Die Südtiroler Siedlung in Liefering soll neu gebaut werden, die Mieter sollen ausziehen. Einige setzen sich nun zur Wehr.
Fast schon gespenstisch wirkt die Südtiroler Siedlung in Liefering: Die langen Häuserreihen stehen leer, viele Klingelschilder sind unbeschriftet. Über den verbliebenen 100 Mietern schwebt die Kündigung ab Spätsommer - und der Rauswurf aus ihren Wohnungen. Denn der Träger Buwog will dort neue, teurere Einheiten bauen. Eine Mieterin der Siebenbürgerstraße zog bereits aus – und nahm 45.000 Euro als Abschlagszahlung mit. Alfred Bayrhammer harrt wie andere Mieter weiter aus und hat eine Petition gestartet.
Meine Schwester wurde herausgeklagt. Und ich überlege sogar, ob ich eine Garderobe kaufen soll, wenn ich eh ausziehen muss.
Alfred Bayrhammer, Mieter in der Südtiroler Siedlung
Die Ungewissheit ist das Schlimmste für eine Mieterin. „Das ist meine gesamte Existenz!“, sagt sie über die 40 Quadratmeter, auf denen sie seit 2004 wohnt. Mit ihren Ersparnissen von 30.000 Euro baute sie die Wohnung um. „Ich will mich hier wohlfühlen und bis zu meinem Lebensende bleiben“, sagt die Mieterin zitternd und fügt hinzu: „Ich kann kaum mehr schlafen. Aber ich bleibe, bis die Bagger anrollen.“ Die Hoffnung hat sie allerdings bereits aufgegeben.
Eine andere Mieterin, die aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben will, zog 1986 auf 42 Quadratmetern ein. „Im Bad war nur eine Duschtasse eingebaut. Mehr nicht“, sagt sie. Sie erneuerte Boden und Küche und verlegte eine Fußbodenheizung: „Mit dem Wissen, dass der Rauswurf droht, hätte ich die 40.000 Euro anders angelegt!“
Die Buwog beteuert, dass Bestandsmieter ihre Verträge behalten. Sie sollen 2027 in neue teilfinanzierte Wohnungen in der Mitte der Siedlung ziehen. Auf den Flächen der jetzigen Häuser entstehen Appartements und Büros. Ihre Mieten richten sich nach dem aktuellen Marktwert. Für die derzeitigen Mieter nur ein Wermutstropfen.
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