Die Wasserstraße am Lendkanal machte Geschichte. Jetzt braucht er Hilfe; oder doch besser nicht?
Diese vier Kilometer haben Geschichte geschrieben. Der Klagenfurter Lendkanal, der den Wörthersee mit dem Zentrum von Klagenfurt verbindet, ist ein Juwel für Menschen und Tiere. Jetzt fordern viele, ihn auszubaggern, damit er nicht kippt und auch wieder touristisch genutzt werden könnte.
ist der Lendkanal lang, er ist ein beliebtes Fotomotiv. Viele berühmte Stege wurden angelegt. Kaiserin Elisabeth selbst hat 1856 den bekannten Elisabethsteg eingeweiht.
„Baubeginn war 1527, er ist eine der ersten künstlich angelegten Wasserstraßen der Welt“, weiß Umweltschützer Frank Frey. „Alle paar Jahrzehnte müssen solche Wasserkanäle eigentlich ausgebaggert werden, damit sie nicht kippen. Die letzte derartige Aktion fand 1974 statt. Ich hatte damals ein Moped und bin wochenlang an den Arbeiten vorbeigefahren“, erzählt der Ex-Stadtrat. „Bei Maria Loretto wurde die Absperrung gemacht, dann musste vor den Grabungsarbeiten lange gewartet werden, bis das Wasser durch den Feuerbach abgeflossen ist. Viele Fische sprangen herum. Man wollte sie in Kübeln retten. Dennoch sind sehr viele verendet“, sagt Frey. „Es war eine monatelange Großbaustelle, es wurde mit Schubraupen und Lastwagen gearbeitet.“
Der Lendkanal steht unter Denkmalschutz. Früher wurde der Kanal auch für Holztransporte genutzt. Fast „traditionell“ ist der Kanal übrigens immer wieder voll mit Schlamm und Schlingpflanzen. Die Stadt besitzt sogar ein eigenes Mähwerk, um das Grün unter Wasser abzuschneiden. Auch die Ufer werden gemäht. Da ist der Kanal dann voll mit Gras, der Abfluss zu klein, zum Teil stinkt es dann und schaut unansehlich aus. Heuer sollte übrigens ein Katamaran-Schiff die Lend befahren, das Projekt wurde gestoppt. Denn der Kanal ist meist nur 1.30 Meter tief, das Boot würde permanent Schlamm aufwirbeln.
Der Lendkanal ist die erste Wasserstraße der Neuzeit und noch vor Rialto in Venedig gebaut worden. Wäre er in England, gäbe es ein Besucherzentrum mit Gondelfahrten. Um ihn zu erhalten, müssen Arbeiten an den Böschungen gemacht werden.
Johannes Lebitsch, Historiker
Bedenken gegen Baggerarbeiten
Ein Eingriff wie in den Siebzigerjahren wäre nötig. Aber viele warnen vor Baggerarbeiten. „Ökologisch ist jeder Eingriff streng verboten“, betont Helga Happ vom Reptilienzoo. „Der Lendkanal ist etwa der Lebensraum der streng geschützten Würfelnatter, die es in Europa kaum noch gibt. In Maria Loretto und dem Natura 2000-Schutzgebiet am Wörthersee leben noch viele“, sagt Happ: „Dazu ist der Lendkanal die Kinderstube für alle Fische im Wörthersee. Es ist ein ruhiges Gewässer und eine Oase für Fische. Dort finden sie perfekte Laichplätze. Auch Seerosen wachsen im Wasser. Unglaublich viele streng geschützte Tiere und Pflanzen sind im Lendkanal zu Hause. Jede Baggeraktion wäre ein zu großes Risiko.“
Ein Eingriff ist vom ökologischen Standpunkt aus verboten, denn der Lendkanal ist Lebensraum etwa der streng geschützten Würfelnatter. Dazu ist die Wasserstraße Kinderstube für die Fische im See, weil es ein idealer, ruhiger Ort zum Laichen ist.
Helga Happ, Reptilienzoo Happ
Was soll also gemacht werden? „Es darf kein Schiff zugelassen werden. Lediglich Flachbootkähne, denn die richten keinen Schaden an. Man müsste den Lendkanal aber halt schneller fließen lassen, dann wäre die Reinigung besser“, meint Happ. „Derzeit ist kein Gefälle, das müsste sich ändern“, sagt auch Heimatforscher Reinhold Gasper.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.