Zecken tragen verschiedene Erreger in sich und können schwerwiegende Krankheiten auslösen. Nun taucht in Europa ein weiteres Virus auf, das von den blutsaugenden Parasiten übertragen werden kann - das im Norden von China entdeckte Alongshan-Virus.
Das erst 2017 entdeckte Alongshan-Virus (kurz ALSV) ist mittlerweile auch in europäischen Zecken verbreitet. Der Erreger wurde Angaben des Centrums für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf zufolge bereits in Deutschland, der Schweiz, Finnland, Frankreich und Russland gefunden.
Das Alongshan-Virus wurde erstmals bei Patienten aus der gleichnamigen Stadt in der Inneren Mongolei nachgewiesen, die unter grippeähnlichen Symptomen litt. Nachdem Tests auf FSME-Viren negativ verlaufen waren, wurde schließlich der bis dahin unbekannte Erreger gefunden. Mit ALSV ist die Liste der Krankheitserreger, die über Zeckenbisse verbreitet werden, noch einmal angewachsen.
In Zecken häufiger als FSME-Virus?
Bei einer systematischen Untersuchung von Zecken, die in 2021 und 2022 in der Schweiz gesammelt worden waren, fand sich der Erreger ALSV sogar häufiger als das FSME-Virus (der Auslöser der Frühsommer-Meningoenzephalitis; Anm.). „Es ist daher davon auszugehen, dass das Virus auch epidemiologische Bedeutung für den Menschen hat“, sagt Thomas Jelinek, der wissenschaftliche Leiter des CRM.
Zecke selbst ist nicht das Problem
Problematisch sind nicht die Zecken selbst, sondern die Vielzahl an Viren und Bakterien, die sie, ähnlich wie Mücken, bei jeder Blutmahlzeit übertragen können. „Die von Bakterien verursachte Borreliose und die virale Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME sind dabei nur die bekanntesten Beispiele für Zecken-übertragene Erkrankungen“, so Jelinek.
Laut Angaben der Universität Hannover wurde das Alonghsan-Virus nicht nur in Zecken nachgewiesen, sondern auch in mindestens einem Hirsch. Antikörper gegen den Erreger fanden den Forschern zufolge in Hirschen, Rehen, Ziegen, Schafen und Pferden.
Löst leichte grippeähnliche Symptome aus
Wie stark auch Menschen von ALSV-Infektionen betroffen sind, ist noch weitgehend unbekannt. „Es ist davon auszugehen, dass das Virus auch in Europa bereits länger zirkuliert und vermutlich auch schon zu Erkrankungen geführt hat“, sagt Jelinek. Diese seien jedoch vermutlich mit nur leichten grippeähnlichen Symptomen verbunden gewesen, zudem hätten sie dem noch unbekannten Virus - natürlich - nicht zugeordnet werden können.
Prophylaxe vor Zecken bleibt wichtig
Eine spezifische Behandlung steht für ALSV-Infektionen ebenso wenig zur Verfügung wie eine Impfung. „Am effektivsten ist es daher, sich vor den Zecken selbst zu schützen“, sagt Jelinek. Denn, so der CRM-Chef, damit schütze man sich auch vor allen anderen Krankheitserregern, die diese möglicherweise in sich trügen.
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