Sie sind eine glibbrige Plage, die an beliebten Urlaubsstränden das Badevergnügen trübt - aber Quallen in der Donau: Kann das sein? Auf sozialen Medien wuseln die Nesseltiere durch die Kuchelau im Norden Wiens. Fake News oder nicht? Und müssen jetzt alle raus aus dem Wasser? Die „Krone“ erklärt.
„Ich rudere seit 17 Jahren in der Kuchelau in Wien. Quallen haben wir dort noch nie gesehen. Was hat das zu bedeuten?“, fragt ORF-Moderatorin Nadja Hahn in ihrem Tweet. Und tatsächlich: Was dort die Wasseroberfläche trübt, erinnert stark an die Quallenplagen, die man von der Adria kennt, sobald sich das Meer im Sommer stark erwärmt.
Seit über 100 Jahren heimisch
Und es stimmt: Craspedacusta sowerbii heißen die bis zu 2,5 Zentimeter großen Süßwasserquallen, die sich schon länger in der Donau tummeln. Ursprünglich waren sie zwar in Europa nicht heimisch - der erste europäische Nachweis stammt aus dem Jahr 1880, wo sie in einem Seerosenbecken im Royal Botanic Garden in London auftraten. Ihren Ursprung haben sie in Brasilien oder Ostasien, von wo aus sie nach Europa eingeschleppt wurden. Heute ist die Art weltweit außer in der Antarktis zu finden.
Warum so viele und so plötzlich?
Beim „Krone“-Check am Sonntagabend (Video oben) in der Kuchelau zeigt sich: Zu finden sind die kleinen Nesseltiere vereinzelt überall, eine Plage wie im Tweet der Moderatorin ist nicht auszumachen. Dass sie überhaupt mit freiem Auge sichtbar werden, liegt an der langen Hitzeperiode, die die Donau aufgeheizt hat. Denn die meiste Zeit über leben die Tiere als nur ca. 2 mm große Polypen sesshaft am Grund stehender, nährstoffreicher Gewässer oder auf Wasserpflanzen und ernähren sich von Einzellern und Nematoden (Fadenwürmern). Erst bei Wassertemperaturen von über 25 Grad Celsius können zusätzlich durch Knospung sogenannte Medusen gebildet werden - die man dann beim Schwimmen an der Oberfläche sieht.
Und nun - alle raus aus dem Wasser?
So weit die Wissenschaft - doch was heißt das nun fürs Badevergnügen? Wer sich an der glibbrigen Oberfläche nicht stört, dem sei das Planschen, Schwimmen und Stand-up-Paddeln weiter nicht vergrämt. Die Süßwasserqualle ist weder giftig noch gefährlich. Im Gegenteil: Da sie langsam fließende Gewässer mit sauberem Wasser bevorzugt, ist ihr Auftreten ein Zeichen für die hohe Wasserqualität der Donau, selbst bei hohen Temperaturen. Und für Kinder und Hobbyforscher sind die Nesseltiere zudem noch ein Erlebnis und Naturschauspiel.
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