Jener Augenzeuge, der am vergangenen Dienstag in einer Gondel im Stubaital fest saß - die „Krone“ berichtete -, traf sich am Freitag mit Vertretern des Landes Tirol und der Bergrettung im Landhaus in Innsbruck. Es war ein „konstruktiver Austausch“, zudem wurden weitere Schritte vereinbart.
Für alle Beteiligten waren es herausfordernde Stunden, die sie am Dienstag aufgrund der heftigen Unwetterfront durchleben mussten - sowohl für die Einsatzkräfte als auch für die Betroffenen. Jener Augenzeuge, der aus einer Gondel heraus mit der „Krone“ Kontakt aufnahm, übte Kritik an der durchgeführten Rettungsaktion und sprach sich für einen Runden Tisch mit den Verantwortlichen aus.
Am Freitag, als nur drei Tage nach den Vorfällen in der Schlick 2000, war es so weit: Auf „Krone“-Initiative trafen Elmar Rizzoli, Krisenmanager des Landes, samt Vertreter der Bergrettung mit dem Augenzeugen im Landhaus zusammen. Schuldzuweisungen blieben außen vor. Beide Seiten legten in den eineinhalb Stunden ihre Sichtweise dar und versuchten, sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen. Dabei zeigte sich, dass die Wahrnehmungen teils auseinander gingen - was in der Natur der Sache liegt - und dass alle Seiten etwas mitgenommen haben.
„Unglaublich herausfordernd“
„Dieser Tag war wegen der zahlreichen Einsätze in ganz Tirol binnen eines sehr kurzen Zeitfensters und der extremen Bedingungen für alle Bergretter unglaublich herausfordernd. Derartige Tage haben wir nicht oft. Wir sind auf jedes Bergrettungs-Mitglied, das ausgerückt ist, stolz“, so die Bergretter, „allein in der Schlick 2000 standen wir mit 52 Bergrettern im Einsatz. Hinzu kamen 37 Sanitäter, zwei Notärzte, vier Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams sowie zwei Hubschrauber. Und wir konnten die terrestrische Bergung der 42 Personen unter diesen Verhältnissen extrem schnell abwickeln - keiner kam zu Schaden.“
Sie beherrschen alle Bergetechniken in Perfektion. Dass diese auch immer Zeit in Anspruch nehmen, ist so. Irgendwo ist man limitiert.
Krisenmanager Elmar Rizzoli
Bild: Daniel Liebl/zeitungsfoto.at
„Es gab keinerlei Informationen für uns“
Der Augenzeuge betonte hingegen, dass er all diese Bergretter nicht gesehen habe. „Wir wurden auch kein einziges Mal von jemandem gefragt, ob wir verletzt seien oder über das Erlebte reden möchten.“ Sein wichtigster Kritikpunkt: „Während der vier Stunden, die wir fest saßen, gab es keine Infos.“ Er präsentierte auch Verbesserungsvorschläge: „Man könnte in den Gondeln einen QR-Code anbringen. Wenn man ihn mit dem Handy scannt, erhält man sofort Details rund um den Einsatz. Und man könnte einen psychologischen Dienst einrichten, der mit den eingeschlossenen Personen kommuniziert und sie etwa beruhigt.“
„Wir müssen uns nun rasch Gedanken machen“
Rizzoli stimmte zu: „Wir müssen uns rasch und intensiv Gedanken darüber machen, wie wir die Kommunikation mit den Betroffenen vor Ort in derartigen Ausnahmesituationen verbessern können. Das werde ich auch zu den betroffenen Systempartnern tragen. „Und er stellte sich hinter die Einsatzkräfte: „Sie beherrschen alle Bergetechniken in Perfektion. Dass diese auch immer Zeit in Anspruch nehmen, ist so. Irgendwo ist man limitiert. Zudem sind wir im Vergleich zu anderen Ländern gesegnet, was die Anzahl der Einsatzkräfte betrifft."
Anfang September wird er sich bei dem Augenzeugen erneut melden und ihn darüber informieren, was sich bis dahin getan hat und wie die weitere Vorgehensweise aussehen wird.
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