28 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen derzeit weniger Stunden leisten als in ihrem Vertrag vereinbart. Bei den Vollzeitkräften ist es fast jede dritte Person (32 Prozent), wie die Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) am Mittwoch berichtete.
Befragt wurden 4500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zu beachten ist dabei, dass die tatsächlich geleistete Arbeitszeit oft die vereinbarte Menge übersteigt. „In der Praxis müssen viele Beschäftigte Überstunden leisten, nämlich fast drei Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich - davon 22 Prozent häufig und 52 Prozent gelegentlich“, heißt es aus der Arbeiterkammer. Besonders viele Überstunden machen Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung, im Verkehrs- und Nachrichtenwesen und im Bauwesen. Das Gesundheits- und Sozialwesen ist hingegen die Branche mit der teilzeitbedingt geringsten Wochenarbeitszeit.
Bei den Teilzeitbeschäftigten will laut AK übrigens jede dritte Person die wöchentliche Arbeitszeit erhöhen. Diese sollten gezielt angesprochen werden, sagte AK OÖ-Präsident Andreas Stangl. Zu bedenken gab er, dass es in manchen Branchen gewünscht sei, sich Überstundenzuschläge zu ersparen.
Arbeitszeit wirkt sich auf Zufriedenheit aus
Christoph Hofinger vom Sora-Institut betonte, dass die Arbeitszeit einen Einfluss auf die Zufriedenheit und den Willen, den Job zu wechseln, habe. Stangl erinnerte daran, dass es seit 1985 keine Arbeitszeitverkürzung mehr für die breite Masse gegeben habe. Laut Hofinger würden einige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch auf einen Teil ihres Lohns verzichten, um Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bringen oder arbeitsbedingte gesundheitliche Probleme zu reduzieren.
Eine Frage des Alters sei dieser Wunsch nicht. „Der Wunsch nach weniger Arbeitszeit, selbst bei gleichbleibendem Stundenentgelt, ist - entgegen gängiger Vorurteile - bei der jungen Generation Z nicht stärker ausgeprägt als in allen anderen Altersgruppen. Die Wehklagen aus Politik und Wirtschaft über die angeblich so faule junge Generation gehen also ins Leere“, sagte Stangl am Mittwoch. Ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden heute genauso weniger arbeiten wollen - um 3,4 Stunden weniger als vor 20 Jahren.
Insgesamt bräuchte es eine moderne Arbeitszeitgestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer orientiert, sowie einen Ausbau der Rechtsansprüche auf veränderte Arbeitszeiten. Die 2018 beschlossenen Änderungen - eine höchstzulässige Arbeitszeit von zwölf Stunden pro Tag beziehungsweise 60 Stunden pro Woche - sollten wieder zurückgenommen werden.
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