Ein ausgestorbener Wal zählt nach Forscherangaben zu den schwersten Tieren, die jemals auf der Erde gelebt haben. Die Gruppe um Eli Amson vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart hatte die rund 39 Millionen Jahre alten Knochen des in Peru entdeckten Wals untersucht. Das Gewicht des Tieres werde auf 85 bis 340 Tonnen geschätzt, schreibt das Team im Fachjournal „Nature“.
Die Art mit dem Namen „Perucetus colossus“, grob übersetzt „der kolossale Wal aus Peru“, sei damit ein Anwärter auf den Titel des „schwersten Tiers aller Zeiten“, teilte das Naturkundemuseum am Mittwoch mit. Die Wale haben sich auch früher zu gigantischen Tieren entwickelt als gedacht.
Enorme Körpermasse
Nach Untersuchungen des fossilen Skeletts nehmen sie an, dass die frühen Verwandten der heutigen Wale, Delfine und Schweinswale bereits vor ungefähr 39 Millionen Jahren vollständig in küstennahen Gewässern lebten und enorme Körpermassen besaßen. „Der Fund verändert das Verständnis der Wal-Evolution“, sagte Amson.
Die neue Studie zeige erstmals, „dass die gigantischen Körpermassen der Wale bereits 30 Millionen Jahre früher erreicht wurden als bisher angenommen“. Zuvor sei der evolutionäre Übergang zu echtem Gigantismus bei Walen wie den modernen Bartenwalen als ein relativ junges Ereignis vor etwa zehn Millionen Jahren angesehen worden.
Wal verschiebt Gewichtsobergrenze „deutlich“
„Perucetus colossus“ kombiniere eine gigantische Größe mit einem extrem hohen Knochengewicht, sagte der 34 Jahre alte Forscher. „Dieser frühe Wal verschiebt die bisher bekannte Obergrenze der Skelettmasse bei Säugetieren und im Wasser lebenden Wirbeltieren drastisch. Möglicherweise ist er auch das schwerste jemals beschriebene Tier.“
Zusätzliches Gewicht habe den in Meeren lebenden Tieren im Laufe der Evolution geholfen, ihren Auftrieb zu regulieren und sich unter Wasser zu halten, ähnlich wie der Bleigürtel bei Tauchern. Das enorme Gewicht des „Perucetus colossus“ sei mit der Anlagerung zusätzlicher Knochenmasse an der Außenseite der Skelettelemente und mit einer höheren Knochendichte zu erklären.
Jeder Wirbel wiegt über 100 Kilo
Das Fossil des „Perucetus colossus“ ist bereits vor zehn Jahren in der Wüste an der Südküste Perus entdeckt worden. Jeder Wirbel des Funds wiegt weit über 100 Kilogramm, die Rippen des Urzeit-Wals sind bis zu 1,4 Meter lang. Mit fünf bis acht Tonnen sei das 20 Meter lange Skelett der neuen Art zwei- bis dreimal so schwer wie das 25 Meter lange Skelett eines Blauwals, das in der Hintze Hall des Natural History Museums in London ausgestellt ist.
Um das Gewicht des Exemplars zu schätzen, wurden die geborgenen und präparierten Knochen gescannt und ihr Volumen bestimmt. Mit Kernbohrungen wurde die innere Knochenstruktur beurteilen. Zur Rekonstruktion der Körpermasse verwendeten die Forscher das bei lebenden Meeressäugern bekannte Verhältnis von Weichteil- zu Skelettmasse. „Mit den sich daraus ergebenden Schätzungen zwischen 85 und 340 Tonnen liegt das Gewicht der neuen Art in der Größenordnung des Blauwals oder möglicherweise darüber“, bilanzierte das Stuttgarter Museum.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.