Wirkt Einschüchterung?

Russischer Insider: Kreml-Chef „lacht“ über NATO

Ausland
17.07.2023 14:30

Laut dem früheren russischen UN-Vertreter Boris Bondarew dürfte sich der russische Machthaber Wladimir Putin derzeit ins Fäustchen lachen. Denn, dass die NATO beim Gipfeltreffen in Vilnius keinen Zeitplan für einen Beitritt der Ukraine festgelegt hat, könnte den Kreml in seinem brutalen Vorgehen bestätigen.

Dies sei ein „Zeichen der Schwäche“, beschwerte sich der ehemalige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen gegenüber dem US-Magazin „Newsweek“. Bondarew war im vergangenen Jahr aus Protest gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine von seinem Posten zurückgetreten.

Aber auch im Westen herrscht nicht eitel Wonne. So ist dem Ex-Diplomaten zufolge die NATO kein Bündnis, in dem sich alle einig seien. Vor allem Deutschland und die USA stechen laut seiner Meinung hervor. Sie seien, was den Beitritt der kriegsgebeutelten Ukraine angehe, viel zu zögerlich, führte Bondarew weiter aus. Und genau darüber würden Putin und seine Spitzenbeamten „lachen“.

Das Hauptquartier der NATO in Brüssel (Bild: APA/AFP/JOHN THYS)
Das Hauptquartier der NATO in Brüssel

„Heuchlerisches“ Vorgehen 
Denn es sei so heuchlerisch, fuhr er fort. Während amerikanische Strategen, die Briten und andere in ihren Kabinetten über ihre Möglichkeiten nachdenken, würden jeden Tag Ukrainer sterben. „Wofür“, beschwerte sich Bondarew. Dieses Vorgehen erwecke den Anschein, dass die Ukrainer erst beweisen müssten, dass sie der NATO-Hilfe würdig seien. Dabei hätten sie das von Anfang an getan, so der Ex-Diplomat.

Falsche Signale
Auch sende man ein falsches Signal an Kiew. „Putin könnte denken, dass sie ihre Meinung langsam ändern, dass sie anfangen zu verstehen, dass sie diesen Krieg nicht gewinnen können“, sagte er. Der Kreml sei indes überzeugt, „dass die NATO die Ukraine nicht eingeladen hat, weil sie Angst vor Russland hat und immer noch Angst hat, Putin zu provozieren“. Dies würde aber wiederum die Einschüchterungstaktik des Kremls nur weiter befeuern - etwa mit noch mehr Drohungen mit einem Atomschlag.

Kein klares „Willkommen“ 
Die NATO hatte auf dem Gipfel in Vilnius zu verstehen gegeben, dass die Ukraine dem Bündnis nicht beitreten wird, solange der Krieg mit Russland im Gange ist. „Die Botschaft lautet: Wenn ihr nicht wollt, dass die Ukraine in die NATO aufgenommen wird, müsst ihr immer noch in der Ukraine präsent sein oder sie bedrohen, ihr müsst ukrainische Städte bombardieren“, folgerte Bondarew daraus.

Anfang vergangener Woche hatten die 31 Mitgliedsstaaten der NATO bei ihrem Gipfeltreffen in Vilnius den Beitritt der Ukraine bekräftigt. Einen Zeitplan gibt es dazu allerdings nicht. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hatte das anfangs als „absurd“ kritisiert, später aber doch die Ergebnisse des Treffens gelobt.

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