Rock ‘n‘ Roll Forever

Rolling-Stones-Legende Mick Jagger wird 80!

Society International
26.07.2023 11:36

Seine Lippen sind vielleicht nicht mehr so markant und voll, wie sie einst waren, als man vermutete, sein Mund habe das berühmte Lippen-Logo seiner Rolling Stones beeinflusst. Davon abgesehen hat sich Sir Michael Philip Jagger, wie er sich nennen darf, nicht so verändert, wie man es von einem Rock-Idol nach sechs Dekaden im Musikgeschäft erwarten könnte. Der 26. Juli 2023 markiert jetzt seinen 80. Geburtstag!

„Mick Jagger ist Mick Jagger. Er ist der beste Frontmann in der Branche“, sagt der Stones-Gitarrist Keith Richards über seinen Freund und langjährigen Bandkollegen. Mit seiner unverwechselbaren Stimme und seiner Bühnenpräsenz, mit der er bei Konzerten 100.000 Zuschauer in seinen Bann zieht, war Jagger ein Vorbild für unzählige Künstler. Er verkörpert den Rockentertainer wie kein zweiter.

Sein Auftreten: ein Gesamtkunstwerk
Seine Stimme ist wahrscheinlich das wichtigste Instrument der Rolling Stones - wenn der Brite singt, erkennt man ihn sofort. Dabei habe er nicht mal eine gute Stimme, wie er kürzlich selbst in einer „BBC“-Dokumentation sagte: „Ich habe Glück, dass ich immer noch mehr oder weniger dieselben Töne singen kann, wie als ich 19 war. Ich habe keine großartige Stimme. Aber sie ist okay. Sie erfüllt ihren Zweck.“

Neben seiner Stimme ist auch sein Tanzstil unverkennbar: Mit schnellen, hopsenden Schritten, wilden fuchtelnden Armbewegungen und einem lässigen Hüftschwung begeistert er auf der Bühne. Seine Bewegungen wirken improvisiert, sind aber immer völlig synchron zur Musik.

Ein schönes Beispiel davon sehen Sie in diesem kurzen Clip einer Show in Stockholm.

Tatsächlich steckt hinter dieser Performance aber harte Arbeit: Noch bevor die Rolling Stones ihre ersten TV-Auftritte absolvierten, plante der Frontmann alles genau. „Ich habe rausgefunden, wie die Kamerawinkel funktionieren. Ich habe mir überlegt, was wir machen würden. Und ich habe meine Bewegungen zu Hause geübt. Ich war vorbereitet.“

Er schreibt politisch 
Als Haupttexter der Rolling Stones schrieb Jagger unzählige Hits, darunter Klassiker wie „Paint It Black“, „Angie“ oder „Sympathy For The Devil“. „Wenn man sich all die populären Songs vor zehn Jahren anschaut, hatten nur sehr wenige eine Bedeutung oder einen Bezug dazu, was die Leute wirklich machen“, sagte der junge Jagger Mitte der 60er-Jahre in einem TV-Interview - und machte es fortan anders.

Hier wurde der junge Mick vom italienischen Fotografen Oliviero Toscani porträtiert. (Bild: atelierjungwirth.com/oliviero toscani)
Hier wurde der junge Mick vom italienischen Fotografen Oliviero Toscani porträtiert.

So dreht sich etwa der Mega-Hit „(I Can‘t Get No) Satisfaction“ um die Unzufriedenheit über das moderne Leben. „Street Fighting Man“ nimmt Bezug auf die Proteste der Arbeiterklasse und auf Anti-Kriegs-Demos. Auch viele persönliche Erlebnisse flossen über die Jahrzehnte in seine Texte ein. Die Ideen gingen Jagger dabei nie aus, wie man an den bisher 25 veröffentlichten Studioalben unschwer erkennen kann.

Ein Mann für alles
In der Band ist Jagger jedoch nicht nur Texter, Sänger und Frontmann, sondern auch der Chef, der „Leiter und Organisator“, wie es Kollege Ronnie Wood ausdrückte. In den 1970er-Jahren übernahm Jagger auch die finanzielle Kontrolle. „Die Band hatte bei allem ein Mitspracherecht“, betonte er im „BBC“-Interview. „Und wenn sie bei irgendeiner Sache nicht entscheiden wollten, dann hab ich es entschieden und ihnen gesagt: ,So machen wir‘s. Einverstanden?‘“

Von links nach rechts: Ronnie Wood, Mick Jagger, Keith Richards und Steve Jordan bei ihrem Konzert in Wien 2022. (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)
Von links nach rechts: Ronnie Wood, Mick Jagger, Keith Richards und Steve Jordan bei ihrem Konzert in Wien 2022.

Dass er vor seiner Zeit als Musiker an der London School Of Economics studiert hatte, wenngleich ohne Abschluss, erwies sich dafür als äußerst nützlich. „Irgendeiner muss ein Unternehmen wie dieses doch leiten“, so Jagger, der die Rolle allerdings eher ungewollt übernahm. „Ich mache das Geschäftliche nicht sehr gern. Ich wäre lieber nur Performer und hätte nichts mit den Geschäften zu tun. Ich mache lieber Shows.“

Doch er fädelte die Verträge ein, als die Rolling Stones ihr eigenes Sublabel bei Atlantic Records gründeten. Er machte die Stones zur Weltmarke. Der jetzt 80-Jährige gab die Entwicklung des Bandlogos in Auftrag, das heute weltweit wie ein Siegel erkannt wird. Kunststudent John Pasche entwarf die roten Lippen mit der ausgestreckten Zunge - übrigens nicht nach Jaggers Mund, sondern nach dem Vorbild einer Statue der Hindu-Göttin Kali. Jaggers volle Lippen hätten ihn aber „mindestens unbewusst“ beeinflusst, stellte Pasche später klar.

Die Rolling Stones auf einer Aufnahem um 1964: (von links nach rechts) Bill Wyman, Keith Richards, Mick Jagger, Charlie Watts und Brian Jones (Bild: akg-images / picturedesk.com)
Die Rolling Stones auf einer Aufnahem um 1964: (von links nach rechts) Bill Wyman, Keith Richards, Mick Jagger, Charlie Watts und Brian Jones

Auch die spektakulären Bühnen für die gigantischen Konzerte wurden von Jagger gestaltet. Die Stones gehören zu den ersten, die ihre eigenen Bühnen entwarfen und mit auf Tour nahmen. „Ich habe einfach nur ein gigantisches Spielzimmer für mich selbst entworfen“, scherzte Jagger in der Doku „My Life As A Rolling Stone“.

Herrlich bürgerlich
Ihre jüngste Tournee führte die Stones im Vorjahr auch nach Wien, wo sie standesgemäß im Ernst-Happel-Stadion aufspielten und die mehr als 50.000 Fans rund zwei Stunden lang begeisterten. Im Zuge dieses Abstechers bewies Jagger erneut, dass er keineswegs der unnahbare, sich nur in Luxussuiten verkriechende Star ist, sondern gerne mal durch die Orte, die ihre Tour-Stopps markieren, schlendert.

Mit einem Dosenbier in der Hand lächelt er bescheiden in die Kamera - der Schampus in der Auslage scheint den Superstar wenig zu interessieren. (Bild: https://www.instagram.com/mickjagger)
Mit einem Dosenbier in der Hand lächelt er bescheiden in die Kamera - der Schampus in der Auslage scheint den Superstar wenig zu interessieren.

„Last night I was at the Schweizerhaus“, teilte er der Menge im Stadion mit, natürlich habe er Stelze gegessen. Und am Heimweg gab’s noch einen Abstecher zum Würstelstand - inklusive auf Instagram veröffentlichtem Beweisfoto.

Nicht nur Stones, auch Solo
Oft wird vergessen, dass Jaggers Wirken weit über die Stones hinausgeht. Er veröffentlichte zusätzlich mehrere Soloalben und stand mit vielen verschiedenen Stars im Studio. Mit dem Reggae-Musiker Peter Tosh nahm er 1978 eine Coverversion des Songs „Don‘t Look Back“ auf, lange bevor solche genreübergreifenden Kooperationen in der Musik populär wurden. Die gemeinsamen Aufnahmen mit Carly Simons, den Jacksons und David Bowie wurden allesamt Hits und die Liste ginge noch lange so weiter.

„Jagger, the Casanova“
Ähnlich umfangreich ist die Aufzählung seiner Affären und Ex-Frauen, unter ihnen Marianne Faithful, Marsha Hunt, Bianca Jagger (mit ihr war er von 1971 bis 1978 verheiratet) und Jerry Hall (ebenfalls von 1990 bis 1999 verheiratet). Aus seinen Beziehungen hat der Sänger, der inzwischen Urgroßvater ist, acht Kinder. Sein jüngster Sohn Deveraux ist sechs Jahre alt und damit zwei Jahre jünger als sein Urenkel Ezra. Mit Deverauxs Mutter, der Choreografin Melanie Hamrick, ist der Rock-Uropa seit 2014 liiert. Gerüchte einer angeblichen Verlobung bestätigten sich bisher nicht.

Mick Jagger und Melanie Hamrick haben gemeinsam den Sohn Deveraux. (Bild: Photo Press Service)
Mick Jagger und Melanie Hamrick haben gemeinsam den Sohn Deveraux.

Kein Ende in Sicht
Fans dürfen aufatmen: Ein weiteres Rolling-Stones-Album gilt nicht als unwahrscheinlich! Keith Richards machte dazu entsprechende Andeutungen. Und die Tournee zum 60. Bandjubiläum im vergangenen Jahr war nicht als Abschiedstour deklariert. Gut möglich also, dass Mick Jagger mit über 80 weiter das tut, was er nach eigener Ansicht am besten kann. „Ich schätze, es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass sich die Leute zwei Stunden lang gut fühlen“, so Jagger. „Ich glaube, das ist meine Rolle.“

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(Bild: kmm)



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