In 2.600 Meter Tiefe

Neue Yeti-Krabben in heißen Quellen in Antarktis entdeckt

Wissenschaft
03.01.2012 11:38
Ein neues, bizarres Ökosystem haben Forscher in der Tiefsee vor der Antarktis entdeckt. Unzählige Yeti-Krabben bedecken dort den Meeresboden, auch eine vermutlich neue Oktopus-Art hat ein ferngesteuertes U-Boot fotografiert. Das Leben findet sich rings um einige heiße untermeerische Quellen, aus denen Wasser mit einer Temperatur von rund 380 Grad Celsius strömt - das ist heißer als geschmolzenes Blei.

Ein großes internationales Team um Alex Rogers von der Universität in Oxford ließ ein mit Messgeräten und Kameras bestücktes U-Boot im Gebiet der East Scotia Ridge östlich der Südspitze Südamerikas und nördlich der Antarktis auf bis zu 2.600 Meter hinab. Die Bilder zeigten unter anderem sogenannte Schwarze Raucher. Diese mehrere Meter hohen Schlote wachsen vom Meeresboden empor. Aus ihnen strömt heißes Wasser, das im Untergrund von Magma erhitzt wurde.

Darin gelöst sind Mineralien und andere Substanzen, es erscheint daher schwarz. Beim Kontakt mit dem umgebenden Ozean - er hat Temperaturen nahe des Gefrierpunkts - fallen die Mineralien aus und lassen so die Schlote wachsen. In der Weite des immer dunklen und kalten Meeresbodens entstehen durch diese hydrothermalen Quellen Oasen eines höchst spezialisierten Lebens.

"Heiße, dunkle und verlorene Welt"
Wie Rogers und seine Kollegen im Fachjournal "PLoS Biology" berichten, fanden sie in 2,4 Kilometern Tiefe etwa Tausende blasse Krabben (Bilder 1 bis 3 in der Diashow in der Infobox), die den Boden als dichter Teppich bedecken. Sie werden zu den Yeti-Krabben gezählt, von denen bisher überhaupt nur eine Art bekannt ist. Die Felsen sind an vielen Stellen mit einer dicken Schicht aus Mikroorganismen bewachsen, die offensichtlich von den zahlreichen Substanzen und der Wärme profitieren, die mit den Quellen ins Wasser gelangen. In einer Erklärung spricht Rogers von einer "heißen, dunklen und verlorenen Welt" voller unbekannter Arten.

"Was wir nicht gefunden haben, ist genauso überraschend wie das, was wir entdeckten", ergänzte der Biologe. Denn viele Tiere, die sich an hydrothermalen Quellen in anderen Ozeanen finden, kommen in dem neu beschriebenen Ökosystem in der Antarktis nicht vor. Dazu zählen Würmer, Muscheln, einige Krabben und Garnelen. Daraus schließen die Forscher, dass die Lebensgemeinschaften rings um die heißen Quellen weit vielfältiger sind als bisher angenommen.

Seesterne mit sieben Armen
Die Kameras erspähten in der Tiefe auch einen bisher nicht beschriebenen räuberischen Seestern mit sieben Armen (Bild 7). Er wanderte über ein Feld mit Seepocken, die an Stielen wachsen - Seepocken gehören zur der großen Gruppe der Krebse. Hinzu kamen zahlreiche Napfschnecken und Seeanemonen (Bild 4 und 9).

Das abgeschiedene Leben in der Tiefsee erscheint mitunter so fremd wie das von einem anderen Planeten. In der lichtlosen Tiefe liefert die Sonne keine Energie. Die Organismen greifen daher auf chemische Energie zurück, um ihre Kohlenhydrate und andere lebensnotwendige Substanzen aufzubauen. In Anlehnung an die Photosynthese auf der Erdoberfläche sprechen Forscher von der Chemosynthese. Die damit wachsenden Bakterien bilden die Grundlage der weitgehend isolierten Ökosysteme.

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