„Krone“ vor Ort

Doch keine Löwin – aber 30 Stunden Ausnahmezustand

Ausland
21.07.2023 18:00

Nach stundenlanger Suche wegen einer vermeintlich entlaufenen Löwin wurde der Fehlalarm im Berliner Süden aufgehoben. Der Bürgermeister zeigt sich im Gespräch mit der „Krone“ erleichtert und verteidigt die umfangreichen Suchmaßnahmen. Ein Lokalaugenschein am Ort des Geschehens.

Eigentlich ist der Süden der deutschen Bundeshauptstadt Berlin ein idyllisches Fleckchen. Viel Grün und Wasser, ein schmuckes Einfamilienhaus reiht sich an das nächste. Ein Ort, an dem die Welt noch in Ordnung zu sein scheint. Wäre da nicht eine angeblich entlaufene Löwin. Für knapp 30 Stunden herrschte hier deshalb absoluter Ausnahmezustand.

Mega-Suchaktion unter anderem im Bereich der südlichen Landesgrenze von Berlin. Die Kosten des Einsatzes dürften in die Hunderttausenden Euro gehen. „Zweifelsfrei die teuerste Safari, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat“, meinte ein Gewerkschafter zur „Bild“-Zeitung. (Bild: APA/dpa/Fabian Sommer)
Mega-Suchaktion unter anderem im Bereich der südlichen Landesgrenze von Berlin. Die Kosten des Einsatzes dürften in die Hunderttausenden Euro gehen. „Zweifelsfrei die teuerste Safari, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat“, meinte ein Gewerkschafter zur „Bild“-Zeitung.

Beim „Krone“-Lokalaugenschein in der 20.000-Einwohner-Gemeinde Kleinmachnow überkommt uns ein mulmiges Gefühl, als wir durch den menschenleeren Wald spazieren. Die Bevölkerung hat die Warnung der Behörden, Aktivitäten im Freien einzuschränken, wohl ernst genommen. Geplante Open-Air-Veranstaltungen wurden abgesagt oder vorsorglich nach innen verlegt, wie etwa das Freiluftkino.

Das Freiluftkino wurde vorsorglich abgesagt und nach drinnen verlegt. (Bild: Christoph Engelmaier)
Das Freiluftkino wurde vorsorglich abgesagt und nach drinnen verlegt.

„Mir fällt ein Stein vom Herzen“
Doch kurze Zeit später gab die Stadtverwaltung Freitagmittag Entwarnung. „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, zeigt sich Bürgermeister Michael Grubert im Gespräch der „Krone“ erleichtert. Es sei nicht lustig gewesen, schließlich musste man den Kindern verbieten, draußen zu spielen. Die Menschen wurden aufgefordert, die Häuser nicht zu verlassen und auch Haustiere drinnen zu halten. Ob er wieder so handeln würde? „Ja, aber ich würde beim nächsten Mal schon früher kritisch nachfragen.“

„Krone“-Redakteur Christoph Engelmaier sprach mit Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (li.). (Bild: Christoph Engelmaier)
„Krone“-Redakteur Christoph Engelmaier sprach mit Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (li.).

Pensionistin Ingeborg B. (81) wohnt direkt an dem Waldstück, in dem die vermeintliche Löwin gesichtet wurde. „Gestern Abend war es schon bisschen unheimlich. Also, ich wäre nicht alleine in den Wald gegangen.“ Sie ist froh, dass sich anstatt des exotischen Raubtieres, höchstwahrscheinlich nur ein Wildschwein in der Gegend herumtreibe. Wildschweine seien hier ganz normal, fast jede Nacht würden sie ihren Garten verwüsten und Mülltonnen umwerfen.

Anrainerin Ingeborg B. (81) wohnt direkt neben dem Wald, in dem die vermeintliche Löwin gesehen wurde. (Bild: Christoph Engelmaier)
Anrainerin Ingeborg B. (81) wohnt direkt neben dem Wald, in dem die vermeintliche Löwin gesehen wurde.
Die Wälder von Kleinmachnow, im Süden von Berlin, waren in den letzten zwei Tagen nahezu menschenleer. Nur Einsatzkräfte der Polizei streiften durch das Dickicht. (Bild: Christoph Engelmaier)
Die Wälder von Kleinmachnow, im Süden von Berlin, waren in den letzten zwei Tagen nahezu menschenleer. Nur Einsatzkräfte der Polizei streiften durch das Dickicht.

„Wir leben hier mit den Wildschweinen“
Auch Sabine U. (64) und ihre Hündin Emmi (13) können wieder lachen. Als sie das Video von der Löwensichtung gesehen hat, hätte sie sofort gewusst, dass es sich dabei um ein Wildschwein handelt. „Wir leben hier mit den Wildschweinen. Die sind immer da, wenn wir abends nochmal hinausgehen.“ Sie hoffe jetzt, dass bald wieder mehr Menschen im Wald unterwegs sind.

Sabine U. (64) wohnt seit 15 Jahren in Kleinmachow und sieht sehr oft Wildschweine im Wald. (Bild: Christoph Engelmaier)
Sabine U. (64) wohnt seit 15 Jahren in Kleinmachow und sieht sehr oft Wildschweine im Wald.
Ausgerechnet im Suchgebiet der Einsatzkräfte wird Werbung für eine Safari am afrikanischen Kontinent gemacht. (Bild: Christoph Engelmaier)
Ausgerechnet im Suchgebiet der Einsatzkräfte wird Werbung für eine Safari am afrikanischen Kontinent gemacht.

Auch am Richard-Strauß-Weg soll die Löwin gesichtet worden sein. Doch den einzigen Löwen, den man hier wirklich zu Gesicht bekommt, ist auf einer Werbetafel. „Tanzania Safari Bug - Ihr Reisespezialist für Reisen ins östliche Afrika“, ist auf dieser zu lesen.

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