Schiff driftet ab

Frachter hatte mehr Autos geladen als angegeben

Auf dem vor der niederländischen Küste brennenden Frachter „Fremantle Highway“ sind offenbar deutlich mehr Autos geladen, als zunächst bekannt gewesen war. Statt 2858 Pkw sollen sich 3783 Fahrzeuge an Bord des Schiffes befinden.

Die niederländische Küstenwache hatte zuvor von 2857 Autos gesprochen, darunter 25 E-Autos. Nun teilte ein Sprecher der japanischen Reederei Kawasaki Kisen K.K. am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Tokio mit, dass es sich um 3783 Autos handele. Eines der Elektrofahrzeuge an Bord soll der Brandherd für das Flammeninferno vor der holländischen Küste gewesen sein. „So wie es aussieht, ist auch ein elektrisches Auto explodiert“, ist im Funkverkehr der Rettungskräfte aus der Nacht zu Mittwoch zu hören, nachdem Kontakt mit dem Kapitän hergestellt wurde. 

Frachter driftet nach Westen ab
Ein Sprecher der Küstenwache erklärte, das Schiff sei leicht nach Westen abgedriftet und befinde sich nun etwa 16 Kilometer nördlich der Insel Terschelling. Die „Fremantle Highway“ läge aber aktuell stabil und sei mit einem Notkabel an einen Schlepper gekoppelt, sage er. Die Löscharbeiten dauern an und könnten sich über Wochen hinziehen.

Auf diesem Twitter-Bild sieht man, wie der Frachter abtreibt:

Empfindliches Ökosystem der Nordsee in Gefahr
Zahlreiche Experten, Inseln, Küstenorte und Umweltschutzorganisationen befürchten eine Umweltkatastrophe, sollte der Frachter sinken. „Sollte das passieren, können große Mengen Treibstoff und weitere umweltschädliche Schadstoffe aus der Ladung des Frachters das empfindliche Ökosystem der Nordsee großflächig verschmutzen“, warnte die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Der niederländische Minister für Infrastruktur und Wasserverwaltung, Mark Harbers, hält die Gefahr eine Ölpest dagegen für gering: „Die heutigen und für die kommenden Tage vorhersehbaren Wind- und Wellenrichtungen sind so, dass eine mögliche Verschmutzung sich Richtung Norden verbreiten würde und also nicht zu den Wattenmeerinseln“, erklärte er dem Parlament.

Spezialisten können noch nicht an Bord
Der Lösch- und Bergeeinsatz im niederländischen Wattenmeer gestaltet sich äußerst schwierig. Am Vormittag wollten Bergungsspezialisten mit einem Flugzeug aus der Luft kontrollieren, ob die Temperatur gesunken ist. Nur dann können die Einsatzkräfte das Schiff betreten. 

Experte: „Große Hülle, die von innen brennt“
Lars Tober von der Gesellschaft für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit Ostsee erklärte im ZDF-„Morgenmagazin“. „Das ist ja eine große Hülle, in der es innen brennt. Ich kann nur von außen Wasser draufgeben, ich komme also nicht rein, ich habe keine Öffnung, wo ich irgendwo sinnvoll Löschmittel einsetzen kann.“ Die Herausforderung sei nun, das Schiff stabil zu halten, „dass es keine Schlagseite kriegt, dass es nicht kentert und dass es keine Risse in der Außenhaut kriegt.“

Crewmitglieder sprangen 30 Meter in die Tiefe
Nach mehr als 24 Stunden war der Brand zu Donnerstagmittag auf dem knapp 200 Meter langem Frachtschiff noch immer nicht gelöscht. Der Einsatz ist gefährlich, weil das Löschwasser das Schiff zum Kentern bringen könnte.

Die „Fremantle Highway“ war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als sich das Unglück ereignete. Ein Crewmitglied kam uns Leben, 22 weitere Menschen wurden leicht verletzt. Einige Mitglieder der Besatzung mussten sich mit einem Sprung von Bord aus 30 Meter Höhe retten, berichtete die Küstenwache.

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