1973 war das Jahr, in dem die damalige Jungbäuerin Pauline H. bei Feldarbeiten in Oberösterreich ihren Ehering verlor. Lange suchte sie vergeblich, ein ums andere Mal ging die damals 24-Jährige mit leeren Händen heim. Dank Andreas H. und seinem Detektor fand der Ring nach 50 Jahren schließlich doch noch an ihren Ringfinger zurück.
Sondeln: so bezeichnet man das Hobby, den Boden mit einem Metalldetektor auf metallische und magnetische Gegenstände zu untersuchen. Diesem Hobby geht Andreas H. gerne nach. Auch an jenem Tag war der 38-jährige Arbeiter wieder mit seinem Detektor auf einem Feld unterwegs, als eine ältere Dame mit dem Fahrrad vorbeifuhr und interessiert stehen blieb.
Alte Rechnung
Was er da tue, wollte sie wissen. Er erklärte ihr, er habe vom Bauern die Erlaubnis eingeholt, auf dem frisch abgeernteten Feld zu sondieren. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass die Dame, nun 74, die Mutter des besagten Bauern war. Und sie erzählte Andreas, dass sie mit einem anderen ihrer Felder noch eine alte Rechnung offen habe.
Ein halbes Jahrhundert verschollen
Im Jahr 1973, vor genau 50 Jahren, war ihr beim Anpflanzen von Gemüse unbemerkt der Ehering vom Finger gerutscht. Viele Tage lang wurde danach gesucht - doch vergeblich, der Ring blieb im braunen Erdreich verschollen. Die Zeit verging, ein neuer Ring wurde angeschafft, und die Eheleute H. blieben bis zum Tod des Altbauern verheiratet. Das Feld wurde weiterhin bestellt, Pflanzen wuchsen und wurden geerntet, der Boden zahllose Male umgepflügt.
Forschungseifer erwacht
Als Andreas H das hörte, war ihm sofort klar: Wenn jemand den Ring noch aufspüren könnte, wäre er das. Sein Forschungseifer war erwacht. Schon am Tag darauf machte sich der 38-Jährige aus Ottnang am Hausruck ans Werk: Länge um Länge zog er parallele Linien über das Feld, stets den Metalldetektor vor sich her schwenkend. Auch Pauline H. wollte sich das Spektakel trotz der sommerlichen Temperaturen nicht entgehen lassen, gemeinsam zogen sie ihre Bahnen auf dem abgemähten Stoppelfeld.
Nur alte Kreuzer und Metallmüll
Doch leider vorerst ohne Erfolg: Mehrmals begann die Sonde vielversprechend zu piepsen, doch immer kam nur ein Stück Metallmüll zum Vorschein. Immerhin war auch der eine oder andere alte Kreuzer dabei, aber weit und breit keine Spur von dem Ehering. So musste die Altbäuerin an diesem Tag, wie schon damals vor 50 Jahren, mit leeren Händen nach Hause zurückkehren.
Endlich gefunden
Doch der 38-Jährige ließ nicht locker: Auch am nächsten Tag begab er sich wieder auf das Feld. Doch zuerst war auch dieser Versuch nicht vielversprechend, außer weiteren Münzen und Metallteilchen wollte der Acker keine Geheimnisse preisgeben. Bei einer Pause im Schatten hatte Andreas aber genug und sagte sich: „Jetzt finde ich diesen Ring!“ Und siehe da: erst ein Dosenverschluss, dann noch einer, und schließlich: ein schwacher goldener Schimmer im weiten trocken-braunen Erdreich.
Ein Riesen-Glücksfund
„Ich konnte es kaum glauben, ich habe es echt nicht gepackt“, beschreibt der 38-Jährige im Gespräch mit der „Krone“ seine Freude über den unwahrscheinlichen Fund. Wie er erklärte, sei es nämlich keineswegs selbstverständlich gewesen, dass der Ring auftauchen würde. Der Detektor kann nur Gegenstände in bis zu 25 Zentimetern Tiefe aufspüren, und das Feld war während der vergangenen 50 Jahre durchgehend bestellt, auch mit schwerem Gerät bearbeitet worden. „Trotz moderner Technik und dem relativ begrenzten Suchareal war es dennoch ein Riesen-Glücksfund“, freute sich der Arbeiter, der jetzt in Schörfling am Attersee wohnt.
Glänzte wie am Hochzeitstag
Nach einer kurzen Reinigung glänzte der Ring wieder wie am Hochzeitstag - und die Bäuerin ebenso. Dass sie diesen Ring nach so langer Zeit noch einmal zu Gesicht bekommen würde, hätte sie sich nie träumen lassen. Einziger Wehrmutstropfen: Ihr Ehemann konnte dies nicht miterleben, er war nach 50-jähriger Ehe vor einer Weile verstorben. Dennoch war das Glück, dieses Erinnerungsstück in Händen zu halten, groß.
Strenge Gesetze und Strafen
Wo man in Österreich sondeln darf und wo nicht, ist streng geregelt. Auf denkmalgeschützten Grundstücken ist das Suchen und Ausgraben ohne Genehmigung vom Bundesdenkmalamt streng verboten und kann mit einer Geldstrafe von bis zu 25.400 Euro geahndet werden. Das widerrechtliche Verwenden eines Metalldetektors wird mit bis zu 5000 Euro bestraft. Auf Privatgrundstücken muss man die Erlaubnis des Besitzers einholen. Archäologisch relevante Fundstücke müssen an die zuständigen Behörden übergeben werden.
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