Aufruhr beim berühmten Puccini-Opernfestival in Torre del Lago (Toskana): Nach Streitereien feuerten die Organisatoren den Mailänder Dirigenten Alberto Veronesi (58), der aus Zorn über die umstrittene „Bohème“ des Franzosen Christophe Gayral mit einer Augenbinde dirigierte!
Empört bezeichnete Veronesi die vom Regisseur ins Paris der 1968er-Unruhen verlegte Produktion als „kommunistisch“ und „linksradikale Provokation“ des Publikums wie der Rechtsregierung von Italiens Premierministerin Giorgia Meloni, deren Sympathisant Veronesi ist.
Nach Veronesis Rauswurf holte das Festival Ersatz. Doch jetzt droht Veronesi: „Ich dirigiere die nächsten Vorstellungen mit Frack und Maske. Wenn Sie mich nicht dirigieren lassen, fordere ich Schadenersatz.“ Rückendeckung gibt ihm nun Italiens Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi, der für internationale Empörung gesorgt hatte, als er forderte, Ausländer, die berühmte Kulturinstitutionen Italiens leiten, heimzuschicken. Vermuten Insider dahinter zu Recht einen beginnenden faschistischen Kulturkampf?
Polittheater? Oder Zickenkaprizen? Dass Dirigenten sich über Regieeskapaden ärgern, ist Opernalltag. Riccardo Muti schmollte nach seiner Salzburger „Aida“, er werde bei den Festspielen nie mehr Oper dirigieren. Christian Thielemann sagte, er schaue bei manchen Regiekapriolen nicht mehr hin. Und die Meinungsverschiedenheiten zwischen Wiens Staatsoperndirektor und seinem Musikchef Philippe Jordan über Regie enden mit Jordans Abgang 2025. „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ sollte Leitsatz sein. Aber Regisseure sollten auch über ihre Verantwortung gegenüber einem Werk und dem Autor nachdenken. Die meisten Komponisten können sich ja nicht mehr wehren
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