid und es passt. Auch das Schlafen im Auto tagsüber ist kein Problem mehr.“
Milan führt seinen Job seit mehr als 30 Jahren aus und kann sich auch noch an andere Zeiten erinnern. „Im Prinzip ist es ja lachhaft, denn durch die Klimaanlagen sind unsere Fahrten wirklich angenehm geworden. In den 90ern hatte kaum ein Auto eine Klimaanlage, maximal ein guter Mercedes, aber den hatten nur wenige. Ich habe mir damals ein Tuch um Nacken und Hals gehängt, das den Schweiß absorbiert und hatte das Fenster einen Spalt breit offen.“ Schwierig wurde es, wenn sich der Fahrgast über die daraus entstehende Zugluft beschwerte und lieber in der Hitze darbte. „Gefühlt waren die Sommer in den alten Autos noch viel heißer als heute.“ Viel schlimmer wäre es sowieso in seiner Wohnung. „Dort laufen drei Ventilatoren, aber wenn ich es wirklich mal kühler haben will, dann gehe ich arbeiten.“
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