Entwarnung in Berlin

Löwen-Alarm beendet: War‘s bloß ein Wildschwein?

Ausland
21.07.2023 15:41

Der Löwen-Alarm in Berlin und Umgebung ist beendet. Bei der Sichtung soll es sich um ein Wildschwein gehandelt haben, wie auf einer Pressekonferenz in Kleinmachnow nahe Berlin - die „Krone“ war vor Ort - am Freitagnachmittag bekannt gegeben wurde. Es werde „nicht mehr gesucht“, es herrsche „keine akute Gefahrenlage“. Ab sofort herrsche „wieder Normalbetrieb“. Kritik am Einsatz kam umgehend von der Polizeigewerkschaft. 

Allerdings, betonte Bürgermeister Michael Grubert bei der Pressekonferenz, sei etwas „etwas gesehen“ worden. Dabei handelte es sich aber höchstwahrscheinlich um ein Wildschwein.

„Einsatz angemessen“
Der Einsatz sei jedoch „angemessen“ und „absolut gerechtfertigt“ gewesen. Man habe „schnell handeln“ müssen. Grubert nach „30 Stunden Anspannung“: „Es besteht keine akute Gefährdungslage für die Bevölkerung.“

Durch zwei unabhängige Experten (einer davon aus Südafrika) wurden Körperform und Haltung des auf dem Video abgebildeten Tieres analysiert. Beide kamen zu dem Schluss, dass es sich keinesfalls um einen Löwen handele. (Bild: José Maria Gagàn | CyperTracker )
Durch zwei unabhängige Experten (einer davon aus Südafrika) wurden Körperform und Haltung des auf dem Video abgebildeten Tieres analysiert. Beide kamen zu dem Schluss, dass es sich keinesfalls um einen Löwen handele.

Vor Ort herrschte Erleichterung. Immer wieder seien Hinweise beim zuständigen Ordnungsamt und der Polizei eingegangen. Man habe „jeden Hinweis“ sorgfältig geprüft, es habe aber „keiner der Hinweise zur Feststellung des gesuchten Wildtieres“ geführt.

Durch zwei unabhängige Experten (einer davon aus Südafrika) wurden Körperform und Haltung des auf dem Video abgebildeten Tieres analysiert. Beide kamen zu dem Schluss, dass es sich keinesfalls um einen Löwen handele. (Bild: José Maria Gagàn | CyperTracker)
Durch zwei unabhängige Experten (einer davon aus Südafrika) wurden Körperform und Haltung des auf dem Video abgebildeten Tieres analysiert. Beide kamen zu dem Schluss, dass es sich keinesfalls um einen Löwen handele.

Konkrete Beweise fehlten
Anrainer hätten das Tier zuerst gesehen, schließlich hätten es auch Polizisten erspäht. Doch weder Blut noch Kot oder Pfotenabdrücke hätten konkret auf die Präsenz des Tieres hingewiesen. In hiesigen Zoos, Tierparks und Zirkussen wurde keine Raubkatze vermisst.

Grubert mit einem „Beweisfoto“ (Bild: Engelmaier Christoph)
Grubert mit einem „Beweisfoto“
Der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert (Bild: Engelmaier Christoph)
Der Bürgermeister von Kleinmachnow, Michael Grubert

Zu Beginn der Suche hieß es noch, eine Löwin sei gesehen worden, wie sie ein Wildschwein erlegte. Doch auch die Überreste dieses Tiers konnten nicht gefunden werden.

Das weitläufige Suchgebiet - hier wurde das Raubtier vermutet. (Bild: Christoph Engelmaier)
Das weitläufige Suchgebiet - hier wurde das Raubtier vermutet.

„Ich jage zufällig in der Region selbst und ich weiß, dass die Jäger dort sehr gute Hunde haben. Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde“, sagte Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie, dazu der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn dort eine Löwin ein Wildschwein zerkaut hätte, dann hätten die Hunde etwas gefunden.“

Bereits zuvor hatten sich die Zweifel an der Löwen-Theorie gehäuft. Mehrere Experten hatten ihre Skepsis geäußert, etwa der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlert. Er sagte dem RBB-Inforadio, dass er auf dem Video lediglich zwei Wildschweine von links nach rechts laufen sehe.

Zitat Icon

Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde.

Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie in Berlin

Der Videoschnipsel machte am Donnerstag die Runde durch die sozialen Netzwerke. Die Ermittlungsbehörden schätzten das Video als echt ein. Polizisten gaben nach Angaben einer Behördensprecherin an, ebenfalls ein Wildtier „gesichert“ gesehen zu haben.

Auch Drohnen, Nachtsichtgeräte und Heli im Einsatz
220 Polizisten, Veterinärmediziner und der Stadtjäger waren unermüdlich auf der Suche nach dem Tier. Dazu wurden Drohnen, Nachtsichtgeräte und ein Hubschrauber eingesetzt. Am Donnerstag war auch ein Panzerfahrzeug in den Straßen zu sehen.

„Es gibt nicht einen Hinweis, der zu irgendeiner Annahme geführt hat, es könnte sich um eine Löwin handeln oder eine Wildkatze, eine große“, sagte Grubert. Nun dürfte die 20.000-Seelen-Gemeinde wieder langsam zur Ruhe kommen.

Polizeigewerkschaft: „Teuerste Safari aller Zeiten!“
Der Vize-Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, übte massive Kritik anm Einsatz. „Es handelt sich zweifelsfrei um die teuerste Safari, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat. Solch ein Einsatz unter Beteiligung von Hubschraubern, Drohnen und mehreren Hundert Einsatzkräften kostet den Steuerzahler schnell mehrere 100.000 Euro“, sagte er gegenüber der „Bild“. Ihm zufolge wäre Das Geld wäre „besser in die Bekämpfung der Clan-Kriminalität investiert gewesen“.

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