Nummer 2 der Linken
Ex-Kapitänin Carola Rackete will ins EU-Parlament
Der Parteivorstand der deutschen Linkspartei hat die Klima- und Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete als Teil ihres Spitzenteams für die Europawahl im kommenden Jahr vorgeschlagen. Sie soll nach Partei-Co-Chef Martin Schirdewan auf Platz zwei der Kandidatenliste antreten, wie die Partei am Freitag mitteilte.
Mit der Einbindung von Rackete wolle sich die Linke für Vertreter „aus sozialen Bewegungen und der Zivilgesellschaft“ öffnen, sagte Co-Parteichefin Janine Wissler. Die Personalentscheidung sei auch eine Einladung an alle, die Forderungen der Linken richtig fänden, „aber vielleicht an der ein oder anderen Stelle mit der Partei gehadert haben“.
Schirdewan bezeichnete den Nominierungsvorschlag als Antwort auf die Herausforderungen der Zeit wie „soziale Ungleichheit, Klimakrise, Krise der Demokratie, Bedrohung von rechts“.
Kapitänin machte 2019 weltweit Schlagzeilen
Rackete war bekannt geworden, als sie im Juni 2019 als Kapitänin des Seenotrettungsschiffes „Sea Watch“ 53 Menschen vor der Küste Libyens aus dem Mittelmeer rettete und nach wochenlangem Warten trotz eines Verbots durch italienische Behörden den Hafen der Insel Lampedusa anlief.
Mit ihrer Kandidatenliste, die noch von einem Parteitag bestätigt werden muss, will sich die Partei auch von der Linken-Abgeordneten Sahra Wagenknecht abgrenzen, die wiederholt migrationskritische Töne angeschlagen hatte, während Racketes Engagement in weiten Teilen der Linken auf Sympathie stieß.
Der Richtungsstreit innerhalb der Partei sei „längst entschieden“, sagte Rackete dazu dem „Spiegel“. „Man hat die Scheidungspapiere eingereicht, lebt aber noch im selben Haus“, erklärte sie mit Blick auf Aufforderung der Parteispitze an Wagenknecht, ihr Mandat zurückzugeben.
Rackete visiert Umweltausschuss an
Zu ihrer Kandidatur sagte Rackete bei der gemeinsamen Pressekonferenz, sie sehe das Menschenrecht auf eine „gesunde Umwelt, lebensfähige Ökosysteme und ein stabiles Erdklima“ bedroht. Die Klimakrise sei auch die „größte Gerechtigkeitskrise der Welt“. Sie habe sich gefragt, wo sie „den größten Unterschied“ machen könnte.
Fossile Konzerne vergesellschaften, das Geld für die notwendige Transformation von den Krisenprofiteuren eintreiben und die Steuerflucht aus der EU verhindern.
Die Ziele von Carola Rackete
Bild: APA/dpa/Christoph Soeder
Rackete habe sich in den vergangenen Jahren in verschiedenen sozialen Bewegungen und Naturschutzprojekten engagiert. Diese seien angewiesen auf die „Unterstützung einer parlamentarischen Linken“. Um ihre Ziele zu verwirklichen, sei eine „gute Vernetzung in die Institutionen“ nötig. Im Falle einer Wahl wolle sie im Umweltausschuss des EU-Parlaments arbeiten.
Rackete beklagte eine „rücksichtslose Ausbeutung unserer Natur für Profite“ und forderte eine Reihe von Gegenmaßnahmen: „Fossile Konzerne vergesellschaften, das Geld für die notwendige Transformation von den Krisenprofiteuren eintreiben und die Steuerflucht aus der EU verhindern.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.