Unbegreiflicher Fehler

ORF zeigt Teichtmeister im TV als Vergewaltiger

Medien
03.08.2023 23:30

Schulterklopfer beim Nobelitaliener, Mitleidsbekundungen im ORF-Radio und jetzt das: ORF 2 strahlte am Samstag eine Krimiserie mit dem angeklagten Schauspieler Florian Teichtmeister aus. Darin spielt der 43-Jährige, der sich am 5. September in Wien wegen Besitzes und Herstellung von kinderpornografischem Missbrauchs-Material verantworten muss, ausgerechnet den Vergewaltiger einer Schülerin.

Es ist kaum zu glauben. Obwohl der öffentlich-rechtliche Rundfunk beteuerte, bis zur gerichtlichen Klärung keine Produktionen mit Teichtmeister auszustrahlen, lief vergangenen Samstag auf ORF 2 ein Krimi mit dem gefallenen Schauspieler. „Kommissarin Seiler ermittelt - die Stimmen“ ist eine Serie in Spielfilmlänge aus dem Jahr 2003. Teichtmeister spielt darin „Schacky“, der bei einem Portugalurlaub zusammen mit anderen Burschen die Mitschülerin Felicitas Gerber vergewaltigt.

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Der ORF bedauert diese Ausstrahlung, die durch einen administrativen Fehler zustande gekommen ist.

Ein Sprecher des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

76.000 Ekel-Dateien gehortet
Geschmackloser geht es nicht. Denn Teichtmeister wird von der Staatsanwaltschaft bekanntlich Besitz und Herstellung von kinderpornografischem Material vorgeworfen - es geht um rund 76.000 Missbrauchdateien. Der Prozess gegen den Mimen soll am 5. September im Wiener Landesgericht über die Bühne gehen. Gegenüber dem „Standard“ gibt sich der Sender kleinlaut: „Der ORF bedauert diese Ausstrahlung, die durch einen administrativen Fehler zustande gekommen ist.“ - Wer dafür die Verantwortung trägt, bleibt offen.

Florian Teichtmeister (2. v. re.) in der Rolle eines Vergewaltigers, gezeigt am Samstag im ORF (Bild: zVg)
Florian Teichtmeister (2. v. re.) in der Rolle eines Vergewaltigers, gezeigt am Samstag im ORF

Lange Liste an Ärgernissen
Der Vorfall reiht sich nahtlos in eine Reihe von Ärgernissen in Zusammenhang mit dem Strafakt. Zuerst das lange Warten auf einen neuen Prozesstermin. Dann die ausgeweitete Anklage, wo sich nun der Gerichtsgutachter gar für eine (bedingte) Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher, die nun forensisch-therapeutische Zentren heißen, ausspricht.

Für Aufregung sorgte, dass Florian Teichtmeister sich immer wieder beim Nobel-Italiener Fabios und im Schwarzen Kameel in der Wiener Innenstadt zeigte. Zudem verwunderte der neue „Jedermann“ Michael Maertens in einem Ö3-Interview, in dem er sagte, dass er Mitleid mit Teichtmeister habe. In der Kritik steht auch das Justizministerium, das die angekündigten Strafverschärfungen noch nicht auf den Boden gebracht hat.

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