Propaganda dreht durch
Moskau schockiert mit „Saporischschja-Gemüse“
In der russischen Hauptstadt Moskau ist soeben das gastronomische Festival, das übersetzt in etwa den Namen „Die Geschmäcker Russlands 2023 “ trägt, über die Bühne gegangen. Für großes Aufsehen und Entsetzen sorgt nun die dort dargebotene „südwestrussische Küche“, für die zum Beispiel extra das „Donezker Schnitzel“ oder „Gemüse nach Saporischschja-Art“ erfunden wurden.
Während derzeit die ukrainische Gegenoffensive im Gange ist und ständig neue Schreckensmeldungen aus dem kriegsgebeutelten Land eintreffen, hat die russische Propaganda anscheinend jedweden Bezug zur Realität verloren. Im Rahmen eines pompösen „Festivals“ wurde den Menschen in der pulsierenden Metropole Moskau suggeriert, dass man nun Speisen aus den „neuen Regionen“ probieren könne.
Mit „neuen Regionen“ sind jene Gebiete gemeint, die Russland in seinem Nachbarland besetzt hat und wo Schreckliches passiert. Das darf die im Land von Kreml-Herrscher Wladimir Putin als durchaus verwöhnt geltenden Hauptstädter nicht jucken, sonst gibt es bekanntlich Probleme. Sondern sie sollen besser die „neuen“ Gerichte aus den „neuen“ Regionen probieren. Dass diese aus dem Stegreif frei erfunden sind, scheint dabei egal. Zu probieren gab es etwa „Donezker Schnitzel“, „Chersoner Grillhendl“, „Luhansker Appetizer“ oder „Kekse mit Luhansker Honig“.
Als „Donezker Schnitzel“ wird ein Schnitzel aus Schweinefleisch angeboten, das mit einer „besonderen“ Panier - Konkreteres wird nicht erwähnt - und Kräutern versehen ist. Das „Chersoner Grillhendl“ wird in Sauerrahm und Paprika mariniert. Der „Luhansker Appetizer“ besteht aus einem Roggenbrot, Speck, Fleischaufstrich und Essiggurkerln. Das „Gemüse nach Saporischschja-Art“ umfasst Paprika, Tomaten, Melanzani und Zucchini vom Grill und wurde hoffentlich nicht, wie böse Zungen vermuten, in der Nähe des Atomkraftwerks angebaut.
Krim-Annexion veränderte Lebensmittelmarkt
Bereits einiges geändert hat sich auf Russlands Lebensmittelmarkt nach der illegalen Einverleibung der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim im Frühjahr 2014. Das war zum einen den umfassenden Sanktionen geschuldet, die dazu führten, dass das flächenmäßig größte Land der Erde unter anderem ordentliche kulinarische Einbußen hinnehmen musste. Zeitweise war beispielsweise Käse nur zu stark überhöhten Preisen in den Regalen zu haben. Dem konterte der Kreml etwa mit „Äpfeln von der Krim“ oder auch Austern oder Langusten von der Halbinsel.
„Patriotische Fantasien“
Der Journalist Pawel Sjutkin von Radio Free Europe bemerkte dazu, dass es bereits in der Sowjetunion patriotische Bestrebungen in diese Richtung gegeben habe. Allerdings hatte man es damals nur auf den Wodka abgesehen, der als „russische Erfindung“ verehrt wurde. Heutzutage sei das Spektrum „patriotischer Fantasien“ breiter. Denn heute gebe es „große russische Käsesorten, die angeblich von einfachen russischen Bauern unter Fürst Wladimir hergestellt wurden, und russische Pasteten, die angeblich den Grundstein für die gesamte Weltgastronomie legten“, kritisierte der Experte. Und es gebe noch viele weitere derartige verrückte Erfindungen durch die Propaganda, versicherte Sjutkin.
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