Neuer Therapieansatz

Viren sollen künftig Blasenentzündungen heilen

Wissenschaft
21.07.2023 16:47

Schweizer Wissenschaftler haben einen komplett neuen Therapieansatz für Blasenentzündungen entwickelt. Spezielle Viren könnten künftig Jagd auf Bakterien machen, welche die Entzündungen verursachen. Bis es so weit ist, soll ein neu entwickelter Schnelltest die herkömmliche Behandlung mit Antibiotika verbessern.

Die Erreger von Harnwegsinfekten werden gegen die eingesetzten Antibiotika zunehmend resistent, wie die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich mitteilte. Längerfristig braucht es deshalb neue Therapieansätze.

Neuen Schnelltest entwickelt
Einen solchen haben Wissenschaftler an der ETH Zürich gefunden. Zudem entwickelten sie in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Balgrist einen neuen Schnelltest. Sowohl der Therapieansatz als auch der neue Test basieren auf bakterienbefallenden Viren, sogenannten Phagen.

Phagen-Therapien sind zwar seit längerer Zeit bekannt, gerieten aber gerade in westlichen Industrieländern mit der Entdeckung von Penicillin in Vergessenheit. Phagen haben den entscheidenden Vorteil, dass sie gezielt nur ein einziges Zielbakterium angreifen.

Phagen genetisch modifiziert
Der Nachteil ist jedoch, dass die Phagen ihren Wirt, das krankmachende Bakterium, nicht vollständig abtöten. Um dieses Problem zu lösen und die Wirksamkeit der Phagen zu erhöhen, haben die Forscher sie genetisch modifiziert. Die Therapie befindet sich indes noch im Laborstadium - bis zur breiten Anwendung ist es noch ein weiter Weg.

Rascher einsetzbar ist der neue Schnelltest, der ebenfalls auf Phagen basiert. Bei der Behandlung von Blasenentzündungen stehen die Ärztenämlich häufig vor einem Dilemma: Obwohl Antibiotikaresistenzen zunehmen, sind sie häufig gezwungen, blind ein solches zu verschreiben. 

Denn mit herkömmlicher Diagnostik dauert es mehrere Tage, um den genauen Erreger zu bestimmen. Der neue Schnelltest ermöglicht die Bestimmung des Erregers innerhalb weniger Stunden. Ist dieser bekannt, kann ein spezifischeres Antibiotikum ausgewählt werden. Dadurch werden Resistenzbildungen verhindert.

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