Reformen gefordert

Studie zeigt: Keine Anreize für mehr Arbeit

Politik
18.07.2023 06:00

Das Steuersystem macht vor allem bei der Mittelschicht Mehrarbeit unattraktiv. Experten fordern jetzt Reformen, um Teilzeit in Österreich zu reduzieren.

Österreich ist ein Land der Teilzeitarbeit. Das ist in Zeiten des akuten Fachkräftemangels ein enormes Problem. Und es wird vom Steuersystem indirekt gefördert, denn Mehrarbeit zahlt sich vor allem im mittleren Einkommensbereich einfach nicht aus. Das verdeutlicht eine Studie des wirtschaftsliberalen Thinktanks „Agenda Austria“: Wer seine Arbeitszeit um 100 Prozent erhöht, bekommt nur 60 Prozent mehr Gehalt heraus. Damit ist Österreich trauriges Schlusslicht vor Belgien (siehe auch Grafik unten).

Studien-Autor Dénes Kucsera: „Das österreichische Steuersystem bietet keinen Anreiz, um mehr zu arbeiten. Das liegt am progressiven Steuersystem, das es anderswo auch gibt. Aber Österreich liegt dennoch weit hinten. Wenn man von 20 auf 40 Stunden aufstocken will, erhält man in Schweden oder Dänemark 85 Prozent statt wie in Österreich nur 60 Prozent.“

(Bild: Krone KREATIV I Quelle: Agenda Austria I Foto: stock.adobe.com)
Ökonom Dénes Kucsera (Bild: Agenda Austria/Elke Mayr)
Ökonom Dénes Kucsera

Das Problem, sagt Kucsera, liege im komplizierten Steuersystem, man könnte etwa das 13. und 14. Gehalt gleich besteuern - dann wäre eine Entlastung einfacher. „Vor allem muss man die mittleren Einkommen endlich entlasten. Da wären 12 Milliarden möglich.“ Ein spezifisches Problem sei auch die hohe Teilzeit bei Frauen. Ein ebenso altes Lied, das keiner abdreht, trotz vielfacher Beteuerung.

„Die ganztägige Kinderbetreuung ist nicht umfassend garantiert. Das verschärft das Problem“, sagt der Agenda-Ökonom, der noch einmal betont: „Aktuell lohnt sich das Mehrarbeiten nicht.“

Aus der kalten Progression bringt bis zu 4 Milliarden
Wifo-Steuerexperte Simon Loretz sieht die Problematik differenzierter. Er betont, dass es in einem progressiven Steuersystem wie dem österreichischen unvermeidbar sei, dass Besserverdienende auch mehr einzahlen. „Das kann man nicht ganz vermeiden.“ Man dürfe aber überdies nicht vergessen, dass ein großer Teil der Abgaben in das Pensionssystem fließe und es mit Abschaffung der kalten Progression, die Türkis-Grün umgesetzt hat, jährlich eine Steuerreform gebe.

Dies werde sich im kommenden Jahr besonders stark auswirken. Mit einem Volumen von 3,5 bis vier Milliarden Euro.

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