„... alles verlieren“
So krallt sich Putin „unartige“ westliche Konzerne
Wie könnte man westliche Firmen am besten im Land behalten? Für Russlands Präsident Wladimir Putin ein klarer Fall, denn die russische Regierung greift förmlich nach westlichen Konzernen und droht damit, Vermögenswerte zu beschlagnahmen. Durch diese „vorübergehende“ Nationalisierung wird der Rückzug aus Russland noch schwieriger …
Vor Kurzem hat der russische Staat die Kontrolle über die Fabriken des dänischen Bierbrauers Carlsberg und des französischen Lebensmittelkonzerns Danone übernommen. Das Russland-Geschäft der beiden europäischen Firmen wurde von Präsident Putin der staatlichen Vermögensverwaltung zugeteilt und soll der „Financial Times“ zufolge von russischen Oligarchen übernommen werden.
„Unartige“ Konzerne werden „bestraft“
Dies sind jedoch nur zwei Beispiele für die zahlreichen Unternehmen, die gezwungen werden, entweder Fabriken in Russland deutlich unter Wert zu verkaufen oder verstaatlicht zu werden. Jene „unartigen“ westlichen Konzerne, die sich mit dem Verkauf ihres Russland-Geschäfts verabschieden wollen, sollen beschlagnahmt und zu einem Schleuderpreis übernommen werden. Das erhöht die Unsicherheit bei jenen Firmen, die Russland noch nicht verlassen haben und die - wohl oder übel - mit Totalverlusten rechnen müssen.
Westliche Unternehmen in der Zwickmühle
Jene europäischen Unternehmen, die Russland noch nicht verlassen haben, stehen nun zunehmend unter Druck - von zwei Seiten. Denn seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine hat nur ein Bruchteil der Firmen dem Land den Rücken gekehrt. Einerseits müssen sich diese Konzerne in der Öffentlichkeit ihrer westlichen Heimatländer rechtfertigen, andererseits stehen die Unternehmen, je länger sie in Russland bleiben, immer mehr vor dem Ruin.
Je länger die Firmen in Russland bleiben, desto wahrscheinlicher werden sie am Ende alles verlieren.
Andrii Onopriienko, Kyiv School of Economics
Der Kreml unternimmt nun schon seit Monaten alles, um Unternehmen den Abschied aus Russland so unattraktiv wie möglich zu machen. Geplante Verkäufe müssen nämlich von einer Regierungskommission zur Genehmigung vorgelegt werden, die laut dem Moskauer Anwalt Alexej Saposchnikow pro Woche lediglich über 40 bis 50 Fälle entscheidet. Betroffene Firmen gebe es aber geschätzt 2000 bis 3000.
„Ohne uns geht es nicht“
So oder ähnlich argumentieren nun zahlreiche Unternehmen, darunter viele Mittelständler und Familienunternehmen, die offenbar auf das Geld aus Russland nicht verzichten wollen oder können. Die Konzerne würden etwa Produkte liefern, ohne die sich „die Zahl der Menschenleben, die dieser Krieg fordert, nur vervielfachen“ würde. Zudem sei es nicht die gesamte russische Bevölkerung, die einen Krieg gegen die Ukraine führt. Kritiker sehen das aber anders. Denn westliche Konzerne erwirtschafteten im Vorjahr hohe Milliardenumsätze in Russland und durch die direkten Gewinnsteuern finanzierten sie Russlands Kriegsmaschinerie in der Ukraine.
Wie sieht die Situation in Österreich aus?
Vergleichbar mit jener in vielen anderen westlichen Ländern ist auch die Situation in Österreich. Etliche bekannte Marken wie Red Bull oder das Verpackungsunternehmen Mayr-Melnhof haben sich demnach aus Russland zurückgezogen. Andere hingegen sind weiterhin in Russland tätig.
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