Mit der Gondelbahn aufs Markbachjoch, dann über Almen und Berge zu Käse und Schnaps auf der Schönangeralm: Das ist der neue, aussichtsreiche Höhenwanderweg in Tirols Wildschönau.
Von Wörgl geht’s in vielen Kurven recht steil bergauf – aber dann öffnet sich das 24 Kilometer lange Hochtal der Wildschönau, eine idyllische „Sackgasse“ mit vier Dörfern in etwa 1000 Meter Seehöhe, umgeben von bis zu 2300 Meter hohen Grasbergen, und wir verstehen sofort den Werbespruch „Hier leb ich auf.“
260 Bauernhöfe werden noch bewirtschaftet, thronen stolz auf den Hügeln. Trachten, das Festtagsgewand Kasettl, Schützenvereine und Sturmlöda – Traditionsnachfolger des legendären letzten Aufgebots aus dem Freiheitskrieg gegen Napoleon – marschieren regelmäßig auf, in Gasthäusern gibt’s Breznsuppe, Schmalznudeln, Kaspressknödel und andere Tiroler Spezialitäten, durch ein einzigartiges „Wundermittel“ leichter zu verdauen: Der durch spezielle Genehmigung seit Kaiserin Maria Theresias Zeiten nur in der Wildschönau aus der Weißen Stoppelrübe gebrannte Krautinger gilt als altbewährtes Volksheilmittel.
16 Bauern machen heute noch Gebrauch von diesem alten Hausbrand-Recht, ihr Produkt ist mild, aber eigenwillig im Geschmack.
Richtig gut schmeckt er aber erst, wenn er verdient ist: nach ein, zwei ehrlich erwanderten deftigen Almjausen zum Beispiel. Geradezu ideal dazu eignet sich der mit dem Wandergütesiegel ausgezeichnete Wildschönauer Höhenweg, stolze 14,5 Kilometer lang, durch seinen Start an der Bergstation der Marktaljochbahn aber nicht besonders anstrengend und wegen der vielen möglichen Stopps auf Almen und Wiesen auch für Familien durchaus geeignet. Führung ist nicht nötig, aber sehr zu empfehlen!
ALLGEMEINES:
www.wildschoenau.com info@wildschoenau.com
ANREISE: mit dem Zug gute Verbindungen bis Wörgl (3 h 45 min aus Wien, dann Bus oder Transfer per lokalen Taxis)
„Schaut, Arnika, ein ideales Naturheilmittel“, rief unsere Sonja beim Anblick gelber Blumen, an denen wir achtlos vorbeimarschiert wären, entzückt; beim Heidelbeersammeln warnte sie uns vor Verwechslungen mit der innen weißen, potenziell folgenschweren Rauschbeere; Baumschwämme empfahl sie uns, mit Lavendel gepaart, als beruhigende Räucherpflanzen. Die setzt sie sogar ein, um nervöse Bienen in ihren 15 Stöcken, aus denen sie jährlich 100 Kilo besten Bio-Waldhonig gewinnt, zu beruhigen.
Zu ihrem Bio-Bauernhof führen auch Familienwanderungen, die wie weitere vier geführte Touren in der Gästekarte inbegriffen sind – Anmeldung genügt. Mit der Gästekarte sind übrigens auch Wanderbus, Freibad mit mehreren Becken, Tennisplatz, Kinderprogramm im großen neuen Drachenklub und lokale Museumsbesuche für alle, die in Wildschönauer Betrieben nächtigen, gratis!
Doch zurück zur Höhenwanderung: Zum ersten Gipfel, dem 1923 Meter hohen Feldalphorn, ging es einmal eine halbe Stunde doch ein bisschen anstrengend hinauf, dann war der Weg wieder sanft hügelig, immer wieder von prächtigen Ausblicken gekrönt.
Bei Josef auf der Breiteggalm war die erste längere Pause (samt Buttermilch mit Preiselbeeren, mehreren Sorten Almkäse, Speck und Bauernbrot), dann ging’s nur noch bergab, zu Johann auf die Schönangeralm, von wo der Wanderbus uns zurück ins Quartier brachte. Aber erst nach ausgiebiger Verkostung der 12 Käsesorten, die dort noch traditionell händisch erzeugt werden. Und danach natürlich einem Krautinger.
Er tat wirklich gut, aber unter uns: Lieber nicht vorher daran riechen!
Brigitte Egger
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