Unter dem Rhesusfaktor D (RhD) versteht man ein Blutgruppenmerkmal. Menschen, die es aufweisen (85%), werden „Rhesus-positiv“ genannt. Fehlt es, sind sie „Rhesus-negativ“ (15%). Warum das wichtig ist:
„Erwartet eine negative Frau ein positives Kind, passiert in der ersten Schwangerschaft zunächst einmal gar nichts“, erklärt der Salzburger Labormediziner Dr. Georg Mustafa, Leiter des „medilab - medizinisch-chemisches Labor“ und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC). „Vor allem im Rahmen der Geburt vermag aber das mütterliche Immunsystem Abwehrstoffe zu bilden, wenn es zur Übertragung von kindlichem Blut in den Kreislauf der Mutter kommt.“
Bei einer erneuten Schwangerschaft mit einem Rhesus-positiven Kind können ihre Antikörper dann in den Blutkreislauf des Ungeborenen gelangen und dessen Entwicklung schwer beeinträchtigen und sogar lebensbedrohlich für das Baby sein.
Antikörper als kostbares Gut
Heute stellen schwere Folgen kein Thema mehr dar, weil allen diesen Frauen bislang zu einer Behandlung mit speziellen Anti-D-Immunglobulinen geraten wurde und sie diese auch bekommen. Selbst wenn es mitunter nicht notwendig ist, denn es sind nur 60% der Kinder betroffen“, erläutert Dr. Mustafa. „Rhesus-Antikörper können aber nicht synthetisch erzeugt werden. Menschen, die einen sehr hohen Rhesus-Antikörperspiegel in ihrem Blut haben, müssen dafür ständig Blut spenden, um den Bedarf zu decken. Dementsprechend kostbar ist das Gut.“
Zur Vermeidung einer eigentlich entbehrlichen Anti-D-Prophylaxe können „Negative“ den Rhesusfaktor ihres Fötus daher nun bereits vor der Geburt bestimmen zu lassen. Ein Bluttest der Mutter zeigt, ob sie diese Immunglobuline überhaupt braucht. Eine unnötige Behandlung wird damit verhindert. „Ab der 20. Schwangerschaftswoche wird der fetale Rhesusfaktor D bestimmt. Ist dieser nicht nachweisbar, kann man auf die Rhesus-Prophylaxe verzichten“, so Dr. Mustafa. „Eine Verankerung dieser Untersuchung im Eltern-Kind-Pass könnte für die wenigen Frauen, die es betrifft, durchaus Sinn machen.“
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