„Ich bin so erleichtert, wieder zu Hause zu sein“, sagt Sebastian Nowak direkt nach seiner Landung am Mittwochnachmittag in Wien-Schwechat im „Krone“-Gespräch. Sieben Jahre hatte der Niederösterreicher im Niger gelebt und gearbeitet.
„Vor allem für meine Familie war die Situation zuletzt sehr belastend.“ Im Rahmen der zivilen europäischen EUCAP-Mission hat Sebastian Nowak (51) unter widrigsten Bedingungen seinen Beitrag geleistet, um den von Terror, Armut und Schlepperei geplagten Sahel-Staat vielleicht in eine bessere Zukunft zu führen.
Bis am 26. Juli 2023 der erste demokratisch gewählte Präsident Mohamed Bazoum durch einen Militärputsch (seiner eigenen Leibgarde!) entmachtet wurde und plötzlich Männer in Uniformen im Staats-TV verkündeten, dass sie ab sofort das Sagen hätten. Nächtliche Ausgangssperren, abgeriegelte Grenzen, Chaos in den Straßen. Flammen und Rauchsäulen in der Hauptstadt Niamey werden zu erschreckender Normalität, Explosionen sind zu hören.
„Am Mittwoch in der Früh“, erzählt Nowak, „ging dann alles ganz schnell. Um 7.40 Uhr hoben wir mit einem Airbus 330 der französischen Luftwaffe nach Europa ab. Nach einer Zwischenlandung in Paris ging es nach Wien.“ Im Flieger, der vor Nowak abhob, war eine weitere Österreicherin, die für die Weltbank vor Ort war - und mittlerweile auch sicheren Boden unter den Füßen hat.
Stabschefin kann kaum noch schlafen, aber will bleiben
Schauplatzwechsel nach Niamey: 46 Grad im Schatten. Ein Sandsturm tobt. Wie ein Fels in der Brandung hat die tapfere Stabschefin der Mission, Antje Herrberg, das Zepter in der Hand. Sorgen mache sich die Oberbayerin schon, verrät sie uns, schlafen könne sie kaum noch - aber sie will bleiben. So als sei sie sich das selbst schuldig - und dem bitterarmen Land. „Wir sind aktuell im Krisenmodus, eine Besprechung folgt auf die nächste. Wir konnten am Mittwoch noch eine Filmcrew aus Österreich von der Ortschaft Agadez in die Hauptstadt fliegen. Auch sie ist in Sicherheit“, erzählt Herrberg.
Erstarken des Terrorismus?
Tatsächlich könnte der Niger im schlimmsten Fall zu einem „failed state“ werden. Einiges erinnert schon jetzt an Afghanistan. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) warnt angesichts der aktuellen Entwicklungen: „Ein sicherheitspolitisches Vakuum in der Sahelzone hätte negative Auswirkungen weit über die Grenzen der Region hinaus, darunter ein Erstarken des islamistischen Terrorismus und erhöhten Migrationsdruck.“
„Der Putsch im Niger ist ein herber Rückschlag für die Bemühungen um Stabilität im Sahel. Nach Mali und Burkina Faso gerät nun ein weiterer Staat der Sahelzone in die Negativspirale von Militärgewalt und politischer Destabilisierung“, sagt Schallenberg.
Der Niger mit seinen 25 Millionen Einwohnern gehört zu den Haupttransitländern des Schwarzen Kontinents. Laut dem deutschen Soziologen und Afrika-Experten Olaf Bernau gibt es daher schon seit Jahren zwischen dem Niger und der EU einen Deal, durch den das westafrikanische Land Migration in Richtung Mittelmeerraum verhindere. Dieses Abkommen lasse befürchten, dass die Putschisten Migranten als Druckmittel verwenden könnten. Die aktuellen Machthaber hätten sich zu diesem Thema noch nicht geäußert.
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