Seit fast 25 Jahren lockt das Einkaufszentrum Eisenstadt Konsumenten aus allen Bezirken in die Landeshauptstadt. Jetzt verwaisen dort immer mehr Geschäfte. Ist bloß die Teuerung schuld? Und was unternimmt die Geschäftsführung, um ein attraktives Einkaufscenter zu bleiben? Ein Lokalaugenschein.
Heruntergelassene Rollläden, leere Shops mit unbekleideten Schaufensterpuppen und Stores, die schon vor dem Eingang plakatieren „Wir schließen diese Filiale“: Im Einkaufszentrum Eisenstadt (EZE) verwaisen immer mehr Geschäfte. Nach dem Optiker „Nechansky“ und der „Douglas“-Parfümerie stehen nun auch die Modeläden „Tom Tailor“ und „Esprit“ leer.
Auch das Schuhgeschäft „Delka“ will, oder besser gesagt muss, Ende September seine Pforten schließen, nachdem sich der deutsche Schuhhändler Ara vollständig vom österreichischen Markt zurückzieht. Was ist da los? Und ziehen bald noch mehr Mieter aus? Immerhin beträgt die Nettomiete pro Quadratmeter zwischen 12 Euro für Megastores und 25 Euro für kleinere Shops.
„Hausgemachte“ Probleme
„Derzeit ist uns über weitere Auszüge nichts bekannt“, erklärt Matthias Zachs. Der Marzer Jurist ist neben Günter Puchinger, Michaela Koch und der Bank Burgenland einer von vier Gesellschaftern. Trotz Teuerung und Energiekrise habe man die alten Mietpreise beibehalten. Aber natürlich kauften die Menschen nun „überlegter“ ein, vor allem Artikel, die man nicht für den täglichen Bedarf brauche. Dennoch seien die Gründe für die Shopschließungen „hausgemacht“, sagt er.
„Die Firma Nechansky zog sich aus einer Konkurrenzsituation heraus zurück, nachdem im Haidäcker Park eine Wutscher-Filiale eröffnete. Douglas wurde im Zuge einer europaweiten Einsparung von 500 Filialen geschlossen.“ Und jener Mattersburger Franchisenehmer, der Esprit und Tom Tailor führte, sei im Vorjahr verstorben: „Seine Familie wollte die Stores weiterführen, nahm aber nach Bekanntwerden der Überschuldung Abstand davon. Vor kurzem wurde der Konkurs über die Verlassenschaft eröffnet.“
Manche Unternehmen erwirtschaften wieder Umsätze wie vor der Krise, anderen gelingt das nicht. In den Lebensmittelgeschäften sind die Einkaufswägen der Kunden jedenfalls bummvoll.
Matthias Zachs, geschäftsführender Gesellschafter im EZE
Bild: Petra Klikovits
Kommen und Gehen
Für das ehemalige „Esprit“-Lokal gebe es aber bereits einen Nachmieter aus dem Textilbereich: „Ein unterschriftsreifer Vertrag liegt vor. Er soll in den nächsten Tagen unterschrieben werden, damit das neue Geschäft Ende September oder Anfang Oktober öffnen kann.“ Für den „Tom Tailor“-Store wiederum hat Zachs einen neuen Optiker an der Angel. Im „Delka“-Store soll ein neues Schuhgeschäft einziehen.
Aber auch sonst herrscht im EZE viel Bewegung: „Die Friseurkette Klipp will innerhalb des Einkaufszentrums in ein größeres Geschäftslokal übersiedeln, weil es aufgrund des hohen Kundenzulaufs aus allen Nähten platzt. Auch ein Handyzubehör-Geschäft und ein Barber-Shop wollen einziehen.“
Trotz einiger Shop-Schließungen fahren wir eine klare Vorwärtsstrategie.
Matthias Zachs, geschäftsführender Gesellschafter im EZE
Erweiterung angedacht
Und was ist mit den ungenutzten 2500 m² hinter dem Mediamarkt? „Da eröffnen aller Voraussicht nach ein Schuhgeschäft, ein neues Burger-Lokal sowie eine Woolworth-Filiale mit jeder Menge Diskontwaren. Billig, so ist die Welt heute!“ 2025/2026 soll zudem der Billa Plus erweitert werden. Zumindest gibt es dazu erste Gespräche. Ob auch eine dritte Ausbaustufe erfolgt? Platz genug wäre ja auf dem 65.000 m² großen Grund. „Das hängt von potenziellen Mietern ab. Ins Blaue bauen wir sicher nichts.“
Als Zachs mit seinen Geschäftspartnern das Einkaufszentrum 1999 erwarb, glich das damals 4000 m2 große vermietbare Gebäude einer „Uraltbude mit Ostblockcharme“, wie er sagt. Nach dem ersten Ausbau 2002 wurde die vermietbare Fläche auf 11.000 m2 mehr als verdoppelt. Zwecks Eröffnung der Mediamarkt-Filiale im Mai wurden weitere 4500 m2 bebaut.
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