Panzerfahrzeug aktiv

„Löwin“ gesichtet: Villen-Viertel als Sperrzone

Ausland
20.07.2023 18:11

Die Menschen im Süden von Berlin sind am Donnerstagmorgen von einer ungewöhnlichen Warnung überrascht worden: Die Polizei sucht seit Mitternacht auch mit Hubschraubern und Drohnen nach einem entlaufenen Raubtier, das von Augenzeugen gefilmt worden ist. Es handelt sich dabei möglicherweise um eine Löwin. Zumindest deuten als authentisch eingestuften Aufnahmen darauf hin. Vor Kurzem teilte die Polizei mit, dass das Tier in der Nähe eines Villen-Viertels erneut gesichtet worden sei - auch von eigenen Beamten. Es herrscht Ausgangsverbot, das Gebiet ist Sperrzone!

„Es gab eine mögliche Sichtung des Tiers im Süden Berlins nahe der Stadtgrenze zu Brandenburg“, teilte die Berliner Polizei am Donnerstagnachmittag mit. Das Veterinäramt und der Stadtjäger seien zum Sichtungsort alarmiert worden. Das Tier soll in einem Wäldchen in der Nähe von Kleinmachnow herumstreifen. Das Waldstück befindet sich in der Nähe eines Villen-Viertels. Dort herrscht nun Ausgangsverbot, das Gebiet ist Sperrzone. Gejagt wurde das Tier außerdem in Zehlendorf.

Laut bild.de ist mittlerweile auch ein gepanzertes Fahrzeug des Sondereinsatzkommandos im Einsatz. An Bord befinden sich den Angaben zufolge vermummte Beamte mit Maschinengewehren. Die Polizei soll das Tier bereits zweimal gesichtet, aber nicht geschossen haben.

Auch Narkosegewehr gefährlich
Wenn ein Tier in freier Wildbahn gefangen werden sollte, werde Tele-Injektion mit einem Narkosegewehr eingesetzt, sagte May Hokan von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF). Das könnten am besten etwa Zootierärzte, die mit solchen Situationen auch unter Stress gut umgehen könnten.

Die Tierärztin schilderte mögliche Probleme: „Wenn man so einen Löwen trifft, fällt der nicht direkt um und schläft ein. Es gibt eine Stressphase, er hat diesen Pfeil im Hintern, wird erst mal losrennen und Radau machen.“ Dies dauere einige Minuten, auch abhängig von der Art des Narkosemittels. „Wir haben dann eine schwierige Phase, bevor das Tier einschläft und man sich dem Tier nähern kann.“ Theoretisch denkbar wäre auch ein Abschuss.

„Haus nicht verlassen, Haustiere hereinholen“
„Bitte meiden Sie es aufgrund eines entlaufenen Wildtieres aktuell im Bereich Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf, das Haus zu verlassen, und holen Sie auch Ihre Haustiere ins Haus“, hatte die Polizei in Brandenburg am frühen Morgen in einem Tweet gewarnt. Wenig später informierte man, dass die Warnung nunmehr auf den Süden Berlins ausgeweitet worden sei.

Die Bevölkerung wurde mithilfe von Warn-Apps auf die mögliche Gefahr hingewiesen. Die Polizei hat sie auch mit Lautsprecherdurchsagen vor dem entlaufenen Raubtier gewarnt. Die Menschen seien gebeten worden, von Spaziergängen in Wäldern abzusehen, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion West. Laut Informationen der „Bild“-Zeitung hat die Raubkatze bereits ein Wildschwein gerissen.

Aufnahmen des Wildtiers kursieren in den sozialen Medien:

Die Polizei meinte gegenüber der „Bild“ zu einem aufgetauchten Video (siehe Tweet oben), das das entlaufene Tier zeigen soll: „Es gibt momentan keinen Grund für uns, an der Echtheit zu zweifeln.“

Kindergärten, Geschäfte und Rathaus blieben offen
In Kleinmachnow waren bereits in der Nacht Hubschrauber im Einsatz. Donnerstagfrüh wirkte in der Kleinstadt laut einem dpa-Reporter alles völlig normal. Von der Suche nach einem gefährlichen Raubtier war kaum etwas zu merken. Radfahrer waren unterwegs, Spaziergänger mit Hunden, Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen. Auf Baustellen wurde gearbeitet. Eine Sprecherin der Gemeinde sagte in der Früh, die Kindergärten in Kleinmachnow seien geöffnet, die Kinder dürften aber nicht in den Garten hinaus. Auch das Rathaus bleibe geöffnet. Den Händlern am Markt sei empfohlen worden, keine Stände aufzubauen. „Es sind kaum Leute da“, sagte die Sprecherin.

Polizeihubschrauber auf der Jagd nach dem Wildtier (Bild: APA/AFP/John MACDOUGALL)
Polizeihubschrauber auf der Jagd nach dem Wildtier
Polizei, Jäger und Veterinärmediziner begaben sich zum Sichtungsort. (Bild: APA/AFP/John MACDOUGALL)
Polizei, Jäger und Veterinärmediziner begaben sich zum Sichtungsort.

Von niemandem vermisst: Von wo ist das Tier ausgebrochen?
Viele Fragen sind noch offen: Bisher hat die Polizei keine Informationen, woher das Tier stammen könnte. Es seien Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen überprüft worden. In solchen Einrichtungen wird allerdings keine Löwin vermisst. Dies bestätigte auch der Bürgermeister von Kleinmachnow in einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag. Michael Grubert betonte, man wolle das Tier unter Narkose einfangen und nicht auf es schießen, wenn es nicht unbedingt notwendig sei. Die Exekutive geht davon, dass sich das Tier im Bereich Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf aufhält.

Fakten

Jährlich werden der Organisation Pro Wildlife zufolge hierzulande Hunderttausende Wildtiere als exotische Haustiere zum Verkauf angeboten. Damit gehöre Deutschland zu einem der größten Absatzmärkte. Bereits in der Vergangenheit hatte es immer wieder Fälle entlaufener exotischer Tiere gegeben. Erst vor wenigen Wochen büxte im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach ein Serval aus - eine afrikanische Raubkatze. Im März war im schweizerischen Basel eine Gepardin entlaufen, 2016 in Nordrhein-Westfalen ein Schneeleopard.

Private Haltung von Wildtieren 
Die private Haltung von Wildtieren ist in Deutschland Ländersache. In Berlin ist sie verboten, in Brandenburg gibt es keine spezielle Regelung neben der Bundesartenschutzverordnung. Erkenntnisse über eine illegale Haltung wurden am Donnerstag zunächst nicht bekannt. Nach Angaben des Landesumweltamtes ist in Brandenburg die Haltung von 23 Löwen angemeldet. Dabei handle es sich um drei Zirkusunternehmen, zwei Zoos und eine private Haltung.

Löwin im deutschen Wald 
Laut Einschätzungen von Expertinnen und Experten aus Zoo und Tierpark in Berlin käme eine Löwin in den Sommermonaten durchaus in einem deutschen Wald zurecht. In einem ihr unbekannten Terrain könne davon ausgegangen werden, dass sie sich ins Unterholz zurückziehe und nicht aktiv den Kontakt zum Menschen suche, teilten die Einrichtungen mit. „Auch die Gefahr, dass ein Wildtier auf freier Fläche wie beispielsweise im Wald, Park oder Feld einen Menschen direkt angreift ist geringer, als wenn es sich in einem Wohngebiet in die Enge getrieben und bedroht fühlt.“

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