Experte erklärt

Achtung: „Weckhormon“ ist kein Schlaf-Wundermittel

Leser fragen, Experten antworten zu gesundheitlichen Themen. Michaela I.: „Ich habe in einer Fernsehsendung gehört, dass es jetzt eine neue Möglichkeit gibt, besser zu schlafen. Hier soll ein sogenanntes Weckhormon die entscheidende Rolle spielen. Was ist davon zu halten?“

Univ. Prof. Dr. Manfred Walz, Vorstand des Instituts für Schlafmedizin, Privatklinikum HANSA in Graz: Da muss ich ein bisschen ausholen: Die Rede ist vom Hormon Orexin. Es wird im Hypothalamus produziert, einer wichtigen Schaltzentrale im Gehirn. Forscher in den USA und Holland haben zufällig entdeckt, dass Orexin unter anderem eine wachmachende Funktion erfüllt.

Hohe Orexinspiegel unterdrücken den Schlaf. Das führte im Umkehrschluss zu der Annahme, dass es schlaffördernd ist, wenn man den Spiegel dieses Hormones senkt. Normalerweise steigt der Orexingehalt tagsüber an, damit wir wach bleiben. Zu Beginn der Nacht fällt er wieder ab. Es war also naheliegend, eine Möglichkeit zu entwickeln, um eine zu massive Aktivität des Orexins zu bremsen.

Mittlerweile wurde ein bestimmter Wirkstoff (ORA = Orexin-Rezeptorantagonist) von der EU-Kommission zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen. Er verhindert die Bindung des „Weckhormones“ an den Orexin-Rezeptor. So wird die Wirkung der Substanz außer Kraft gesetzt und Schläfrigkeit tritt ein. Inzwischen sind sieben Medikamente dieses Typs verfügbar, wenngleich noch nicht in vielen Ländern Europas.

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Sie blockieren den Weckvorgang und beeinflussen damit spezifisch einen Teil des Schlafes. Ist also ein neuer Stern am Schlafmittel-Himmel aufgegangen? Einiges spricht zwar dafür: Es gibt keinen Gewöhnungseffekt, es besteht keine Suchtgefahr, es wurden nach dem Absetzen keine Entzugssymptome festgestellt. Allerdings gibt es Nebenwirkungen!

So bemerkte man beispielsweise, dass es nach Einnahme eines Präparates aus dieser Stoffgruppe vermehrt zu sogenannten Schlafparalysen kommen kann - die Betroffenen wachen zwar auf, können aber oft einige Minuten lang weder sprechen noch sich bewegen. Zudem ist ein ORA kein Allheilmittel gegen Schlafprobleme. Es hilft nur jenen, die einen zu hohen Orexinspiegel aufweisen.

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Zudem ist ein ORA kein Allheilmittel gegen Schlafprobleme. Es hilft nur jenen, die einen zu hohen Orexinspiegel aufweisen.

Univ. Prof. Dr. Manfred Walzl, Vorstand des Instituts für Schlafmedizin, Privatklinikum HANSA in Graz (Bild: Kronen Zeitung)

Univ. Prof. Dr. Manfred Walzl, Vorstand des Instituts für Schlafmedizin, Privatklinikum HANSA in Graz

Für Schlafstörungen gibt aber es noch hundert andere Ursachen. Daher rate ich dazu, Schlafmittel neueren Typs nicht bedingungslos zu verwenden, sondern immer zuerst Altbewährtes einzusetzen! Wie Schlafrituale, Entspannung, wenig Alkohol, keine schweren Mahlzeiten zu später Stunde sowie ein kühles, Handy- und TV-befreites Schlafzimmer.

Porträt von Wolfgang Exel
Wolfgang Exel
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