Berichte von Gewalt
Fast 200 Migranten aus tunesischer Wüste gerettet
Die Migrantinnen und Migranten, die in einer Wüste an der tunesisch-libyschen Grenze ausgesetzt worden sein sollen, wurden jetzt gerettet. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) soll es sich um 191 Menschen handeln, die mit Essen, Kleidung und einer provisorischen Unterkunft versorgt wurden.
Einige Migrantinnen und Migranten seien vom Grenzschutz in das nahe gelegene Dorf Al-Assah im Norden Libyens gebracht worden, hieß es. Zwei aus Nigeria stammende Männer sagten in einem Video, sie seien vom tunesischen Militär geschlagen und mit anderen in ein Wüstengebiet gebracht worden. Daraufhin hätten sie sich bis nach Libyen durchschlagen wollen.
Ein anderer Mann gab an, dass das Militär ihnen die Pässe abgenommen und die Dokumente dann verbrannt hätte. Er sei mit 35 anderen Menschen in ein Fahrzeug gesteckt und an die Grenze zu Libyen gebracht worden. Die Gruppe habe zwei Tage lang in der Wüste ausgeharrt.
Kinder und Schwangere ausgesetzt
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sprach von hunderten Migrantinnen, Migranten und Asylwerbenden, die kollektiv in Richtung der Grenze ausgewiesen worden seien. Darunter sollen auch Kinder und Schwangere sein. Die Betroffenen sollen kaum Essen und keine medizinische Versorgung bekommen haben, auch ihre Mobiltelefone hätten die Sicherheitskräfte zerstört. Berichtet wurde zudem von Gewalt und sexuellen Übergriffen.
Tunesien und Libyen sind unter den wichtigsten Transitländern für Migrantinnen und Migranten in Nordafrika auf dem Weg nach Europa. In den vergangenen Monaten nahmen Anfeindungen und Schikanen gegen die Menschen aus Ländern südlich der Sahara zu. Tunesiens Präsident Kais Saied hatte von „Horden irregulärer Migranten“ gesprochen, ihnen „Gewalt, Verbrechen und inakzeptable Verhaltensweisen“ vorgeworfen.
Die EU-Kommission will unterdessen die Zusammenarbeit zu Migration mit Tunesiens Regierung ausbauen. Am Sonntag wurde verkündet, dass eine Absichtserklärung unterzeichnet wurde. Die EU-Kommission plant etwa rund 100 Millionen Euro für Such- und Rettungsaktionen sowie das Rückführen von Migrantinnen und Migranten. Insgesamt soll es bis zu 900 Millionen Euro von der EU für Tunesien geben.
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