Der deutsche Künstler Heiner Meyer hält uns in seinen Werken den Spiegel von Konsum- und Schönheitswahn vor. Die „Krone“ hat ihn beim Ausstellungsaufbau im Kunstforum Wien zum Interview getroffen.
Es gibt eine Dokumentation über Heiner Meyer, die nennt sich „Schöner als echt“. Der Titel sei zwar nicht von ihm, so der deutsche Pop-Art-Künstler, doch er trifft es schon sehr gut. Manches ist so „zuckersüß, dass es zwischen den Zähnen knirscht“, schmunzelt er mit dieser sympathischen Ironie, die sich auch in seinen Werken findet.
Schöner als schön, perfekter als perfekt - so hält er in seinen Malereien und Skulpturen unserer auf Hochglanz polierten Konsum- und Werbewelt mit Witz und immer wieder überraschenden Details den Spiegel vor. „Ich habe nie verstanden, warum man schöne Frauen noch mit Photoshop bearbeitet. Das hat mit der wahren Person nichts mehr zu tun.“ Diese irreale Makellosigkeit bannte er schon auf Leinwand, lange bevor Instagram-Filter die Schönheitsoptimierung auf ein neues Level hoben.
Der gebürtige Bielefelder fühlt sich in seiner Kunst der Pop-Art der 60er- und 70er-Jahre verbunden. Andy Warhol hat er sogar noch persönlich getroffen. Wenn auch nur aus der Ferne. „Ich bin ihm damals im Studio 54 begegnet, doch er ist in den VIP-Bereich gegangen, da durfte ich nicht hin“, lacht der 69-Jährige.
Lern erst einmal, richtig zu zeichnen
Dafür lernte er Salvador Dalí kennen - und arbeitete einige Zeit als Assistent in seinem Atelier. „Ich habe ihm ein paar Sachen von mir gezeigt - und er meinte nur: Lerne erst einmal, richtig zu zeichnen“, erinnert sich Meyer. „Dann hat er ein Brot auseinandergebrochen und mich drei Monate lang damit gequält, bis ich es mit all seinen Details nachgezeichnet hatte. Von Salvador Dalí habe ich gelernt, mich nicht zu schnell zufriedenzugeben, mich immer wieder zu fragen, ob es wirklich das ist, was ich bewirken wollte.“ Fast ein bisschen perfekter als perfekt . . .
Die Spuren dieser „surrealistischen“ Erfahrung finden sich in seinen Werken ebenso wie Zitate von Hockney, Basquiat, Disney bis hin zu modernen Modehäusern wie Hermès oder Louis Vuitton, deren Taschen er in originelle Skulpturen verwandelte - manche gegossen aus „geschredderten 5-Mark-Stücken“.
Heiner Meyers Werke werden rund um den Globus gesammelt. Für die Ausstellung „Pop Art Now“, die ab 6. August im Kunstforum Wien zu sehen ist, hat er nun eine Art „Best of“ aus den vergangenen 25 Jahren zusammengetragen. Sie ist bis 28. August zu sehen, der Eintritt ist frei. Nähere Informationen finden Sie hier.
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