Ist die Krise gelöst?

Was der Gasfund für den heimischen Bedarf bedeutet

Wirtschaft
28.07.2023 13:52

Es ist der größte Gasfund in Österreich seit 40 Jahren: In Wittau im Weinviertel (NÖ) wurde ein Vorkommen entdeckt, das ersten Schätzungen zufolge in den nächsten 15 Jahren 48 Terawattstunden (TWh) des begehrten Rohstoffs liefern kann. Doch was heißt das?

Klar ist, mit dem Fund kann der Jahresbedarf in Österreich nicht abgedeckt werden. Der beträgt 80 bis 90 TWh. Dennoch: Die tägliche Förderung der OMV im Inland soll ab dem Frühjahr 2025 um rund 50 Prozent erhöht werden, so OMV-Boss Alfred Stern.

Mit der Inlandsproduktion können dann - je nach Verbrauch - knapp unter zehn Prozent des Bedarfs in Österreich abgedeckt werden. Wann genau die österreichischen Haushalte vom Fund profitieren, ist bislang unklar. Jetzt muss noch eine unterirdische Leitung in das zehn Kilometer entfernte Aderklaa gebaut werden, um die neue Bohrung an die Pipeline anzuschließen. Zudem müssen etwaige Genehmigungen eingeholt werden.

Bisher sind im Weinviertel mehr als 100 „Fördersonden“ im Einsatz. Mit der Bohrung in Wittau (Gemeinde Großenzersdorf bei Wien) hat man im Dezember 2022 begonnen. Schon vorher gab es seismologische Untersuchungen, die bestätigten, dass es Vorkommen gibt.

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Wir sollten das Erdgas dort belassen, wo es ist, damit die Klimakrise nicht komplett außer Kontrolle gerät.

Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft (Bild: Klemens Groh)

Stefan Moidl, Geschäftsführer IG Windkraft

Kritik kommt von der Windkraft-Lobby. Dass der Fund gar nicht so groß sei, zeige eine „einfache“ Rechnung: „Wird dieses Erdgas in Gasthermen verheizt, entspricht dies der Energiemenge, die bei Nutzung von Wärmepumpen von lediglich 30 Windrädern erzeugt wird“, teilte der Geschäftsführer der IG Windkraft, Stefan Moidl, mit. Das Erdgas solle „dort belassen werden, wo es ist, damit die Klimakrise nicht völlig außer Kontrolle“ gerate.

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Der Gasfund in Niederösterreich hilft, die Abhängigkeit von Russland weiter zu reduzieren.

(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)

Finanzminister Magnus Brunner, ÖVP

Der auch für Rohstoffe zuständige Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) begrüßte den Fund hingegen. „Der Gasfund in Niederösterreich hilft, die Abhängigkeit von Russland weiter zu reduzieren“, sagte er laut einer Aussendung am Freitag.

Die Gazprom-Falle
Die OMV arbeitet derweil weiter daran, russisches Gas zu ersetzen: Mit dem BP-Konzern wurde ein Vertrag abgeschlossen, der zehn Jahre lang ab 2026 die Lieferung von bis zu einer Million Tonnen LNG-Gas (verflüssigtes Erdgas, Anm.) vorsieht. Das entspricht umgerechnet etwa 14 TWh. Aus Norwegen bezieht die OMV auch heuer schon sowohl aus eigenen Feldern als auch durch Zukäufe ähnlich hohe Mengen (genaue Zahlen werden nicht bekannt gegeben).

Doch selbst wenn es der OMV nach und nach gelingt, russisches Gas zu ersetzen, muss Russland weiter bezahlt werden:

Die Gazprom-Falle

  • Der Gasliefervertrag zwischen der OMV und Gazprom, der 2028 auslaufen sollte, wurde 2018 feierlich bis zum Jahr 2040 verlängert.
  • Die Konsequenz: Gazprom liefert, die OMV muss bezahlen, selbst wenn sie das Gas nicht mehr benötigt. Hier wurden Zahlungsgarantien nach dem „Take or Pay“-Prinzip eingegangen.
  • Unklar ist, wie das Gas ab 2025 nach Österreich kommen soll, da die Ukraine einen Transitvertrag mit Russlands Präsident Wladimir Putin nicht verlängert hat.

Die Erschließung des großen Gasfeldes im Schwarzen Meer (Projekt „Neptun“), die vor einigen Wochen beschlossen wurde, wird die OMV zum größten Erdgasproduzenten in Europa machen. Allerdings fließen die dort gewonnenen Mengen (ab 2027) in den südosteuropäischen Markt und nicht nach Österreich. Die heimische Versorgungskrise wird die Verbraucher also weiter beschäftigen.

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