„Gefährliche Zone“
Kiew will weiter Getreide liefern, Moskau warnt
Die Ukraine will, wie berichtet, trotz des Ausstiegs Russlands aus dem Getreideabkommen an diesem festhalten und den Schwarzmeer-Korridor auch in Zukunft für Exporte nützen. Doch davor warnt Moskau mit eindeutigen Worten: Die Sicherheitsgarantien für ukrainische Exporte seien aufgehoben. „Es handelt sich um eine Zone, die unmittelbar an das Kampfgebiet grenzt und in der ohne entsprechende Sicherheitsgarantien gewisse Risiken entstehen.“
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach am Dienstag von einer „temporär gefährlichen Zone“. Denn die Ukraine nutze diese Gewässer für militärische Aktivitäten. Peskow reagierte damit auf Vorschläge, dass die Türkei Frachter mit ukrainischem Getreide schützen könnte. Zugleich wies der Sprecher internationale Kritik an dem russischen Rückzug aus dem Getreideexportabkommen zurück. Russland erfülle seine Verpflichtungen und werde auch weiterhin Getreide an arme Länder liefern. Dazu sei Russland auch bereits mit afrikanischen Ländern in Kontakt.
Solidaritätskorridor über Europa
Am Montag hatte Russland die Vereinbarung auslaufen lassen, weil es eigene Forderungen zu erleichterten Exporten von Düngemittel und Agrarprodukten nicht erfüllt sieht. International löste die Entscheidung viel Kritik aus - auch, weil das ukrainische Getreide wichtig für die Versorgung anderer Länder mit Nahrungsmitteln ist.
Selbst während des Krieges blieb die Ukraine im Jahr 2022 den Angaben zufolge der größte Weizenlieferant des Welternährungsprogramms (WFP) und lieferte mehr als die Hälfte der weltweiten Weizenbeschaffung des WFP. Mit dem Auslaufen des Abkommens könnte der Druck auf Lebensmittelpreise steigen, worunter vor allem Menschen in ärmeren Ländern leiden würden. Abhilfe schaffen zumindest zum Teil eigens von der EU und der Ukraine ausgebaute Handelswege über Flüsse, Schienen und Straßen.
Die ungeliebten Importe aus der Ukraine
Allerdings haben Getreidebauern im westlicheren Europa Sorge vor mehr Weizenimporten aus der Ukraine. In Polen und anderen EU-Staaten war es bereits zu Protesten gekommen. Temporäre Einfuhrverbote waren die Folge. Nach mühsamen Verhandlungen konnten sich die betroffenen Staaten mit der EU-Kommission auf eine Ausnahmeregelung, die vorerst bis Mitte September aufrecht ist, einigen. In Bulgarien, Polen, Ungarn, Rumänien und der Slowakei dürfen Weizen, Mais, Rapssamen und Sonnenblumenkerne aus der Ukraine bis zum 15. September nicht mehr frei gehandelt werden. Wegen der Marktverzerrungen und Preisverfall durch stark angestiegene Agrarexporte aus dem Kriegsland sollen die genannten Länder nun auch stärker aus EU-Agrargeldern profitieren.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.