„Krone“-Reportage

Vor Happy End in der griechischen Tragödie

Ausland
30.07.2023 06:00

Es war ein Kampf wie gegen Windmühlen. Erst nach Wochen im Dauereinsatz konnten die meisten Feuer auf Rhodos gelöscht werden. Wie geht es jetzt auf der Ägäis-Insel weiter? Die „Krone“ sprach vor Ort in Griechenland mit Einheimischen und geretteten Gästen aus Österreich über die Zukunft.

„Es war schon dunkel, als ich durch Vorstadtstraßen heimwärts ging ...“ Und schon ertönen im Hintergrund die Sirtaki-Klänge. Udo Jürgens hat mit seinem Schlager der hellenischen Gastfreundschaft ein melancholisches Denkmal gesetzt: „Griechischer Wein ist so wie das Blut der Erde, komm‘, schenk‘ dir ein ....“

Flucht im Pyjama durch nächtlichen Ascheregen
Und tatsächlich hat sie sich ein Loblied verdient. Das hat sich auch in der vergangenen Woche bei den schlimmsten Waldbränden seit Dekaden mehr als deutlich gezeigt.

Für dieses Kaffeehaus bei Lardos gab es keine Rettung mehr. (Bild: Gregor Brandl)
Für dieses Kaffeehaus bei Lardos gab es keine Rettung mehr.

„Wir wurden um 2 Uhr nachts in unserem Zimmer geweckt, dann wurde das Hotel evakuiert“, erinnern sich die Wiener Urlauber Thomas K. und Stefan G. (beide 33) an den Albtraum auf der Trauminsel Rhodos. „Viele Touristen standen im Pyjama an der Rezeption. Dann wurden wir durch den Ascheregen in ein Gymnasium in der Nähe in Sicherheit gebracht. Die Dorfbewohner haben uns spontan mit Essen und Trinken versorgt, so etwas erlebt man wirklich nicht alle Tage“, so die beiden unisono. Sie sind froh, mittlerweile wieder in der Heimat zu sein. Aber Rhodos bleibt ihre große Liebe – sie wollen auf jeden Fall zurückkommen.

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Wir waren schon öfters gemeinsam auf Rhodos, mögen die Insel sehr. Aber heuer ist alles aus dem Ruder gelaufen. Unser Hotel wurde um zwei Uhr Früh evakuiert. Der Ascheregen war unangenehm, aber Angst hatten wir eigentlich nie. Wir kommen wieder.

Thomas K. und Stefan G.

Die Urlauber Thomas K. und Stefan G. (beide 33) aus Wien freuten sich auf die Heimat. (Bild: Brandl Gregor)
Die Urlauber Thomas K. und Stefan G. (beide 33) aus Wien freuten sich auf die Heimat.

So wie diesen jungen Reisenden geht es derzeit vielen Österreichern. Auch wenn in einem solchen Notfall kaum etwas reibungslos über die Bühne gehen kann, gibt es keinen bitteren Beigeschmack. Taxifahrer, die ihre Kunden gratis zum Flughafen bringen, Restaurantbesitzer, die angesichts der Lage Tsatsiki und Moussaka auftafeln, ohne auch nur einen Cent zu verrechnen, und speziell die Herzlichkeit der lokalen Bevölkerung, die bereitwillig ihre Wohnungen und Häuser zur Verfügung stellte – all das wird in Erinnerung bleiben.

Eine sehr engagierte Kollegin des Krisenteams aus Österreich zeigt auf der Rhodos-Karte, wo die meisten Brände tobten. (Bild: Gregor Brandl)
Eine sehr engagierte Kollegin des Krisenteams aus Österreich zeigt auf der Rhodos-Karte, wo die meisten Brände tobten.

Feuer & Zahlen

  • In den vergangenen Tagen gab es in Griechenland landesweit 667 Waldbrände. 3 Menschen kamen ums Leben, zudem starben 2 Piloten, als ihr Löschflugzeug abstürzte. Insgesamt wurden 74 Löschkräfte verletzt.
  • Besonders schlimm war die Lage auf Rhodos. Bei Temperaturen über 40 Grad fachte Wind die Glut immer wieder an. Hotels mit 19.000 Menschen wurden evakuiert.
  • Das Außenministerium rät zur Online-Reiseregistrierung für Notfälle: So sind von aktuell 68.000 Urlaubern in Kroatien gerade einmal 46 registriert. Infos: auslandsregistrierung. bmeia.gv.at.

Mittlerweile hat sich die Situation zum Glück beruhigt. Die meisten Feuer sind gelöscht. Auch wenn Glutnester immer wieder aufflackern und sich die Situation rasch ändern kann. In den hauptbetroffenen Gemeinden wie Lardos konnten die geräumten Anlagen wieder bezogen werden. „Nur in zwei Ortschaften gibt es derzeit noch Probleme“, weiß Fremdenführer Costas der „Krone“ zu berichten.

Temperaturen gingen schon deutlich zurück
Auch gebe es trotz anfänglicher Befürchtungen nur relativ wenige Stornos für die kommende Saison. Auf dem Insel-Flughafen hat sich die Situation mittlerweile ebenfalls beruhigt. Vor den Schaltern der Charter-Anbieter und der Starbucks-Filiale bilden sich immer noch lange Schlangen, aber von Chaos ist längst keine Rede mehr. Das Krisenteam des Außenministeriums kann die Kapazitäten vor Ort ruhigen Gewissens zurückfahren.

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Unsere mobilen Krisenteams mit ihren rot-weiß-roten Jacken sind bei Notlagen im Ausland die erste wichtige Anlaufstelle.

(Bild: SEPA.Media | Martin Juen)

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) über die Hilfe vor Ort

Heute, Sonntag, sind für das Ägäis-Eiland 34 Grad prognostiziert. Für hiesige Verhältnisse geradezu kühl. Wenn jetzt auch noch der heiß ersehnte Regen eintreten würde, wäre das Happy End in der griechischen Tragödie wirklich perfekt.

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