„Schnitzel unter“ im oberösterreichischen Waldhausen: Ein 350 Jahre alter Gasthof wurde Opfer der schweren Unwetter. Der Nachbar hatte die rettende Idee. Und so kam es, dass viele Stammgäste den verzweifelten Wirtsleuten halfen.
„Es war eine Apokalypse, so etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt.“ Christoph Schauer (44) macht Pause beim Aufräumen, um mit der „Krone“ zu sprechen. Der Chef des Gasthofs Schauer in Waldhausen hörte in der Nacht auf Montag plötzlich „ohrenbetäubenden Lärm“. Dann ging alles ganz schnell: Binnen Minuten brachen Wassermassen und Hagel über den Familienbetrieb herein. Das Eis verstopfte die Abflüsse im Hof, das Wasser drückte die Türe zu den Innenräumen auf.
Überall Wasser
Das Erdgeschoß war mehr als einen halben Meter hoch überflutet, weil die Niederschlagsmenge auf der anderen Seite des Gebäudes nicht wieder hinausfließen konnte – das Tor ließ sich nicht mehr öffnen. „Der Strom war auch sofort weg. Ich bin in der Finsternis durchs Wasser gewatet, da kam mir schon ein Kasten entgegen geschwommen.“
Mit Traktor gegen Tor
Der Nachbar öffnete das Tor schließlich, indem er mit seinem Traktor von außen dagegen fuhr. So konnte das Wasser abrinnen. Da war der Schaden aber schon angerichtet. „Alles, was zerstört ist, haben meine Eltern aufgebaut“, sagt Schauer. Sein Urgroßvater kaufte den Gasthof vor 130 Jahren, seitdem ist er in Familienbesitz. Schon davor wurde das 350 Jahre alte Gebäude als Herberge genutzt.
Stammgäste haben beim Vorbeifahren angehalten, ihre Termine abgesagt und uns sofort gefragt: ,Wo können wir helfen?‘
Magdalena Buchinger, Gasthof Schauer
Hoher Schaden
Das Traditions-Gasthaus, das mit vielen regionalen Zutaten kocht und so rasch wie möglich wieder öffnen möchte, ist in „guter“ Gesellschaft. Allein in der Landwirtschaft entstand durch die Unwetternacht in OÖ ein Schaden von 4,6 Millionen Euro. Wie hoch er im Gasthof Schauer ist, muss erst ein Sachverständiger klären. Manche Dinge lassen sich aber nicht mehr reparieren: In den Wassermassen schwammen auch Kinderfotos und das Hochzeitsalbum der Eltern.
Froh über Hilfsbereitschaft
Magdalena Buchinger, die das Gasthaus zusammen mit ihrem Bruder betreibt, kann dem Unglück dennoch etwas Positives abgewinnen: die große Hilfsbereitschaft von Einsatzkräften, Nachbarn, Bekannten und sogar Kunden. „Stammgäste haben beim Vorbeifahren angehalten, ihre Termine abgesagt und uns sofort gefragt: ,Wo können wir helfen?‘“
Ein anderer Wirt half
Besonders ergreifend: Am Tag nach dem Unwetter fand das Begräbnis eines Stammgastes statt, der Gasthof Schauer hätte den Leichenschmaus zubereiten sollen. Ein befreundeter Wirt sprang ein und stellte seine Küche zur Verfügung. So konnte die Begräbnisgesellschaft doch noch versorgt werden.
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