In der Causa rund um den geplanten Ausbau des Kaunertalkraftwerks zu einem Pumpspeicherkraftwerk hat die Tiwag von der Umweltbehörde des Landes im laufenden Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren (UVP) einen Verbesserungsauftrag erhalten. Der Tiwag wurden „weitere Bearbeitungen ausgewiesener Fachgebiete“ aufgetragen. Bis März 2024 habe man Zeit, die Unterlagen zu verbessern.
„Zum einen werden weitere Gutachten erst im September vorliegen, andererseits geht es auch noch um die Frage des Ausgleichsbeckens für die Kraftwerksstufe Imst-Haiming im Zusammenhang mit dem Kaunertal“, erklärte Projektleiter Wolfgang Stroppa laut Medienberichten den relativ langen Zeitraum. Der Verbesserungsauftrag enthalte unter anderem Fragen zu Auswirkungen des Klimawandels und der Abflussprognose. „Unsere Berechnungen gehen zwar ohnehin über das Jahr 2100 hinaus, aber wir werden die jetzt dazu aufgeworfenen Fragen sorgsam prüfen und beantworten“, so Stroppa.
Die größtmögliche Transparenz und Objektivität ist bei einem Projekt dieser Größenordnung besonders wichtig.
Projektleiter Wolfgang Stroppa
Geplante Fertigstellung frühestens 2032
Der Kraftwerksausbau im Kaunertal ist in Tirol beständig Teil der landespolitischen Debatte und teils umstritten. Vor allem Naturschutzorganisationen wie der WWF laufen dagegen Sturm. Erst im Februar wurden die Unterlagen aktualisiert und erneut zur Prüfung eingereicht, nachdem die UVP wegen eines Widerstreitverfahrens des Unternehmens mit der Gemeinde Sölden im Ötztal großteils auf Eis gelegen worden war. Mit einem Abschluss des Verfahrens bzw. einer Entscheidung wurde frühestens 2027 gerechnet.
Sollte die Bewilligung erteilt werden, rechnete die Tiwag zuletzt mit einer sechsjährigen Bauzeit. In den Jahren 2032 bis 2034 dürfte die gesamte „Kraftwerkskette“, die mit dem Projekt einhergeht, fertiggestellt sein.
Kritik von Umweltorganisationen
Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht worden. Die UVP war erstmals 2012 gestellt worden. Für das Projekt plant die Tiwag, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal - einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols - auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und sieben Mal so hoch wie das Goldene Dachl - Vergleiche, die die Naturschutzorganisationen regelmäßig zur Abschreckung heranziehen.
Zuletzt legte der WWF mit einer neuen Studie nach. Darin wurde davor gewarnt, dass der Kraftwerksausbau die Wasserversorgung im Ötztal bedrohen könnte. Die Studie folgte wiederum auf zwei Gutachten vom Jänner diesen Jahres. In diesen wurde dargelegt, dass die Berghänge rund um das Kaunertal-Kraftwerk instabil seien und diese durch einen Ausbau zum Pumpspeicherkraftwerk noch instabiler werden würden. Als Grund dafür wurde eine Verstärkung der Wasserspiegelschwankungen durch den Ausbau genannt.
Tiwag rüht die Werbetrommel
Die Tiwag hingegen betont stets, den Ausbau so „umweltfreundlich wie möglich“ gestalten zu wollen. Die entsprechende Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen werde dann die UVP-Behörde zu treffen haben. Jene Nachteile, die nicht vermieden werden können, würden durch verschiedenste ökologische Maßnahmen ausgeglichen, wurde versichert. Die Moorflächen in der Region würden renaturiert, die Wasserversorgung des Ötztals sowohl durch dien Trinkwasserquellen und durch rechtlich abgesicherte zusätzliche Vorgaben gewährleistet. Zudem sei das Projekt, das Bestandteil des Regierungsprogrammes von ÖVP und SPÖ ist, essenziell für das Erreichen des Ziels der Energieautonomie bis 2050.
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