Nach Zeckenbiss

„Ich bin auf einem guten Weg und kämpfe weiter“

Oberösterreich
26.07.2023 17:00

Mike Pfeifenberger, ein erfolgreicher Bodybuilder, war seinem Traum, als Fitnesstrainer durchzustarten, schon ganz nahe. Doch dann veränderte ein Zeckenbiss sein gesamtes Leben - es begann mit Taubheitsgefühl... 

„Vielen Dank, dass Sie sich meinem Schicksalsschlag widmen möchten“, schrieb mir Mike Pfeifenberger (32). Bald darauf erzählte mir der wettkampferprobte Bodybuilder, auch Fitnesstrainer in Salzburg und Oberösterreich, wie es dazu kam, dass er jetzt wieder gehen lernen muss. „Eines Tages, ganz plötzlich, sind meine Füße eingeschlafen, das Gehen fiel mir immer schwerer“, erinnert er sich.

Er bekam Angst, darum ließ er sich im Spital durchchecken, die Blutuntersuchung und eine MRT ergaben nichts. Weil die Entzündungswerte hoch waren, entschied man sich noch für eine Lumbalpunktion, bei der Rückenmarksflüssigkeit entnommen wurde: „Da wurden die Borrelien entdeckt!“ Jetzt war klar: Pfeifenberger litt an einer Borreliose, einer bakteriellen Infektionskrankheit als Folge von einem Zeckenbiss.

Vor seiner Erkrankung war Mike Pfeifenberger in Bodybuilding-Bewerben der Klasse „Men’s physique“ sehr erfolgreich. (Bild: ZVg)
Vor seiner Erkrankung war Mike Pfeifenberger in Bodybuilding-Bewerben der Klasse „Men’s physique“ sehr erfolgreich.

Die konkrete Diagnose war für Pfeifenberger eine Erleichterung, jetzt konnte die Antibiotika-Therapie beginnen. Es folgte eine Reha – mit Rückschlag: „Die Entzündung wurde wieder schlimmer.“ Nach einem weiteren Spitalsaufenthalt ging es wieder auf Reha, er war nur im Rollstuhl mobil: „Am Ende machte ich erste Aufstehversuche. Erst nach drei Monaten kam ich wieder nach Hause.“

Eine Lovestory gab ihm die Energie fürs Weitermachen
Seit der Diagnose sind eineinhalb Jahre vergangen. Erst in den letzten Wochen kann Pfeifenberger in der Wohnung „normal“ mit Walkingstöcken gehen, draußen braucht er noch Krücken. „Aber ich bin auf einem guten Weg.“ Er wird nie aufgeben: „Höre ich auf zu kämpfen, dann höre ich auf zu leben.“
Auch seinen Karrieretraum gibt er nicht auf: „Derzeit trainiere ich selbst, was halt geht. Und ich trainiere eine Gruppe - die wissen Bescheid, wollen aber mit mir arbeiten.“

Mike und seine Herzensdame Sonja (Bild: Sabrina Gell)
Mike und seine Herzensdame Sonja

Der wichtigste Lichtblick in der dunklen Zeit: „Ich habe meine Sonja geheiratet. Wir haben uns dazu entschieden, als es mir so schlecht ging. Sie stand immer an meiner Seite. Wir gehen gemeinsam durch dick und dünn.“

Borreliose oft harmlos, selten gefährlich
Obwohl 70.000 Österreicher sich alljährlich nach einem Zeckenbiss Borreliose zuziehen, ist die Ausprägung, wie sie Pfeifenberger erlitt, sehr selten. „Einmal erkannt, sind die Heilungschancen aber gut“, sagt Dr. Friedrich Köppl, Salzkammergut Klinikum. Auch wenn es langwierig ist. „Das häufigste Symptom einer Borreliose ist die Wanderröte, eine kreisrunde Rötung auf der Haut rund um den Biss.“ Auch das muss behandelt werden.

Zecken können eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den bedeutendsten gehört zum einen die Borreliose, eine Bakterieninfektion, zum anderen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). (Bild: KPixMining/stock.adobe.com)
Zecken können eine Vielzahl von Infektionskrankheiten auf den Menschen übertragen. Zu den bedeutendsten gehört zum einen die Borreliose, eine Bakterieninfektion, zum anderen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

So kann man vorbeugen

  • Nach Outdoor-Aktivitäten
    „Je länger die Zecke saugt, desto höher ist das Risiko, dass man sich infiziert“, sagt Dr. Friedrich Köppl, Salzkammergut Klinikum Gmunden. Daher sollte man nach Aktivitäten in der Natur oder im Garten den Körper genau absuchen, die Rückenpartien am besten mit Hilfe des Partners. Was Männer gerne übersehen: Auch den Genitalbereich sollte man kontrollieren, da Zecken sich gerne in weicher Haut festsaugen.
  • Meistens „nur“ Wanderröte
    Das häufigste Symptom von Borreliose ist eine Hautrötung. Selten befallen Borrelien Gelenke, das Herz oder das Nervensystem: „ Der Verlauf solcher Borreliosen kann unterschiedlich schwer und langwierig sein. Es kann über mehrere Wochen, aber auch Monate gehen. Einmal erkannt, sind die Heilungschancen aber gut“, sagt Dr. Köppl.
  • In seltenen Fällen kommt es zu schwerer Infektion
    Befallen Borrelien die Gelenke, kommt es zum Gelenkserguss; befallen sie das Herz hat man Luftnot, Herzschwäche oder Rhythmusstörungen. Gelangen sie ins Gehirn oder in Nervenbahnen sind erste Symptome Kopfschmerzen, Gefühlsstörungen, ja sogar Lähmungserscheinungen. „Wenn ein Zeckenbiss vorliegt, muss der Arzt hellhörig werden und die nötigen Tests anordnen“, sagt Dr. Köppl.
  • Zecken fallen nicht vom Baum
    Zecken lassen sich nicht von Bäumen herabfallen, sondern sie leben auf dem Boden und krabbeln an Grashalmen, Baumstümpfen oder Büschen und bodennahen Pflanzen hoch, um sich von einem geeigneten Wirt abstreifen zu lassen. Dort krabbeln sie so lange umher, bis sie eine Stelle gefunden haben, an der die Haut dünn und die Durchblutung gut ist.

Zecken-Impfung schützt begrenzt
Die Tücke: Mit einer Zeckenimpfung ist man zwar gegen FSME, eine Gehirnhaut-Entzündung, geschützt, nicht aber gegen Borreliose. „Dagegen gibt es noch keine Impfung“, so Köppl.

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