Der aktuelle Geschäftsbericht des Fond Soziales Wien (FSW) hat es in sich. Noch nie mussten so viele Menschen unterstützt werden, noch nie waren die Ausgaben so hoch wie im vergangenen Jahr: 2,25 Milliarden Euro! Besonders die Ausgaben für die Flüchtlingshilfe sind drastisch gestiegen. Die „Krone“ hat alle Details.
Ukraine-Krieg, Rekordinflation und ein erhöhter Pflegebedarf strapazieren Wiens Sozialbudget immer mehr. Donnerstagvormittag hat der Fond Soziales Wien seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2022 vorlegt. Die Zahlen sind dramatisch. Noch nie musste so vielen Menschen wie im vergangenen Jahr unter die Arme gegriffen werden. Die Anzahl der Hilfesuchenden hat sich um fast ein Drittel auf 142.600 Menschen erhöht! Das sind 30.000 Menschen mehr als im Jahr davor. Das schlägt sich natürlich auch in den Finanzen und in den Ausgaben nieder. Mit insgesamt 2,25 Milliarden Euro war das Budget dafür nämlich noch nie höher.
Rekordsumme für Flüchtlingshilfe
Alleine die Kosten für die Flüchtlingshilfe in der Stadt beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 228 Millionen Euro. Das ist ein satter Anstieg von rund 160 Prozent gegenüber dem Vorjahr! Der Grund: Mit Kriegsausbruch in der Ukraine sind zehntausende Ukrainer nach Wien geflohen. So sind jetzt schon mehr als Drittel der Hilfsbedürftigen geflüchtete Menschen. Hier liegt der vorläufige Anteil des Bundes - aufgrund der Kostenteilung - bei rund 120 Millionen Euro. Doch auch die Zahl der Flüchtlinge in der Grundversorgung ist von 19.200 auf 48.830 Menschen stark angestiegen - ein Zuwachs von 154,3 Prozent!
Die größte Gruppe sind laut FSW allerdings weiterhin Personen mit Pflege- und Betreuungsbedarf. Nämlich mehr als 56.000 Personen. Für sie werden mehr als 1,39 Milliarden Euro aufgewendet (siehe Grafik). Knapp sieben Prozent mehr als im vergangenen Jahr - Tendenz auch hier steigend. Die Aussichten sind nicht gerade positiv. Denn der akute Fachkräftemangel betrifft den Pflege- und Sozialbereich besonders stark und wird das Problem vermutlich noch verschärfen. Durch eine Ausbildungsoffensive im Rahmen von „Pflege Zukunft Wien“ mit dem Wigev und FH Campus Wien soll die Anzahl der Ausbildungsplätze schrittweise aufgestockt werden.
Unsere Zielgruppen werden vielfältiger, die Bedarfe der Menschen komplexer und die Anforderungen höher. Unser Ziel ist es, auch in Zukunft die Angebote für die Wiener anzubieten, die sie brauchen.
FSW-Geschäftsführerin Anita Bauer
Hohe Inflation lässt auch Schuldenberatung steigen
Empfindlich höhere Kosten für die Lebenserhaltung bei Miete, Strom, Heizung und Krediten machten den Wienern 2022 ordentlich zu schaffen. Die FSW Schuldenberatung verzeichnete jedenfalls einen Anstieg von 12 Prozent bei den Erstkontakten. Knapp 12.000 Menschen mit Schuldenproblematik haben Hilfe und Beratung erhalten. Der Anstieg bei der Wohnungslosenhilfe ist auf 120 Millionen Euro gestiegen. Ein Plus von immerhin 10,1 Prozent.
Wie sich die mehrmaligen Erhöhungen bei den Kategoriewert-, bzw. Richtwertmieten auswirken ist derzeit noch unklar. Diese sind aktuell ebenfalls wieder um 5 Prozent angehoben worden.
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