Einsatzkräfte sagen:

„Für diese Verhältnisse war Bergung sehr schnell“

Tirol
19.07.2023 15:40

Wegen eines technischen Defektes aufgrund der heftigen Unwetterfront standen am Dienstagnachmittag die Gondeln des Ski- und Wandergebietes Schlick 2000 im Tiroler Stubaital still, wie ausführlich berichtet. Ein Augenzeuge, der in einer Gondel fest saß, schilderte der „Krone“ die beunruhigenden Szenen und übte auch Kritik an der Rettungsaktion. Darauf reagieren nun die Einsatzkräfte, die vor Ort unermüdlichen Einsatz an den Tag legten. 

„Es hat nur wenig gefehlt und das Ganze wäre in einer Katastrophe mit vielen Toten und Schwerverletzten geendet.“ Mit dieser Aussage ließ der betroffene Tiroler aufhorchen. Er saß mit seiner Frau und seinen beiden Kindern im Alter von 10 und 13 Jahren rund drei Stunden in einer Gondel fest. Ein Zustand, der in seinen Augen nicht akzeptabel sei. „Wir haben das Unwetter von hier aus hautnah miterlebt. Das war wahrlich kein Spaß. Es hat uns gefühlt einen Meter nach links und nach rechts herumgeschleudert. Das war extrem beängstigend“, betonte er und kam zu dem Schluss: „Trotz der Rettungsaktion bedarf es in derartigen Situationen eines umfassenden neuen Rettungskonzeptes!“

Die Geschäfts- und Betriebsleitung der Schlick 2000 konterte - wie ebenfalls berichtet - diesen kritischen Aussagen: Diese war aber aufgrund des anhaltenden, starken Sturmes per Hubschrauber aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Somit mussten die Gäste aus den Gondeln vom Boden aus geborgen werden. Hier waren aufgrund der zahlreichen, umgestürzten Bäume die Zufahrtswege total blockiert. Diese mussten zuerst von den Feuerwehren Fulpmes und Telfes sowie einer Baufirma mit Baggern freigeräumt werden. Dies hat einige Zeit in Anspruch genommen. Die Rettungskette habe auch laut allen Einsatzleitern gut funktioniert.

Die Sturmböen rissen viele Bäume aus, was die Bergungsarbeiten erschwerten. (Bild: Florian Schöpf)
Die Sturmböen rissen viele Bäume aus, was die Bergungsarbeiten erschwerten.
Auch die Rettung und Hubschrauber wurden angefordert. (Bild: Florian Schöpf)
Auch die Rettung und Hubschrauber wurden angefordert.

„Windspitzen von bis zu 240 km/h wurden gemessen“
Nun melden sich auch die Einsatzkräfte selbst zu Wort. „Ganz so dramatisch, wie es der Augenzeuge schildert, haben wir den Einsatz nicht erlebt“, sagt Florian Schöpf, Bezirksleiter-Stellvertreter der Bergrettung Innsbruck-Land, und ergänzt: „Fakt ist, dass es zahlreiche umgestürzte Bäume gab, Windspitzen von bis zu 240 km/h gemessen wurden und die Wettersituation prinzipiell sehr schwierig war.“

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Und wir haben zuerst sicherstellen müssen, ob das Betreten des Geländes überhaupt möglich war.

Florian Schöpf, Bezirksleiter-Stellvertreter der Bergrettung Innsbruck-Land

52 Bergretter, 37, Sanitäter und Co. 
Insgesamt 52 Bergretter von mehreren Ortsstellen seien im Einsatz gestanden, sie haben 18 BergBerge-Teams gebildet. „Das hat bodengebunden stattgefunden, weil eine Bergung mit dem Christophorus 1 und der Libelle wegen des Wetters schlichtweg nicht möglich war. Die Piloten hätten Taubergungen mehrfach versucht. Und wir haben zuerst sicherstellen müssen, ob das Betreten des Geländes überhaupt möglich war“, betont Schöpf. In Summe bargen die Einsatzkräfte 42 Personen, eine von ihnen war leicht verletzt und wurde von den Rettungskräften versorgt. „Der Einsatzablauf hat sehr gut funktioniert, für diese schwierigen Verhältnisse war die terrestrische Bergung aller Betroffenen extrem schnell“, teilt der Bergretter mit. Offizielles Ende der Bergungen sei um 19.37 Uhr gewesen.

„Kriseninterventionsteam war sehr wohl vor Ort“
Das Rote Kreuz sei hingegen mit insgesamt 37 Sanitätern, zwei Notärzten und vier Mitarbeitern des Kriseninterventionsteams bei der Mittelstation gewesen, dort habe man ein Versorgungszelt aufgebaut. „Es entspricht somit nicht der Wahrheit, dass es keine Betreuung der Geretteten vor Ort gab. Alle Einsatzkräfte haben sich von Beginn an sehr bemüht“, betont Schöpf. 

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