Ein Wiener Internet-Reisebüro lockte Kunden mit Angeboten, die zu gut waren, um wahr zu sein. Das funktionierte eine Zeit lang richtig gut. Nun folgte die Pleite - und Touristen blicken in Hotellobbys in fragende Gesichter.
„Gib ein Gebot mit deinem Wunschpreis ab. Bis Dealende erfährst du, ob dein Gebot akzeptiert wurde. Fahr zu deinem Preis in den Urlaub!“ Es waren verlockende Versprechen, mit denen das Online-Reisebüro „Midnight Deal“ seine Kunden in luxuriöse Urlaube schickte. Für einige Jahre lief das Geschäft, trotz Coronapandemie, auch überraschend gut. In Interviews sprach der junge Geschäftsführer über Expansionspläne in andere Länder – und im Zuge einer Spendenkampagne vom vergangenen Jahr darüber, „die Community an die erste Stelle zu setzen“.
Bis kürzlich jene „Community“ sprichwörtlich baden ging. Allerdings nicht im Hotelpool oder den kühlenden Fluten des Mittelmeers. Reihenweise standen heimische Urlauber in Hotellobbys, für ihren Urlaub war wegen „Zahlungsproblemen“ nichts weiter überwiesen worden. Indes ging „Midnight Deal“ auf Tauchstation.
Verantwortliche untergetaucht
Auch für die „Krone“, die sich auf Spurensuche begab. Im verwaisten Büro in der Wiener Gumpendorfer Straße war niemand anzutreffen, Telefonnummern wurden gelöscht, ebenso die Profile des „Chefs“ in den sozialen Medien. Auch die Homepage des Anbieters ist nicht mehr aufrufbar. Höchst auffällig.
Bis am 1. August tatsächlich das Insolvenzverfahren über das Reisebüro eröffnet wurde. Dass es schon länger schlecht laufen dürfte, verrät der „Krone“ ein Hotel aus Tirol. Als „absolute Frechheit“ bezeichnet die Chefin die Wiener Firma. Seit März laufe man dem Geld nach, sitze nun mittlerweile auf Forderungen von knapp 30.000 Euro. Betroffen ist auch Familienvater Christian H., der um 2600 Euro für eine Kroatien-Reise umfällt.
Zwei Fälle von Hunderten: Im Internet häufen sich die Wutmeldungen von gestrandeten und abgezockten heimischen Urlaubern.
Reisebüro hinterlässt enormen Schaden
Dabei machte die Firma in guten Zeiten 100.000 Euro Umsatz – pro Woche! Die Rückzahlung von Coronaförderungen und die Abhängigkeit von Investoren soll dem Reisebüro den Todesstoß versetzt haben. Der Schaden ist enorm, dürfte nach ersten Schätzungen in die Hunderttausende gehen.
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