20.07.2023 08:15

Olimpija-Duo im Talk

„Raul? Da müssen Sie meine Mutter fragen …“

Es hat Zeiten gegeben, da hat Fußball-Österreich kaum mehr als ein, zwei Handvoll Legionäre im Ausland gehabt - doch diese Zeiten sind vorbei. Kreuz und quer über Europa verteilt, stolpert man über Österreicher, die ihr Glück außerhalb der Alpenrepublik suchen. In Slowenien trifft bei Double-Gewinner Olimpija Ljubljana gar ein Quartett aufeinander. krone.at hat mit Mateo Karamatić und Raul Florucz zwei Vertreter dieser Austro-Riege besucht und u.a. erfahren, wieso einer der beiden kein Ski-Star geworden und der andere mit einer Fußball-Legende nichts am Hut hat ... 

krone.at: Was hat dieser Klub in Sloweniens Hauptstadt nur an sich, dass in der kommenden Saison gleich vier rot-weiß-rote Kicker ihre Knochen für ihn hinhalten, Raul?
Raul Florucz: Was der Klub an sich hat? Ich finde, es ist ein guter Klub für junge Spieler, um sich als Spieler und auch als Mensch fortzubilden. Darüber hinaus ist hier die Infrastruktur super. Wir spielen, wir kämpfen jedes Jahr um den ersten Platz in der Liga und wir spielen dieses Jahr auch in Europa. Ich denke, es ist ein sehr interessanter Schritt für einen jungen Spieler, um die Teilnahme an der Champions League zu spielen.

krone.at: Mateo, Du bist wie Pascal Estrada - ein weiterer Österreicher, der zuletzt auch Kapitän im ÖFB-U21-Team gewesen ist - im Gegensatz zu Raul bereits ein Jahr hier, verfügst bereits über ein bisschen Erfahrung. Was hat dieser Klub an sich?
Mateo Karamatić: Der Verein ist ambitioniert und setzt auf junge Spieler. Olimpija ist ein Super-Sprungbrett für die weitere Karriere, die Liga ist gut und junge Spieler werden gefördert - zudem hat man die Chance, in Europa zu spielen, zumindest einmal die Quali-Spiele. Der Verein tut alles, um uns jungen Spielern die Chance zu geben, uns weiterzuentwickeln.

Mateo Karamatić und Raul Florucz (Bild: Hannes Maierhofer)
Mateo Karamatić und Raul Florucz

krone.at: Positiv aus Deiner Sicht, aus der Sicht von Ahmet Muhamedbegović und der Sicht von Pascal Estrada ist wohl, dass Raul als einziger von euch vier KEIN gelernter Verteidiger ist und damit nicht in einem Konkurrenzkampf mit euch steht. Kann man das so sagen?
Karamatić: Naja, ich glaube, ein gesunder Konkurrenzkampf ist wichtig für jeden einzelnen, um sich weiterzuentwickeln, auch für das Team. Aber ja, im Training haben wir dann schon das 1-gegen-1 mit Raul, da stehen wir schon wieder in Konkurrenz ...

krone.at: Ein gewisses Standing hast Du dir inzwischen sowieso erarbeitet. Du bist in der vorigen Saison ja doch sehr oft zum Einsatz gekommen, hast zahlreiche Startelf-Einsätze, viele Einsätze über 90 Minuten gehabt …
Karamatić: Auf jeden Fall! Jedes Spiel, jede Saison ist neu und man muss sich von Anfang an wieder seinen Platz erkämpfen.

krone.at: Raul, Du kommst mit dem Lorbeer des zweitbesten Goalgetters der 2. kroatischen Liga nach Ljubljana. Was erwartest Du Dir selbst von der Luftveränderung von Kroatien in Richtung Norden?
Florucz: Persönliche Ziele habe ich mir noch nicht gesetzt. Mir war es wichtig, dass ich erst einmal hier bei Olimpija ankomme, dass ich die Atmosphäre spüre und sehe, wie die alle funktionieren, ...

(Bild: Hannes Maierhofer)

krone.at: … wie sie ticken …
Florucz: … wie sie ticken, genau! Mal sehen, was passiert. Jeder kämpft für sich selber mit einem Ziel - und das ist, dass die Mannschaft so gut wie möglich spielt und die Ergebnisse erzielt, die man sich vor der Saison gesetzt hat.

krone.at: Also ein persönliches Ziel in Richtung: „So und so viele Tore oder so und so viele Assists möchte ich leisten“, das hast Du Dir demnach nicht gesetzt?
Florucz: Das mache ich nicht ...

krone.at: In den vergangenen Jahren bist Du von Lokomotiva Zagreb immer wieder verliehen worden, hast bei Deinem Stammklub nur wenige Spiele pro Saison machen dürfen - woran hat’s gelegen, dass Du nicht auf mehr Einsätze in der „Hrvatska Nogometna Liga“ gekommen bist?
Florucz: Ich habe bei Lokomotiva aus anderen Gründen nicht gespielt, nicht wegen des Fußballerischen. Da hat es andere Probleme gegeben, mit dem Trainer … (zögert)

krone.at: Mateo, auch wenn man’s am Zungenschlag nicht so recht heraushören mag, Du bist ein Tiroler ...
Karamatić: Genau!

krone.at: … stammst aus Ehenbichl. Wieso ist aus dem kleinen Mateo eigentlich kein Skifahrer geworden? Immerhin ist Dein Heimatort dank der dort gebürtigen Sabine Ginther, Pepi Strobl und Nicole Hosp bisher vor allem als Ski-Ort bekannt …
Karamatić: Stimmt! Als Kleiner habe ich das Skifahren auch sehr oft probiert, aber die Liebe zum Ball war immer stärker und größer.

krone.at: Also ist kein Weltcup-Sieger an Dir verlorengegangen?
Karamatić: Nein, ich finde den Wintersport sehr schön und es war auch immer ein Hobby, aber Fußball war immer meine erste Liebe, sagen wir einmal so ... (lacht)

krone.at: Dein Karriereweg hat Dich aus Ehenbichl im Tiroler Außerfern über den Nachwuchs von Red Bull Salzburg und den USK Anif nicht direkt hierher nach Ljubljana geführt, sondern erst in die 2. Mannschaft des NK Osijek in Ost-Kroatien. Wie ist es zu diesem etwas ungewöhnlich wirkenden Schritt gekommen?
Karamatić: Ich meine, es gibt nie den einen richtigen Weg im Fußball. Kurz vor Corona kam jedenfalls das Angebot von Osijek - und ich habe mich in dem Moment entschieden, dass ich es probieren will, dass ich es machen will. Und es hat sich dann super ausgezahlt, es war der richtige Weg. Ich hatte eine Superzeit drüben, ich habe in der 2. Liga gespielt und oft im 1. Team trainiert. Es ist auch eine fördernde Liga für junge Spieler, was Raul bestätigen kann.

krone.at: Osijek ist ja auch generell ein Spitzenklub …
Karamatić: Ja, auf jeden Fall! Sie kämpfen immer um die ersten drei Plätze oben mit. Es war ein Superschritt in meiner Karriere.

krone.at: „Raul“ als Vorname kommt mir jetzt nicht übertrieben „Vöcklabruckerisch“ vor, ohne die Taufnamen-Statistiken in Oberösterreich genau im Kopf zu haben. Wie kommt’s zu diesem in der Welt des Fußballs durchaus wohlklingenden Vornamen?
Florucz: Da müssen Sie meine Mutter fragen …
Karamatić: (lacht)

Raul Florucz (Bild: Hannes Maierhofer)
Raul Florucz

krone.at: Ach so? Gibt’s keinen Bezug zu Raul, zum „großen Raul“, dem spanischen Fußballer?
Florucz: Ich weiß das nicht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nie gefragt … (lacht)

krone.at: Nie gefragt? Nie interessiert? Okay. Dennoch: Wie viel vom „großen Raul“ steckt im noch kleinen, im „jungen Raul“, der mir hier gegenübersitzt? Immerhin seid ihr beide Offensiv-Fußballer …
Florucz: Das weiß ich nicht. Ich glaube, man kann sein Potential in so jungen Jahren noch nicht zu 100 Prozent ausschöpfen.

krone.at: Mateo, Du gehst in Deine bereits 2. Saison hier bei den „Drachen“ von Ljubljana, weißt also schon, wie der Hase hier läuft. Auf was für einen Fußball darf sich Raul hier in Slowenien bzw. hier bei Olimpija Ljubljana einstellen?
Karamatić: Ich glaube, dass wir bei Olimpija sehr attraktiven Fußball spielen, mit viel Ballbesitz und nach vorne hin aggressiv-hohem Pressing. Die Liga generell ist aber auch sehr stark am Konterspiel orientiert. Es geht sehr physisch zu, es geht sehr zur Sache, rauf und runter.

krone.at: Ihr habt ja auch über den Sommer den Trainer gewechselt, habt nach dem Spanier Albert Riera nun einen Herrn aus Portugal als Chef. Hat sich da von der Spielanlage etwas verändert?
Karamatić: Ich glaube, das Team ist mit fünf oder sechs Neuzugängen ziemlich gleich geblieben. Natürlich, jeder Trainer gibt seine Details dazu, aber es bleibt ziemlich gleich, glaube ich.

krone.at: Auch wenn ich weiß, dass es im Fußball und in den Leben von Fußballern durchaus schnelllebig zugeht: Wisst ihr eigentlich, was ihr beide am 21. Mai 2022 so gemacht habt’s?
Karamatić: Wir können es nur vermuten ...

krone.at: Und was vermutet ihr?
Karamatić: Naja, dass wir gegeneinander gespielt haben …

Mateo Karamatić (Bild: Hannes Maierhofer)
Mateo Karamatić

krone.at: Ist euch euer nunmehriger Mitspieler damals als Gegner irgendwie in Erinnerung geblieben? Dir, Raul?
Florucz: Ehrlich gesagt, habe nicht einmal mehr gewusst, dass wir gegeneinander gespielt haben.

krone.at: Ja, in einem Spiel, das Dein Klub mit 3:0 gewonnen hat gegen den NK Osijek II.
Florucz: An das Spiel kann ich mich schon erinnern, aber nicht, dass Mateo gespielt hat, das weiß ich nicht mehr … (lacht)

krone.at: Und Du, Mateo?
Karamatić: Ja, ich kann mich schon erinnern! Ein oder zwei Spiele waren es, in denen wir gegeneinander gespielt haben.

Mateo Karamatić und Raul Florucz (Bild: Hannes Maierhofer)
Mateo Karamatić und Raul Florucz

krone.at: Und als Gegenspieler ist er Dir nie aufgefallen? Er hat ja bei dem besagten 3:0 des NK Jarun gegen Osijek II doch ein Tor geschossen und einen Assist gemacht.
Karamatić: Ja, ich glaube, ich kann mich schon erinnern. Ein Tor mit rechts hat er gemacht, was eigentlich ein Wunder war … (lacht)

krone.at: Apropos Mitspieler: Mateo, in der Salzburger Akademie hast Du einst Seite an Seite trainiert und gespielt mit Leuten wie den inzwischen zu Teamspielern aufgestiegenen Nicolas Seiwald, Junior Adamu oder Jusuf Gazibegović. Hast Du noch Kontakt zu diesen teilweise millionenschweren Burschen?
Karamatić: Ab und zu schon, mit manchen mehr und mit manchen weniger. Ich glaube, das sind alles sehr bodenständige Super-Jungs, die jetzt schon eine Super-Karriere gemacht haben - und denen noch sehr viel bevorsteht. Auch in Österreichs Bundesliga gibt es viele Spieler, mit denen ich zusammengespielt habe.

krone.at: Hast du jetzt konkret mit irgendjemandem, den man kennt, noch Kontakt?
Karamatić: Ja, mit dem Junior ...

Junior Adamu (Bild: GEPA)
Junior Adamu

krone.at: Junior Adamu, der vor Kurzem zum SC Freiburg gewechselt ist?
Karamatić: Genau! Es gibt auch welche beim SK Sturm Graz, zum Beispiel David Affengruber oder Alexander Prass, alles Super-Jungs!

krone.at: Jetzt hat Olimpija Ljubljana in der vorigen Saison den Gewinn von Meisterschaft und Pokal-Bewerb bejubeln dürfen - darf ich annehmen, dass die Double-Titelverteidigung das vorrangige Ziel für die neue Spielzeit sein wird?
Florucz: 100-prozentig, auf jeden Fall!

krone.at: Und was sagst Du dazu, Mateo?
Karamatić: Auf jeden Fall! Ich glaube, noch ein nächster Schritt ist dann die Platzierung in Europa.

krone.at: Das wäre bereits die nächste Frage gewesen: Wie schaut’s mit dem Europacup aus? Ich habe aus dem Klub-Umfeld schon ein bisschen heraushören können, dass man sich schon das Ziel setzt, sich vielleicht einmal für eine Gruppenphase zu qualifizieren …
Karamatić: Auf jeden Fall! Aber wir brauchen erst einmal zwei Siege für die Conference-League-Gruppenphase. Ich glaube, für jeden Spieler und auch für den ganzen Verein ist die Qualifikation für eine Gruppenphase ein großes Ziel.

krone.at: Abgesehen von den Zielen mit Olimpija Ljubljana - wie sollten die kommenden 11 Monate, also bis zum Saisonschluss, hier in Slowenien ablaufen, was sollte in den kommenden 11 Monaten passieren, sodass Du, Raul, rundum zufrieden und glücklich mit der Saison wärst?
Florucz: Ich glaube, es wird alles auf uns zukommen, so wie es kommen soll. Man kann es nicht voraussehen, aber im Idealfall ...

krone.at: … im Idealfall gibt’s viel Einsatzzeit für Dich und viele Tore von Dir, vermute ich einmal …
Florucz: … und dass wir die Meisterschaft sowie den Cup gewinnen und in Europa so weit wie möglich kommen.

krone.at: Und Du, Mateo? Ich meine, als Verteidiger kommt man wahrscheinlich seltener dazu, dass man sich Tore als Ziel setzt …
Karamatić: Auf jeden Fall viel Einsatzzeit! Und so wenig Tore wie möglich bekommen, die beste Verteidigung in der Liga zu haben. Das sind schon einmal meine persönliche Ansprüche.

krone.at: Auf welcher Position würdest du Diese Einsatzzeit am liebsten verbringen?
Karamatić: Lieber als Innenverteidiger! Aber als Linksverteidiger bin ich auch da, wenn man mich braucht ...

krone.at: Lasst uns zum Abschluss noch einen Blick in die fernere Zukunft wagen: Wo seht ihr euch in fünf oder zehn Jahren? Was für Ziele wollt ihr erreichen, jetzt mal losgelöst davon, ob ihr das „Karriere-Planung“ nennt oder nicht …
Florucz: Wie gesagt, ich bin jetzt nicht der Typ, der sich Ziele setzt. Ich gebe Tag für Tag in jedem Training, in jedem Spiel mein Bestes und alles kommt so, wie es kommt. Deswegen habe ich jetzt keine wirklichen Ziele.

krone.at: Ein relativ fatalistischer Zugang. Also keine konkreteren Nationalteam-Hoffnungen oder ein Wunschklub? Dass Du sagst: „Ich möchte einmal für Manchester United spielen!“?
Florucz: Nein, ehrlich! Ich gebe einfach jeden Tag mein Bestes. Ich schaue, dass ich besser werde und mein Potential ausschöpfe. Mal sehen ...

krone.at: Und Du, Mateo?
Karamatić: Es ist schon ein Traum von jedem Fußballer, im Nationalteam zum Einsatz zu kommen. Aber ich glaube, ein nächster Step wäre einfach eine bessere Liga, ein besserer Verein, der vielleicht auch einen Fix-Startplatz im Europacup hat - das sind so die Ziele. Aber man kann nie wissen, wo der Weg hinführt. Das ist halt Fußball ...

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