Studie stellt klar:

Erderhitzung ist keine natürliche Schwankung

Klima
03.08.2023 11:33

Immer wieder argumentieren Klimawandel-Skeptiker damit, dass es doch im Mittelalter schon wärmer gewesen sei als heute - und sehen damit einen vermeintlichen Beleg, dass die so rasante Erderwärmung nicht vom Menschen verursacht wird. Eine aktuelle Studie widerlegt diese Behauptung nun eindrücklich. In den letzten 1200 Jahren war es noch nie so warm wie aktuell.

Das Klima ist heute wesentlich wärmer als im Mittelalter - zu dem Schluss kommt die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Die Wissenschaftler haben für diese Erkenntnis die Jahresringe von Bäumen in Skandinavien aus den vergangenen 1170 Jahren analysiert. Dieses Resultat widerspricht früheren Forschungsergebnissen, gibt aber den Klimamodellen recht.

„Unsere Analyse gibt Klimamodellen eine neue Glaubwürdigkeit“, sagte der Studien-Erstautor und WSL-Forscher Jesper Björklund. Die Resultate wurden am Mittwoch im renommierten Fachblatt „Nature“ veröffentlicht.

Die Jahresringe lügen nicht: In den letzten 1200 Jahren war es noch nie so warm wie jetzt. (Bild: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft/Håkan Grudd)
Die Jahresringe lügen nicht: In den letzten 1200 Jahren war es noch nie so warm wie jetzt.
Hitzewellen und sich häufende Wetterextreme beherrschen die Schlagzeilen - gab es das nicht schon immer? Mitnichten, stellen Wissenschaftler immer wieder klar. (Bild: AP/Manu Fernandez)
Hitzewellen und sich häufende Wetterextreme beherrschen die Schlagzeilen - gab es das nicht schon immer? Mitnichten, stellen Wissenschaftler immer wieder klar.

Zweifel an Modellen ausgeräumt
Daten aus Jahresringen von Bäumen hatten in der Vergangenheit oft nahegelegt, dass es im Mittelalter (950 bis 1250 nach Christus) in Europa regional wärmer war als in den vergangenen Jahrhunderten. Diese Resultate waren jedoch nur schwer mit Resultaten von Klimamodellsimulationen zu vereinbaren. „Dies wirft nicht nur Fragen zur Zuverlässigkeit von Modellen auf, sondern trägt auch zur Unsicherheit bei zukünftigen Klimaprojektionen bei“, schrieben die Autorinnen und Autoren in der Studie.

Die Forschenden der WSL haben für die neue Studie insgesamt 50 Millionen Holzzellen vermessen, die von 188 lebenden und toten Waldföhren (Pinus sylvestris) in der Region Fennoskandien (Skandinavien und Finnland) stammten. Die Messung einzelner Holzzellen, sogenannter Tracheiden, liefert laut den Forschenden genauere Daten als konventionelle Baumringanalysen.

So sieht es wirklich mit der Erderwärmung aus

Es gab zweifelsohne in der Vergangenheit natürliche Klimaschwankungen, einschließlich wärmerer und kälterer Perioden. Das sogenannte „Mittelalterliche Warme Optimum“ (ca. 900 bis 1300 n. Chr.) war etwa eine Periode, in der einige Regionen der Erde relativ wärmer waren als zuvor oder danach. Allerdings war diese Erwärmung nicht global und nicht so stark wie die gegenwärtige Erwärmung.

Der heutige Klimawandel ist ein globales Phänomen. Die derzeitige Erwärmung hat eindeutige, von Menschen verursachte Ursachen, vor allem den Anstieg von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre durch menschliche Aktivitäten wie Verbrennung fossiler Brennstoffe und Entwaldung. Es gibt einen breiten wissenschaftlichen Konsens, dass der Mensch die Hauptursache für die gegenwärtige globale Erwärmung ist.

Moderne Klimaforschung stützt sich auf umfangreiche Daten und Analysen aus verschiedenen Quellen wie Eisbohrkernen, Baumringen, Sedimenten und Satellitenmessungen. Diese Daten zeigen, dass die gegenwärtige Erwärmung in einem historischen Kontext betrachtet außergewöhnlich schnell und stark ist.

Mittelalter deutlich kühler als gedacht
Die Analyse ergab, dass es in Fennoskandien im Mittelalter deutlich kälter war, als frühere Analysen von Jahresringen ergeben hatten. Die mittelalterliche Wärmeperiode erreichte deutlich tiefere Temperaturen als die aktuelle Klimaerwärmung.

Das stimmt nicht nur mit den Ergebnissen von Klimamodellen überein, sondern stützt laut Björklund das Argument, dass menschliche Einflüsse die Temperaturen auch in dieser Region erhöhen. Die Autoren betonten in der Studie die dominierende Rolle der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung, selbst auf regionaler Ebene.

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