ÖVP und Freiheitliche fordern nach den jüngsten Wolfsrissen im Silbertal einen raschen Abschuss des vermeintlichen „Problemtieres“. Den gesetzlichen Rahmen dafür soll das sogenannte „Tiroler Modell“ liefern.
Kaum dass einmal ein Wolf die Freiluftbühne betritt, geht das hysterische Geheule schon los. Seitdem der große Beutegreifer auf einer Alpe im Silbertal mehrere Ziegen gerissen hat, übertreffen sich Vertreter aus Politik, Landwirtschaft und der Jagd mit Abschussforderungen. An vorderster Front Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner (ÖVP), bei dem sich der Eindruck aufdrängt, er würde sich am liebsten gleich selbst eine Flinte aufschultern.
„Das Maß an Wolfrissen in Vorarlberg ist voll“, tönte er und forderte eine „rasche und unbürokratische Freigabe des Abschusses von Problemwölfen“. Es könne schließlich nicht sein, „dass bei qualvoll getöteten Schafen und Ziegen plötzlich der Tierschutz keine Rolle mehr spielt und unsere Nutztiere dem Wolf zum Fraß vorgeworfen werden“. Natürlich weiß auch Gantner um die legistischen Hürden, die einer raschen „Entnahme“ eines Problemwolfes im Weg stehen, weshalb er vorschlägt, das rechtlich sehr umstrittene „Tiroler Modell“ auch auf Vorarlberg auszurollen.
FPÖ ruft ebenfalls nach schnellem Abschuss
Einen Verbündeten hat er in der FPÖ gefunden, die am Dienstag selbst einen entsprechenden Landtagsantrag eingereicht hat. In diesem heißt es: „Auch wir halten die Anpassung der entsprechenden Jagd-Verordnung der Landesregierung für notwendig, um rasch und unbürokratisch auf Problemwölfe reagieren und so weitere Gefahren für Weidetiere und auch Menschen abwenden zu können.“ Einig sind sich Schwarze und Blaue zudem darin, dass der Schutzstatus des Wolfes angepasst gehöre - die diesbezüglichen EU-Gesetze seien über 30 Jahre alt und ließen ein adäquates Wolfsmanagement nicht zu.
Zynische Debatte mit schwammigen Argumenten
Unterm Strich bleibt allerdings der Eindruck einer zynischen Debatte: Da entdecken Politiker, die etwa in Sachen Kälbertransporte schon mal beide Augen zudrücken, plötzlich ihre Liebe zum Nutztier. Und da beklagen Jäger Verhaltensänderungen beim Wild durch die Präsenz eines Wolfes - wohlwissend, dass die Bestände gerade im Silbertal viel zu hoch sind, mit gravierenden Folgen für den Schutzwald. Ganz zu schweigen davon, dass die riesigen Wildpopulationen die Brutstätten jener TBC-Bakterien sind, wegen denen jedes Jahr ganze Kuhställe gekeult werden müssen...
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