Das Gesundheitssystem krankt an allen Ecken und Enden - und das nicht erst seit vorgestern. Jetzt will die Regierung endlich einen „großen Wurf“ zustande gebracht haben, zumindest nimmt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) in Anspruch, dass hier jetzt „viel getan“ wurde: „Wir sind damit weiter als jemand anderes bisher.“ Doch die Euphorie teilen nicht alle Beteiligten, die Ärztekammer sieht in den jüngsten Ankündigungen gerade einmal einen ersten Schritt.
Eine Startprämie für neue Arztpraxen, bis zu 100 neue Kassenstellen in den Bereichen Allgemeinmedizin, Kinderheilkunde und Gynäkologie - das sind nur zwei der Eckpunkte der Gesundheitsreform. „Wir versuchen seit Wochen und Monaten, strukturelle Reformen zustande zu bringen. Heute ist ein erster Schritt gelungen, um für die Patientinnen und Patienten Verbesserungen zu erzielen“, erklärte Rauch am Dienstagabend in der „ZiB 2“.
„Reicht nicht, den Kassen einfach mehr Geld zu geben“
So seien auch die Verdoppelung des Angebots an psychotherapeutischen Möglichkeiten oder die Darmkrebsvorsorge fixer Bestandteil der zentralen Vorsorgeuntersuchung nicht zu unterschätzen. Warum besonders der Gesundheitsbereich reformtechnisch beinahe seit Jahrzehnten nicht in die Gänge kommt? Rauch ortet hier den Grund im „komplexen System“ der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern: „Daher reicht es nicht, den Kassen einfach mehr Geld zu geben.“
Mit der E-Card zum Wahlarzt
Auch den Ländern Kompetenzen zu entziehen, sei keine Lösung, zumal dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament notwendig wäre, so der Minister. Er will hingegen auf eine Stärkung des Bereichs der niedergelassenen Ärzte setzen. So sollen auch Wahlärzte in Sachen E-Card in die Pflicht genommen werden. Aktuell müssen diese nämlich noch nicht an das System angeschlossen sein. Dies soll sich aber Anfang des kommenden Jahres ändern.
Zudem will Rauch auch im niedergelassenen Bereich Teilzeitmodelle anbieten, sogar ein Impf-Angebot in Apotheken würde Rauch unterstützen. „Wissen Sie, ich bin manchmal wie ein Familientherapeut. Ich versuche, alle Player an einen Tisch zu bekommen, die sich dann streiten“, so der Minister im ORF-Gespräch.
Studie, wohin Jungärzte abwandern
Ein Kernpunkt werde zudem die Evaluierung der Berufswege nach dem Medizinstudium sein, betonte Rauch. So will er gemeinsam mit Bildungsminister Martin Polaschek eine Studie in Auftrag geben, wohin die fertig ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte abwandern - und was ihre Motive dafür sind.
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