Eine der neuesten Folgen der Sci-Fi-Serie „Black Mirror“ auf Netflix mag unterhaltsam und witzig sein, doch die Episode „Joan is Awful“ („Joan ist schrecklich“) behandelt eine Zukunft, die für die streikenden Autoren und Schauspieler in den USA womöglich bald Realität werden könnte. Eine Realität, in der Künstliche Intelligenz den gesamten kreativen und technischen Prozess der Serienproduktion übernimmt - ein zentraler Grund für die aktuellen Arbeitsniederlegungen.
Die Episode erzählt die Geschichte von Joan (Annie Murphy), einer Geschäftsfrau aus der Mittelschicht, die herausfindet, dass ihr Leben als Serie auf dem Streamingdienst Streamberry - der verblüffende Ähnlichkeit mit Netflix hat - adaptiert und gesendet wird. Zu Beginn trifft Joan moralisch fragwürdige, wenn auch nicht unverzeihliche Entscheidungen: Sie entlässt eine Mitarbeiterin auf unangenehme Weise und spielt mit dem Gedanken, ihren Verlobten zu betrügen, zieht es aber nicht durch.
Am Abend schaltet Joan dann Streamberry ein und stößt auf eine Serie namens „Joan is Awful“. In ihr stellt Salma Hayek ebenjene Joan als absolut verabscheuungswürdige Person dar - inklusive verzerrter Szenen von genau dem Tag, den Joan gerade erlebt hat. Dahinter steht eine hyperintelligente KI, die Joans Lebens über ihre persönlichen Endgeräte verfolgt und in Echtzeit eine Serie produziert, für die das digitale Abbild der Schauspielerin Salma Hayek genutzt wird, ohne dass diese jemals für das Projekt vor der Kamera stand.
Bloße Science Fiction? Nicht wirklich. Für die derzeit in den USA streikenden Autoren geht es einerseits darum, dass sie fürchten, dass KI ihnen ihre Jobs streitig macht oder zumindest stark beschneidet. Chatbots wie ChatGPT werden immer intelligenter und können bereits heute Drehbücher zum Beispiel für neue Staffeln von Erfolgsserien produzieren. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Technik auch mit den besten Schreiberinnen und Schreibern auf Augenhöhe ist.
Schauspieler fürchten dagegen, dass KI ihr Abbild, ihre Stimme oder ihre Darbietungen ohne Zustimmung oder Entschädigung nutzen könnte. Die Fähigkeit von Künstlicher Intelligenz, kreative Ausdrucksformen nachzuahmen, habe sich bereits als „echte und unmittelbare Bedrohung für die Arbeit unserer Mitglieder“ erwiesen, erklärte die Gewerkschaft SAG-AFTRA.
Tatsächlich schien bis vor kurzem etwa noch unvorstellbar, dass KI einen kompletten Song im Namen und mit den Stimmen von bekannten Künstlern kreieren könne. Doch dann kam der künstlich produzierte Song „Heart On My Sleeve“ heraus, in dem vermeintlich die Superstars Drake und The Weeknd rappen beziehungsweise singen. Der von einem Unbekannten veröffentlichte Song stieß in eine rechtliche Grauzone - zum viralen globalen Hit wurde er trotzdem.
In anderen Fällen kann KI aber auch im Sinne der Schauspieler genutzt werden. So ließ sich Harrison Ford etwa im neuen, fünften „Indiana Jones“-Teil für einige Szenen digital verjüngen. Das Team filmte die Szenen zunächst ganz gewöhnlich mit Ford und nutzte dann mehrere Techniken und alte Aufnahmen aus der über 40-jährigen Geschichte der „Indiana Jones“-Filme, um das Material zu bearbeiten. Allerdings - und das ist wohl der Unterschied zu jenen Szenarien, vor denen Schauspieler sich nun fürchten - stand vor der Kamera am Ende immer noch ein echter Mensch.
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