WWF-Analyse zeigt:

Bundesländer sind bei Bodenschutz säumig

Österreich
03.08.2023 09:26

Großen Handlungsbedarf für die Politik sieht die Umweltschutzorganisation WWF in den Bundesländern beim Thema Bodenverbrauch. Demnach sind alle neun Bundesländer von einer nachhaltigen Bodennutzung weit entfernt. In vier von ihnen sei der Bodenverbrauch laut neuer Analyse im Vorjahr im Vergleich zu 2021 sogar deutlich angestiegen, so der WWF.

„Zahlreiche Beispiele aus den Bundesländern zeigen, dass es nach wie vor kein Umdenken gibt. Mit einem Bodenverbrauch von durchschnittlich zwölf Hektar pro Tag hat Österreich 2022 fast das Fünffache des Nachhaltigkeitsziels des Bundes verbaut“, erläutert WWF-Bodenschutz Sprecher Simon Pories. Das Bauprojekt „Sonnenweiher“ mit mehr als 200 geplanten Häusern und einem Folienteich „sei nur die Spitze des Eisbergs“.

Maßnahmenpakete gefordert
Umweltorganisationen fordern nun erneut Maßnahmenpakete gegen den Flächenfraß, sowie ein Ende der „Blockadehaltung“ gegen wirksame österreichweite Bodenstrategie. „Die Bundesländer stellen sich bisher gegen verbindliche Ziele, bleiben selbst aber weitgehend tatenlos. Sie liefern damit selbst die besten Argumente für ein Bodenschutzgesetz auf Bundesebene“, so Pories.

Luft- und wasserdichtes Abdecken des Bodens wird als Flächen- und Bodenversieglung bezeichnet. Hierbei kommt es zu einer Reihe von ökologischer Konsequenzen, wie dauerhaften Verlust von produktivem Boden. Der Flächenverbrauch sollte, laut türkis-grünen Regierungsprogramm, auf 2,5 Hektar pro Tag verringert werden, entsprechende Maßnahmen hierzu fehlen aber. 

(Bild: APA)

Oberösterreich negativer Spitzenreiter
Im Bundesländer-Vergleich ist Oberösterreich laut WWF-Analyse negativer Spitzenreiter. Dort sei der Bodenverbrauch im Vorjahr um mehr als zwei Drittel gestiegen. Von 2,48 im Jahr 2021 auf 4,25 Hektar pro Tag im Vorjahr. Das liege vor allem an großflächiger Umwidmung von Grünland in Bauland. Dahinter folgt die Steiermark auf weiterhin hohem Niveau von 2,54 Hektar Bodenverbrauch pro Tag. Die Steiermark verbrauche laut WWF damit alleine so viel Boden, wie im „Nachhaltigkeitsziel“ der Regierung für ganz Österreich vorgesehen wäre.

An dritter Stelle im Bundesländer-Vergleich steht Niederösterreich. Dort ist der Bodenverbrauch im Vorjahr auf 2,3 Hektar gestiegen. Besonders stark sei dort die Zunahme der Verkehrsflächen. „Allein 2,2 Quadratkilometer wurden für Straßen und Parkplätze verbaut, während Schienenflächen weiter rückläufig sind. Das zeigt dringenden Handlungsbedarf in der Verkehrspolitik, sonst werden weiter wertvolle Äcker versiegelt und der Klimaschutz sabotiert“, so Pories. Ebenfalls gestiegen ist laut WWF die Fläche der zusätzlich verbrauchten Böden 2022 in Kärnten (von 0,57 auf 0,87 Hektar pro Tag) und Vorarlberg (von 0,45 auf 0,73 Hektar pro Tag).

In Tirol stagniert der Bodenverbrauch bei rund 0,5 Hektar pro Tag, das Burgenland verzeichnete im Vorjahr einen Rückgang auf 0,4 Hektar täglich. Das stark zersiedelte Bundesland halte nach Angaben der Umweltschutzorganisation jedoch den Negativ-Rekord bei der insgesamt in Anspruch genommenen Fläche mit rund 1316 Quadratmeter pro Kopf.

In Salzburg sank der Bodenverbrauch nach einem hohen Wert 2021 im Jahr 2022 wieder auf 0,39 Hektar pro Tag und damit auf den Schnitt der vergangenen Jahre. Wien nimmt im Vergleich eine Sonderstellung ein: „Als Großstadt hat Wien den geringsten Bodenverbrauch der Bundesländer, aber dafür einen besonders hohen Versiegelungsgrad. Daher braucht es groß angelegte Entsiegelungs-Programme in allen Bezirken, gerade angesichts der steigenden Hitzetage“, sagte Pories.

WWF fordert: Politik muss Lösung finden
Nun ist die Politik gefragt, eine großflächige Lösung zu finden. „Nach dem Scheitern der Bodenstrategie im Juni darf die Verantwortung für den Bodenschutz nicht länger auf die jeweils andere politische Ebene geschoben werden. Stattdessen müssen die Landesregierungen die jeweiligen Raumordnungsgesetze massiv nachbessern und stärkeren Naturschutz verankern“, fordert Pories. 

Als Bodenverbrauch definiert das Umweltbundesamt den Verlust biologisch produktiver Böden durch Verbauungen. Sowohl für Siedlungs- und Verkehrszwecke als auch Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen. Für die aktuelle Analyse hat der WWF nach der Methodik des Umweltbundesamtes Daten des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen ausgewertet. 

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