Wohnen und Kaufen: Das ist in Salzburg seit Jahrzehnten ein finanzieller Spießrutenlauf. Seit Monaten steigende Zinsen lassen den Wohntraum nun jedoch für ein immer breiteres Publikum endgültig platzen. Selbst für jene, die sich zur Mittelschicht, zu den Gut- und Besserverdienern zählen.
Unfinanzierbar! Diesen Spruch vernimmt man in ganz Österreich, im Speziellen in Salzburg, weil das Bundesland teils mit den höchsten Lebenshaltungskosten aufwartet. Die Lebenshaltungskosten sind etwa so hoch, weil die Immobilienpreise bis 2022 davongaloppiert sind. Und wer sich aktuell für eine Immobilie interessiert, muss zudem mit Zinsen um die vier Prozent rechnen. Das schmerzt.
Durchschnittsverdienst 3360 € netto je Haushalt
Ein Prozent oder vier Prozent Zinsen – macht das so einen großen Unterschied? Und wie! Wer etwa vor zwei Jahren wie in der Grafik (siehe r.) eine Wohnung mit Kaufpreis von 855.000 Euro erworben und dazu einen Kredit von 750.000 Euro aufgenommen hat, zahlt seither bei einer Fix-Verzinsung (1 Prozent, 30 Jahre Laufzeit) 2430 Euro monatlich, gesamt nur 888.000 Euro zurück. Wer die Finanzierung derselben Immobilie heute abschließen will, sieht sich indes mit einer monatlichen Rate von 3673 (!) Euro konfrontiert.
Unterm Strich sind über 1,3 Millionen Euro zu berappen, das ergibt gesamt eine Mehrbelastung von fast 500.000 Euro. Nur wegen gestiegener Zinsen.
Der Kampf gegen die Teuerung und das angehobene Zinsniveau ist nicht die einzige Hürde auf dem Weg zu den eigenen vier Wänden. Aufgrund der neuen Kreditvergaberichtlinien KIM scheitern vor allem viele Junge schon an der Eigenkapitalquote. Bedeutet: Wer wie in Beispiel 1 eine Immobilie für 580.000 Euro erwirbt, muss 20 Prozent davon zur Verfügung haben, um überhaupt Kreditwürdigkeit zu erlangen. Das wären hier 116.000 Euro!
Genug Geld auf der Seite? Schön, aber die monatliche Kreditrate darf 40 Prozent des Netto-Haushaltseinkommens nicht übersteigen. Eine Jungfamilie etwa müsste wie in Beispiel 1 gesamt 5650 Euro verdienen. Auf viele dürfte das nicht zutreffen. 2022 etwa betrug das Durchschnittshaushaltseinkommen 3360 Euro.
Mit leistbar hat das nichts mehr zu tun - Kommentar
Schaffe, schaffe, Häusle baue. Den schwäbischen Spruch kennt man. Wer beständig leistet, wird sich irgendwann Eigentum schaffen können. Mit diesem Versprechen sind auch Generationen von Österreichern aufgewachsen. Salzburg liefert teils höchste Immobilienpreise gepaart mit höchsten Lebenshaltungskosten. Arbeit allein, also Leistung, befähigt hier längst niemanden mehr zum Wohnungskauf. Und, wenn man sich die Anforderungen für einen Kauf ansieht, wird schnell klar, dass auch weite Teile der Mittelschicht durch die Finger schauen. Mit leistbar hat dieser Wohnungsmarkt absolut nichts mehr zu tun.
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