Umweltschützer toben
Sunak kündigt britische Öl- und Gasoffensive an
Die britische Regierung will Hunderte neue Lizenzen für Öl- und Gasbohrungen, vor allem in der Nordsee, vergeben. „Heute mehr als je zuvor ist es unerlässlich, dass wir unsere Energiesicherheit stärken“, erklärte Premierminister Rishi Sunak am Montag. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 strebe das Land aber weiterhin an.
Allerdings kommen aus den Reihen seiner Tories verstärkt Forderungen, die angekündigte Vorschrift zu verwässern, dass von 2030 an keine neuen Verbrenner mehr verkauft werden dürfen. Denn die Konservativen setzen mit Nachdruck auf die Klima-Karte - und zeigen sich damit an der Seite des „kleinen Mannes“, der Umfragen zufolge mit einigen umweltpolitischen Vorhaben unzufrieden ist.
Private Haushalte und Unternehmen in Großbritannien seien auf „günstigere und saubere Energie“ angewiesen. In einem Interview mit der Zeitung „Sunday Telegraph“ stellte sich Sunak jüngst dennoch demonstrativ als Förderer der 35 Millionen Autofahrer Großbritanniens dar, wo zuletzt 46,5 Millionen Menschen als wahlberechtigt registriert waren.
Sunak will „Scherereien“ für Verbraucher verhindern
Seine Tories schimpfen laut über das Vorhaben von Bürgermeister Sadiq Khan, die Umweltzone in London massiv auszudehnen - die von seinem konservativen Vorgänger Boris Johnson eingeführt worden war. Immerhin: In Johnsons einstigem Wahlkreis in Nordwestlondon konnten die Tories dank des Streits gegen den Trend eine Nachwahl gewinnen.
Nun wittert Sunak seine Chance. Die Regierungsspitze in Downing Street bestätigte, dass alle Minister „im Lichte einiger Herausforderungen bei den Lebenshaltungskosten“ die bestehenden Zusagen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen prüfen. Sunak betonte, alle klimaschützenden Maßnahmen müssten „verhältnismäßig und pragmatisch“ sein, um zusätzliche Kosten und „Scherereien“ für Verbraucher zu vermeiden.
Labour sieht „Kulturkrieg gegen das Klima“
Die Labour-Partei, die als wichtigste Oppositionspartei in Umfragen klar in Führung liegt, warf Sunak vor, er führe einen „Kulturkrieg gegen das Klima“, um das Versagen seiner Tories in der Energiepolitik wettzumachen. Die nächste Parlamentswahl ist für 2024 geplant.
Die Regierung unternehme Schritte, um den raschen Rückgang der heimischen Öl- und Gasproduktion zu verlangsamen, erklärte der Premier. „Wir sind alle Zeugen“, wie der russische Präsident Wladimir Putin „Energie zur Waffe gemacht hat“. Putin habe die Lieferungen gestoppt und so das Wachstum in vielen Ländern abgewürgt.
Der „Sunday Telegraph“ hatte Sunak bereits gesagt: „Jeder vernünftige Mensch erkennt an, dass wir fossile Brennstoffe als Teil der Transformation zur Klimaneutralität brauchen.“ Ein Stopp der Förderung fossiler Brennstoffe würde „200.000 Jobs in etwa 30 Sektoren gefährden“ und dem Staat Steuergelder in zweistelliger Milliardenhöhe entziehen.
Briten sorgen sich um Klima, wollen aber nichts ändern
Eine Mehrheit der Briten (65 Prozent) macht sich Sorgen wegen der Folgen des Klimawandels - persönliche Einschränkungen lehnen die meisten Menschen gleichzeitig aber ab. Der britische Wetterdienst warnte erst kürzlich, dass die Temperaturen des vergangenen Sommers von bis zu 40 Grad Celsius am Ende dieses Jahrhunderts als „kühl“ gelten würden.
Umweltorganisationen wie der WWF, National Trust oder Greenpeace haben bereits heftigen Widerstand gegen die Pläne Sunaks angekündigt. „Wir werden nicht zusehen, wie die Politik mit der Umwelt wie mit einem Fußball spielt.“ Gebraucht würden stattdessen „Mut und Führungskraft“.
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