Heribert Weber:

„Müssen Nation werden, die junge Kicker ausbildet“

Fußball National
20.07.2023 06:43

Titel und Europacup-Finale mit Rapid und Salzburg, Liga-Rekordspieler - jetzt steht Heribert Weber auf die Bullen, die Berge und kickt mit seinen Enkerln. „Wir müssen die Nation werden, die junge Spieler für größere Ligen ausbildet“, fordert die Legende im Interview mit der „Krone“.

„Krone“: Heri, du hast 573 Bundesliga-Spiele absolviert, ein Rekord für die Ewigkeit - oder kann ihn wer knacken?
Heribert Weber: Schwierig, da die guten Spieler alle ins Ausland gehen. Da darf man keinem böse sein. In Österreich verdient man gut, aber im Ausland kann man Außergewöhnliches schaffen.

Heribert Weber (Bild: GEPA pictures)
Heribert Weber

Warum bist du in 21 Profi-Jahren nie gegangen?
Das frage ich mich auch. Wenn Angebote gekommen sind, habe ich erst davon erfahren, als sie nicht mehr aktuell waren. Rapid hat mir nichts gesagt. Damals hat es auch nur zwei Manager für die ganze Nation gegeben.

Hier eine Podcast-Episode mit Heribert Weber, die vor rund drei Jahren aufgezeichnet wurde:

Aber?
Aber ich bin stolz auf meine Karriere. Ich war bei Sturm, Rapid und Salzburg, nie Mitläufer, überall Kapitän und Leistungsträger. 

Mit Rapid und Salzburg wurde Heri Weber Meister und kam ins Europacup-Finale. (Bild: Kronen Zeitung Archiv)
Mit Rapid und Salzburg wurde Heri Weber Meister und kam ins Europacup-Finale.

Blochin, Kempes, Giannini, Müller - wer war der größte ausländische Star in 50 Jahren Bundesliga? 
Jeder war eine Klasse für sich. Sie sind am Ende ihrer Karriere gekommen, waren für Österreich noch immer eine Sensation. Aber sie hatten auch Mitspieler, die alles für sie gemacht haben. Nyilasi, Kranjcar und Panenka kannst auch noch aufzählen. Antonin und ich haben nach den Trainings oft ein Handballtor aufgestellt, aus 25 Metern geschossen - sein Gefühl war unfassbar.

Ähnlich wie bei Dejan Savicevic. Er soll zu dir bei Rapid oft gesagt haben: „Trainer, die Schmerzen sieht man beim Röntgen nicht.“ War er eine launische Diva? 
Ich verrate nichts aus der Kabine. Hätte er keine Probleme gehabt, hätte er immer gespielt. Er war ein Genie, wir sind noch befreundet.

Was sagst du zur Entwicklung des Fußballs mit VAR und Transferwahnsinn?
Der Fußball kennt keine Grenzen. Je höher die Qualität, desto mehr Geld steckt drinnen. Für die Sponsoren ist Fußball die beste Bühne.

Aufgrund der Kommerzialisierung gibt’s aber gefühlt fast jeden Tag Spiele, Bewerbe werden aufgeblasen - wird dir das nicht auch zu viel?
Das ist mir egal, ich schaue gerne Fußball, meist aber nur die Zusammenfassungen. Ich gehe lieber auf die Berge wandern oder kicke mit meinen drei Enkelkindern, alle Buben. 

Bleiben wir beim Geld: Red Bull - Fluch oder Segen für unseren Fußball? 
Salzburg hat sich international einen Namen geschaffen, wenn man ihr Nachwuchsmodell sieht, ist das europaweit einzigartig. Es wäre an der Zeit, dass andere Klubs eine ähnliche Nachwuchsarbeit wie Salzburg leisten.

Red Bull Salzburg gibt in Österreich seit Jahren den Ton an. (Bild: Andreas Tröster)
Red Bull Salzburg gibt in Österreich seit Jahren den Ton an.

Aber keiner hat diese finanziellen Möglichkeiten.
Natürlich, aber man kann Legionäre holen, die 17, 18 Jahre alt sind. Wir müssen die Nation werden, die junge Spieler für größere Ligen ausbildet. Das wäre der richtige Weg, tragen auch die Fans mit. Bei Sturm sieht man, dass sich etwas entwickelt.

Und bei Rapid?
Da ist viel schiefgegangen. Man hat halt keine Geduld. Aber man kann auch nicht sagen, wir haben zwei Jahre, um Dritter zu werden.

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(Bild: KMM)



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