Die Schafbergbahn feiert heuer ein Jubiläum. Und versetzt ihre Besucher mit der Nostalgielok zurück in die Zeit von Kaiser Franz Joseph I.
Dichter Dampf umhüllt die sieben wartenden Fahrgäste am Bahnsteig in St. Wolfgang. Nervosität und Vorfreude begleiten sie, als sie am 1. August 1893 mit der neuen Zahnradbahn der Monarchie den Schafberg erklimmen wollen. Unter ihnen befindet sich der Hotelier Johann Dreßl. Er war der Erste, der ein Ticket für die Jungfernfahrt auf den Schafberg ergattern konnte. Frühmorgens um 5.50 Uhr tuckert die neue Attraktion von Ingenieur Berthold Curant langsam in Richtung Gipfel.
Ruckelnd und schnaufend bewegt sich die Grand Dame der Zahnradbahnen vorwärts und schenkt ihren Gästen bereits während der Fahrt einen fantastischen Ausblick auf die umliegende Seenlandschaft des Salzkammerguts. Obwohl das Wetter nicht ganz mitspielt und den Blick auf die über elf Seen und zum Großglockner teilweise verdeckt, sind die Fahrgäste von der atemberaubenden Sicht überwältigt. Nach sechs Kilometern hat das Wunderwerk der Donaumonarchie ihr Ziel erreicht und legt auch den Blick auf den Schafberggipfel (1783m) frei. Die Jungfernfahrt ist geglückt. Und doch dauert es über ein Jahr bis der Erbauer einen Fuß in die Dampflok setzt.
350 Arbeiter erbauten die Trasse binnen eines Jahres
Kaiser Franz Joseph I. unternahm wenige Tage nach seinem 64. Geburtstag erstmals eine Fahrt auf den Berg. Dem Herrscher waren 12.745 Gäste zuvorgekommen. Das Ischler Wochenblatt berichtete kurz darauf: „Sonntag den 26. des Monats nachmittags unternahm seine Majestät der Kaiser und die hier anwesenden höchsten Herrschaften zum erstenmale mittelst der Zahnradbahn einen Ausflug auf den Schafberg.“ Obwohl der Kaiser seine Zeit gerne im Salzkammergut verbrachte, fuhr er insgesamt nur dreimal auf den Schafberg mit.
Bei der ersten Fahrt auf den Schafberg am 1. August 1893 waren sieben Passagiere mit dabei. Heute befördern wir täglich 2600.
Mario Mischelin, Geschäftsführer der Salzburg AG Tourismus GmbH
Nach nur einem Jahr Bauzeit wurde die Trasse der steilsten Zahnradbahn Österreichs fertiggestellt. Unter der Aufsicht von Josef Stern und Franz Hafferl, die neben 29 Bahnlinien auch die Salzkammergut-Lokalbahn von Bad Ischl nach Salzburg errichtet hatten, leisteten 350 Bauarbeiter harte Arbeit. Die meisten von ihnen kamen aus den südlichen Teilen der Monarchie.
Jubiläumsfahrt versetzt die Gäste ins 19. Jahrhundert
6000 Maultierlasten brauchte es, um das Baumaterial, die Werkzeuge und die Verpflegung sicher zum Arbeitsplatz hoch über dem Wolfgangsee zu transportieren. Trotz der harten Bedingungen für die Arbeiter konnte die Bahn pünktlich zur Eröffnung Anfang August 1893 fertiggestellt werden.
130 Jahre später, auf den Tag genau, unternahm die Bahn eine Nostalgiefahrt auf den Schafberg. „Dafür haben wir eine historische Lok reaktiviert. Insgesamt haben wir zwei Nostalgiefahrzeuge“, erklärt Mario Mischelin, Geschäftsführer der Salzburg AG Tourismus GmbH. Ganz im Stil der Donaumonarchie tuckerte die Zahnradbahn am 1. August 2023 auf den Berg, dessen Gipfel in Salzburg liegt. Und versetzte die Fahrgäste zurück ins 19. Jahrhundert. „Die Nostalgie gehört wie die Zukunft und ihr Fortschritt zum Leben dazu“, sagt Mischelin.
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