Hochwasserschutz

„Für uns in Mittersill geht es ums Überleben“

Salzburg
21.07.2023 08:00

In keiner Salzburger Region ist die Angst vor einem Unwetter so groß wie im Oberpinzgau. Der Hochwasserschutz und damit verbundene Eingriffe in die Natur sind ein Streitthema. Geplante Rückhaltebecken in den Seitentälern sorgen für Diskussionen.

Mittersill hatte riesiges Glück. Am 18. Juli 2021 hörte der Regen einfach auf. Die Gemeinde im Oberpinzgau stand vor dem kompletten Untergang, nur Zentimeter fehlten. Immer wieder wird die Region im Salzburger Westen von Überschwemmungen und Muren hart getroffen. Vor ziemlich genau zwei Jahren war es besonders schlimm: Ein 300-jähriges Hochwasser hielt die Gemeinden in Atem. 5,9 Meter hoch stand die Salzach in Mittersill. So hoch wie noch nie. Auch nicht 2005 im bisherigen Rekordjahr.

Seit 2019 sorgt die neue Hubbrücke im Ort für ein wenig Erleichterung. (Bild: Feuerwehr Mittersill)
Seit 2019 sorgt die neue Hubbrücke im Ort für ein wenig Erleichterung.

Kritik von Alpenverein und Rechnungshof
„Für uns geht es ums blanke Überleben“, sagt Wolfgang Viertler. Der Mittersiller Bürgermeister hat seit 2005 alle Unwetter durchgemacht. Geht es nach ihm, muss der Hochwasserschutz rasch ausgebaut werden. In fünf Seitentälern, alle im Nationalpark Hohe Tauern, sollen Rückhaltebecken gebaut werden. Bei einem Infoabend am Mittwoch informierten Land und Experten in Mittersill über die möglichen Schutzbauten. Während Alpenverein oder gar Rechnungshof die Maßnahmen kritisieren, sieht ein Großteil der Bevölkerung im Oberpinzgau keine andere Option.

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Wir wissen schon seit dem letzten Unwetter, dass wir wieder schwimmen werden. Rückhaltebecken als Hochwasserschutz sind in den Tauerntälern alternativlos.

(Bild: EXPA/Stefanie Oberhauser)

Wolfgang Viertler, Bürgermeister Mittersill

Eingriff in Natur oder Ende für den Lebensraum?
„Es gibt keine Alternative zu Rückhaltemöglichkeiten in den Tauerntälern“, so Viertler. „Sonst ist das das Ende für den Oberpinzgau als Lebensraum.“ Der Bürgermeister zeichnet ein düsteres Bild. Viele Menschen, die in der Region mehrfach von den Folgen von Flut oder Muren betroffen waren, teilen seine Ansicht. „Mir ist bewusst, dass das ein Eingriff in die Natur ist, aber das ist alternativlos.“

Viertler versteht die Kritik, auch wenn die meist aus der Ferne und nicht aus dem Pinzgau komme. 150 Hektar sollen im Nationalpark schonend für die Maßnahmen beansprucht werden. Ein Bruchteil, im Vergleich zu den 805 Quadratkilometern Nationalpark-Fläche in Salzburg, so Viertler. „Man darf nicht vergessen, es werden Schutzmaßnahmen gebaut, keine neuen Lifte oder Chaletdörfer.“

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